Warten auf den Weihnachtsmann

Wie Ochs und Esel zur Krippe im Stall von Bethlehem kamen
(Eckhard Leyser)
„Das wird wohl nicht einfach werden“, sagte sich Erzengel Michael und strich sich sorgenvoll über seine wallenden Locken. Er war eigens vom Erzengel Gabriel beauftragt worden, passende Tiere für den Stall zu bestimmen. Die Zeit drängte, denn die Geburt des kleinen Jesuskindes im Stall von Bethlehem stand kurz bevor. Die Hirten wie auch die drei Weisen aus dem Morgenland waren bereits unterwegs, um dem Stern von Bethlehem zu folgen, der sie zu dem Kind in der Krippe führen würde. Erzengel Michael rief sogleich alle Tiere aus dem Umkreis zu sich, um eine Entscheidung zu treffen. Als erster drängte sich der Löwe vor. „Ich bin der König aller Tiere und habe vor nichts Angst!“ Zum Beweis brüllte er kräftig wie es nur ein richtiger Löwe kann, so dass Engel Michael zusammenzuckte. „Ich zerreiße jeden, der dem Jesuskind zu nahe kommt!“, bekräftigte der Löwe zusätzlich. Aber Erzengel Michael schüttelte den Kopf, denn das war ihm doch zu gefährlich. Niemand sollte schließlich Angst haben oder sein Leben verlieren, wenn er die Krippe aufsuchen wollte. Er lobte den Löwen für seine Kraft und seinen Mut, betonte aber, dass alle Besucher beim Jesuskind willkommen seien und keine Angst bekommen dürften. Er wandte sich dem Affen zu, der gleich seine Gewandtheit und Schnelligkeit vor Augen führte und flink herumturnte. Erzengel Michael zeigte sich beeindruckt, doch das war ihm viel zu unruhig. „Nehmt doch mich“, sagte der Fuchs. „Ich bin ein raffinierter Dieb und kann für das Jesuskind alles stehlen, was es braucht!“ Doch ein solch sündhaftes Verhalten kam für Erzengel Michael überhaupt nicht in Frage. Er wies den Fuchs energisch in die Schranken und forderte ihn auf, künftig auf ehrliche Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nun trat der Hofhund des Stallbesitzers nach vorne. „Ich bin ein guter Wachhund und habe schon einige Diebe verjagt“ sagte er voller Stolz. „Das zählt hier nicht“, gab Erzengel Michael zurück. „Hier müssen keine Diebe verjagt werden! Aber mach du nur weiterhin deine gute Arbeit.“ Leise schlich sich nun die Hauskatze nach vorne. Sie sagte in ihrem miauenden Singsang „Ich habe ein sanftes Gemüt und würde das Jesuskind abschlecken, bis es ganz sauber ist!“ Erzengel Michael schüttelte sich. „Das ist sicher gut gemeint, liebe Katze, aber das Jesuskind abschlecken, das geht nun wirklich nicht!“ In der Folge stellten sich noch viele andere Tiere vor, darunter auch eine Schlange, ein Mäuslein, eine Giraffe und ein Elefant. Die beiden letztgenannten waren eindeutig zu groß für den kleinen Stall. Sie hätten nicht einmal durch die Tür gepasst. Die Schlange hätte wohl zu große Angst ausgelöst und ein Mäuslein wäre wohl auch nicht passend gewesen. Die Schafe wollten lieber bei ihrer Herde bleiben und der Ziegenbock roch einfach zu streng. Aber Erzengel Michael fand für alle aufmunternde Worte, denn jedes Tier ist ein Geschöpf Gottes. Schließlich wandte sich Engel Michael dem Ochsen und dem Esel zu, die ganz hinten standen und sich gar nicht nach vorne getraut hatten. „Kommt doch einmal her“ forderte sie Erzengel Michael freundlich auf. „Warum habt ihr euch nicht vorgestellt? fragte er. „Ach Erzengel Michael,“ antwortete der Esel. „Wir haben nichts gelernt und können nur Lasten tragen und Karren ziehen. Wir jagen auch niemandem Angst ein, denn wir sind friedvolle bescheidene Geschöpfe.“ Der Esel ließ traurig seine Ohren hängen und auch der Ochse sah ganz betrübt aus. „Ihr seid doch genau richtig“, rief Erzengel Michael freudestrahlend und klatschte in die Hände. „Das Jesuskind liebt ganz besonders die Sanftmut, die Demut und die Bescheidenheit und es hat ein Herz für alle Leidenden! Kommt nach vorne zur Krippe und leistet dem Jesuskind Gesellschaft! Gleich wird der Heiland geboren und in der Krippe liegen!“ Erzengel Michael segnete zum Abschluss Menschen und Tiere und kehrte mit rauschendem Flügelschlag wieder in den Himmel zurück. Und so kam es, dass auch heute noch, über 2000 Jahre später, weltweit Ochs und Esel an der Krippe stehen und in harmonischer Eintracht mit den Hirten, den drei Weisen aus dem Morgenland sowie Maria und Joseph dem neu geborenen Jesuskind huldigen.
 
Der kleine Wichtel
Der kleine Wichtel war schon alt, sehr alt und er hatte schon viele Weihnachten erlebt. Früher, als er noch jung war, ist er oft in der Adventszeit in das Dorf gegangen und überraschte die Menschen mit kleinen Geschenken. Er war lange nicht mehr im Dorf gewesen. Aber in diesem Jahr wollte der kleine Wichtel wieder einmal die Menschen besuchen. So machte er sich schließlich auf den Weg, setzte sich vor das große Kaufhaus der nahegelegenen Stadt und beobachtete still und leise das rege Treiben der vorbei eilenden Menschen. Die Menschen suchten Geschenke für ihre Familien und Freunde. Die meisten Menschen kamen gerade von der Arbeit und hetzten eilig durch die Straßen. Die Gedanken des kleinen Wichtels wanderten zurück zu jener Zeit, wo es noch keine elektrischen Weihnachtsbeleuchtungen gab und er überlegte, ob die Menschen damals auch schon mit vollen Tüten durch die Straßen geeilt sind? Nun, die Zeiten ändern sich, dachte der kleine Wichtel und schlich unbemerkt aus der überfüllten Stadt hinaus, zu dem alten Dorf, wo er früher immer gerne gewesen ist. Er hatte genug von hetzenden Menschen, die scheinbar keine Zeit hatten. Ist die Adventszeit nicht eine ruhige und besinnliche Zeit? So kam er an das alte Haus in dem schon viele Menschen gewohnt hatten. Früher war dieses Haus sein Lieblingshaus gewesen. Früher, als es noch kein elektrisches Licht gab und die Menschen ihr Haus mit Kerzen erleuchteten. Er erinnerte sich, dass sie auch keine Heizung hatten und die Menschen Holz ins Haus schafften, um es warmzuhalten. Er sah damals während der Adventszeit immer wieder durch das Fenster und beobachtete jedes Jahr dasselbe. An manchen Abenden sah er die Mutter und Großmutter Plätzchen backen. Der Duft strömte durch das ganze Haus und drang sogar zu ihm nach draußen. Der Vater und der Großvater machten sich auf, um im Wald einen Weihnachtsbaum zu schlagen und ihn mühevoll nach Hause zu bringen. Es war kalt und sie freuten sich beim Heimkommen auf den warmen Tee, den die Mutter gekocht hatte. Oftmals saßen die Menschen zusammen, um gemeinsam zu singen und der Großvater erzählte den Kindern spannende Geschichten. Die Kinder konnten es kaum erwarten, bis die Großmutter auf den Speicher stieg, um die Weihnachtskiste zu holen, denn das tat sie immer erst kurz vor Weihnachten. In dieser Kiste gab es viel zu entdecken. Sterne aus Stroh, Kerzen, Engel mit goldenem Haar und viele andere kostbare Dinge. Aber das war schon lange her und es war eine andere Zeit. Eine Zeit des gemeinsamen Tuns, eine Zeit miteinander, eine Zeit füreinander. Von seinen Gedanken noch ganz benebelt, sah der kleine Wichtel auch heute durch das Fenster des alten Hauses und entdeckte die Familie, wie sie gemeinsam um den Adventskranz saß und der Vater den Kindern eine Geschichte vorlas. Nanu, dachte der kleine Wichtel, eine Familie, die nicht durch die Straßen hetzt. Menschen die Zeit miteinander verbringen und die ihr Haus mit Kerzen erleuchten. Ja, heute ist eine andere Zeit, aber auch heute finden Menschen wieder füreinander Zeit. Dem kleinen Wichtel wurde es ganz warm ums Herz und er schlich leise und unbemerkt dorthin, woher er gekommen war.
 
Papa muss Weihnachten...
(Conny Cremer)
Als Katharina das Klingeln hörte, wusste sie schon vor dem abheben des Hörers, dass er wieder mal nicht rechtzeitig zum Abendessen da sein würde. Aber nicht die Tatsache, dass er wieder später kommen würde, sondern der traurige Blick ihrer Tochter schmerzte sie. Gerade mal 4 Jahre alt wusste Kassandra schon, dass es immer das Gleiche bedeutete, wenn um diese Uhrzeit das Telefon klingelte. „Papa muss noch einen Bericht fertig machen!“, „Papa muss noch einen Kollegen in die Arbeit einweisen!“, „Papa muss noch an einer Besprechung teilnehmen!“, und so weiter, und so weiter. Das waren die Sätze, die Kassandra von ihrer Mutter hörte, wenn das Telefon die Verspätung eingeläutet hatte. Und auch die Mama fand das immer sehr traurig, denn so viel gemeinsame Zeit ging dem Vater und Ehemann verloren, weil er immer so viel anderes noch „musste“. Und dabei war doch jetzt Advent. Die Zeit von Ruhe und Besinnlichkeit. Die Zeit, die mit der Familie verbracht werden sollte um gemeinsam Vorbereitungen für Weihnachten zu machen oder auch nur gemeinsam zur Ruhe zu kommen. Im Kindergarten hatten sie Geschichten gehört vom gemeinsamen Backen der Plätzchen, denn dafür brauchte das Christkind Hilfe. Wäre ja auch viel zu viel Arbeit für’s Christkind all’ die Weihnachtsplätzchen für die ganze Welt alleine zu backen. Schließlich hat das Christkind ja auch Adventszeit sobald die erste Kerze brennt. Und die ganze Familie bastelt zusammen für den Weihnachtsbaum oder vorher für den Adventskranz und evtl. auch einen Adventskalender für jeden. Aber eben zusammen, also auch mit dem Papa. Musste Papa denn außer seiner Arbeit nicht auch für sie da sein? Für sie und ihre Mutter um alle diese schönen Sachen zusammen zu erleben? Bisher hatte er keinen Tag Zeit gehabt und morgen war schon Nikolaus. Also auch gar nicht mehr so lange hin bis Weihnachten. Ja und den Nikolaus hatte Papa letztes Jahr auch schon verpasst, so wie er es wohl auch dieses Jahr tun würde. Katharina hob den Hörer ab und noch bevor sie sich hatte melden können hörte sie Gabriel sagen: „Nein, mein Schatz, ich werde heute nicht zu spät sein“. Sie stutzte und fragt: „Wie meinst du das? Besser gefragt – wozu zu spät oder eben nicht?“ „Heute Abend bin ich zum Essen zu Hause. Und wenn dann der Nikolaus zu uns kommen will, dann bin ich auch da. Und überhaupt werde ich jeden Abend da sein und ganz besonders auch am Heiligen Abend“. Katharina glaubt nicht, was sie soeben gehört hat. Noch nie hat Gabriel angerufen, wenn er pünktlich Heim kam – was sowieso selten genug passierte. Immer nur Verspätungen hatte er angekündigt oder gar plötzliche Geschäftsreisen. Dann hatte sie ihm sogar den Koffer gepackt zum Bahnhof oder Flughafen bringen müssen. Vorsichtig fragte Katharina nach: „Also, Gabriel, versteh’ mich bitte nicht falsch, Kassandra und ich freuen uns sehr, wenn du heute da bist. Aber was ist passiert? Noch nie hast du angerufen, wenn du nicht später oder gar nicht Heim gekommen bist? Und jetzt kündigst du dich an zum pünktlich sein für heute und die ganzen kommenden Tage. Also, was ist passiert?“ Tja, was war passiert? So ganz genau wusste das Gabriel selbst nicht. Und genau erklären konnte er es genau so wenig, wie selbst genau verstehen was mit ihm heute passiert war. Er fühlte sich ein bisschen in das Charles Dickens-Märchen „Scrooge“ versetzt, wenn er an den heutigen Nachmittag zurück denkt. Seinen neuen Kunden, mit dem er heute den ersten Termin gebucht hatte, hatte er sich doch ganz anders vorgestellt. Die Sekretärin brachte ein kleines zierliches Mädchen in sein Büro mit den Worten: „Dein Termin, Gabriel“, und verschwand verschmitzt lächelnd. Er hatte aufgeschaut und blickte direkt in die großen tiefblauen Augen des zierlichen Kindes, die ihn fest und durchdringend ansahen. Eigentlich hatte es in dem Gespräch um die wesentlichen Strukturen von Gemeinschaft gehen sollen und jetzt stand da dieses Mädchen vor ihm. Er hatte sich geräuspert und dann gesagt: „Tja, ich glaube, du bist hier bestimmt falsch. Oder hast du dir einen Scherz mit mir erlaubt?“ „Nein“, hatte die Kleine daraufhin gemeint, „ich bin hier genau richtig und ein Scherz ist das auch nicht.“ Sie war direkt auf Gabriel um den Schreibtisch herum zugekommen, hatte sich auf seinen Schoß gesetzt und den völlig Überraschten bei den Händen gegriffen. Dann sagte sie folgendes: „Gabriel, ich habe immer tolle Dinge erlebt genau in den Zeiten, in denen er den Menschen nur um die Familie ging. So schöne Dinge kann man gemeinsam tun und sich dabei die herrlichsten Geschenke machen. Und alles was mir wirklich etwas bedeutet war bisher selbst gemacht oder einfach nur die Zeit, die mit mir verbracht wurde. Alles kann man mit Geld kaufen, aber davon ist rein gar nichts wirklich wichtig. Denn alles, was wirklich wichtig ist, ist mit Geld nicht zu kaufen oder zu bezahlen. Zeit, miteinander und für einander. Liebe für den nächsten und besonders alle die uns nah sind.“ Dann war sie aufgesprungen und zur Tür gegangen, hatte sich zu dem mit offenem Mund da sitzenden Gabriel umgedreht und gesagt: „Merk dir das, denn genau das allein ist wichtig!“ Dann hatte sich die Tür hinter dem Kind geschlossen und Gabriel hatte da gesessen und nicht gewusst, ob er gerade geträumt hatte. Auch sich an den Kopf klopfen hatte ihm das nicht bestätigen könne. Er wollte sich gerade wieder seinen Akten widmen, aber zog dann seine Hand doch wieder zurück. Dieses Kind, wer war es und wieso hatte sie einen Termin bei ihm haben können. Er hatte seine Sekretärin dazu gerufen und diese schwor Stein und Bein, dass er weder gerade einen Termin gehabt habe, noch dass sie ihm ein kleines Mädchen ins Büro gebracht hätte. Im Gegenteil erkundigte sie sich ob bei ihm alles in Ordnung sei bevor sie das Büro wieder verließ. Lange hatte er da gesessen und über das Geschehene oder eben nicht Geschehene nachgedacht. Dann hatte er den Hörer genommen und seine Frau angerufen, der er jetzt einfach alles so erzählte, wie er es erlebt hatte. „Komm jetzt nach Hause, mein Schatz“, sagte Katharina zu Gabriel „und lass uns gemeinsam zu Abend essen, denn jetzt ist auch Kassandra wieder da. Sie war einige Zeit nicht zu finden.“ Und als alle drei zusammen beim Abendessen saßen, da kam der Nikolaus. „Das wird das Christkind sehr freuen“, sagte er zu Gabriel und alle drei bekamen ein kleines Geschenk.
 
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
(Hans Christian Andersen)
Es war entsetzlich kalt. Es schneite, und der Abend dunkelte bereits. Es war der letzte Abend im Jahre, Silvesterabend. In dieser Kälte und in dieser Finsternis ging auf der Straße ein kleines armes Mädchen mit bloßen Kopfe und nackten Füßen. Es hatte wohl Pantoffeln angehabt, als es von zu Hause fortging, aber was konnte das helfen! Es waren sehr große Pantoffeln. Die waren früher von seiner Mutter gebraucht worden, so groß waren sie. Diese Pantoffeln hatte die Kleine verloren, als sie über die Straße eilte, während zwei Wagen in rasender Eile vorüberjagten. Der eine Pantoffel war nicht wieder aufzufinden, und mit dem anderen machte sich ein Knabe aus dem Staube, welcher versprach, ihn als Wiege zu benutzen, wenn er einmal Kinder bekäme. Da ging nun das kleine Mädchen auf den nackten zierlichen Füßchen, die vor Kälte ganz rot und blau waren. In ihrer alten Schürze trug sie eine Menge Schwefelhölzer, und sie hielt ein ganzes Bund in der Hand. Während des ganzen Tages hatte ihr niemand etwas abgekauft, niemand ein Almosen gereicht. Hungrig und frostig schleppte sich die arme Kleine weiter und sah schon ganz verzagt und eingeschüchtert aus. Die Schneeflocken fielen auf ihr langes blondes Haar, das sich schön gelockt über ihren Nacken legte. Aus allen Fenstern strahlte heller Lichterglanz und über alle Straßen verbreitete sich der Geruch von köstlichem Gänsebraten. Es war ja Silvesterabend, und dieser Gedanke erfüllte alle Sinne des kleinen Mädchens. In einem Winkel zwischen zwei Häusern kauerte es sich nieder. Seine kleinen Beinchen hatte es unter sich gezogen, aber es fror nur noch mehr. Trotzdem wagte das Mädchen nicht, nach Hause zu gehen, da es noch keine Streichhölzer verkauft und noch keinen Heller erhalten hatte. Es hätte gewiss vom Vater Schläge bekommen, und kalt war es ja auch zu Hause. Sie hatten gerade mal ein Dach über dem Kopf, und der Wind pfiff schneidend hinein, obgleich Stroh und Lumpen in die größten Ritzen gestopft waren. Ach, wie gut musste ein Schwefelhölzchen tun! Wenn es nur wagen dürfte, eins aus dem Schächtelchen zu nehmen, es gegen die Wand zu streichen und die Finger daran zu wärmen! Endlich zog das Mädchen eines heraus. Und ritsch, da sprühte und brannte es. Das Schwefelholz strahlte eine warme helle Flamme aus, wie ein kleines Licht. Doch es war ein merkwürdiges Licht. Es kam dem kleinen Mädchen vor, als säße es vor einem großen eisernen Ofen. Das Feuer brannte so schön und wärmte so wohltuend! Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu wärmen, da erlosch die Flamme. Der Ofen verschwand, und das Mädchen hatte nur noch das ausgebrannte schwarze Schwefelholz in der Hand. Ein neues wurde angestrichen. Es brannte und leuchtete, und plötzlich war die Mauer, auf welche der Schein fiel, durchsichtig wie ein feines Seidentuch. Die Kleine sah geradewegs in die Stube hinein, wo der Tisch mit einem blendend weißen Tischtuch und feinem Porzellan gedeckt war. Darauf dampfte eine gebratene Gans, köstlich mit Pflaumen und Äpfeln gefüllt. Und was noch herrlicher war, die Gans sprang aus der Schüssel und watschelte mit Gabel und Messer im Rücken über den Fußboden auf das arme Mädchen zu. Da erlosch das Schwefelholz, und nur die dicke kalte Mauer war noch zu sehen. Sie zündete ein neues an. Da saß die Kleine unter dem herrlichsten Weihnachtsbaum. Er war noch größer und reicher ausgeputzt als der, den sie am Heiligabend bei dem reichen Kaufmann durch die Glastür gesehen hatte. Tausende von Lichtern brannten auf den grünen Zweigen, und glitzernde Kugeln funkelten auf sie hernieder. Die Kleine streckte beide Hände nach ihnen in die Höhe, da erlosch das Schwefelholz. Die vielen Weihnachtslichter stiegen höher und höher, und sie sah erst jetzt, dass es die hellen Sterne waren. Einer von ihnen fiel herab und zog einen langen Feuerstreifen über den Himmel. "Jetzt stirbt jemand", sagte die Kleine leise, denn die alte Großmutter, die allein freundlich zu ihr gewesen war, hatte gesagt: "Wenn ein Stern fällt, steigt eine Seele zu Gott empor!" Das Mädchen strich wieder ein Schwefelholz gegen die Mauer, und es warf einen weiten Lichtschein ringsumher. In diesem Glanze stand mit einem Male die alte Großmutter hell beleuchtet, mild und freundlich da. "Großmutter", sprach die Kleine, "oh, nimm mich mit dir! Ich weiß, dass du verschwindest, sobald das Schwefelholz ausgeht. Du verschwindest, wie der warme Kachelofen, der köstliche Gänsebraten und der große flimmernde Weihnachtsbaum!" Schnell strich sie den ganzen Rest der Schwefelhölzer an, die sich noch im Schächtelchen befanden, denn sie wollte die Großmutter festhalten. Die Schwefelhölzer verbreiteten einen solchen Glanz, dass es heller war als am lichten Tag. So schön, so groß war die Großmutter noch nie gewesen. Sie nahm das kleine Mädchen auf ihren Arm, und sie schwebten in Glanz und Freude hoch empor. Kälte, Hunger und Angst wichen von dem Mädchen, sie war bei Gott. Im Winkel am Hause saß am kalten Morgen ein kleines Mädchen mit roten Wangen und mit Lächeln um den Mund. Es war tot, erfroren am letzten Tage des alten Jahres. Der Morgen des neuen Jahres ging über der kleinen Leiche auf, die mit Schwefelhölzern da saß, wovon fast ein Schächtelchen verbrannt war. "Sie hat sich wärmen wollen", sagte man. Niemand wusste, was sie Schönes gesehen hatte, und dass sie mit der alten Großmutter in den Himmel eingegangen war.

“Das Mädchen mit den Schwefelhölzern”
Das sehr beliebte Weihnachtsmärchen wurde öfters verfilmt (1902, 1928, 1937, 1987, 2006, 2013), als Oper (1897), als Schlager (Manuela, Claudia Jung …) und als diverse Songs verarbeitet.
"Mistletoe and Wine"
Wohl am bekanntesten (... und für mich am schönsten ...) ist Cliff Richards Version aus dem Jahre 1988: „Mistletoe And Wine“ Wohl jeder kennt das Lied – kaum einer weiß, dass das Lied auf dieses Märchen beruht. Cliff Richard möchte gerne neben seinen bekannten Songs ein Bekenntnis zum christlichen Glauben abgeben. Leider ist bislang seit Jahren seine Plattenfirma gegen dieses Vorhaben. Aber jetzt lässt sich Cliff Richard nicht mehr abwimmeln. Seine Version klingt wie ein Lied aus dem 19. Jahrhundert – ist aber in Wirklichkeit lediglich elf Jahre alt. Es stammt aus dem Musical „Scraps“ (1976), das auf das bekannte Märchen beruht.
Für Cliff Richard – und die meisten Engländer sind der Mistelzweig und der Wein von je her die bekanntesten Symbole für das Weihnachtsfest. Der Mistelzweig ist aus „heidnischen Zeiten“ ins englisch-christlichen Brauchtum übernommen worden: Heute küsst man sich unter einem Mistelzweig.
Der Text von "Misteltoe and wine" war in der ursprünglichen Version eher satirisch - Cliff Richard änderte die Zeilen etwas, um den religiösen Hintergrund stärker zum Ausdruck zu bringen:

Lyrics:
The Child is a King, the Carolers sing
the old is passed there's a new beginning
dreams of Santa, dreams of snow
fingers numb, faces aglow

Christmas time, mistletoe and wine
children singing Christian rhyme
with logs on the fire and gifts on the tree
a time to rejoicing in the good that we see

A time for living, a time for believing
a time for trusting, not deceiving
love and laughter and joy ever after
ours for the taking, just follow the Master

Christmas time, mistletoe and wine
children singing Christian rhyme
with logs on the fire and gifts on the tree
a time to rejoicing in the good that we see

A time for giving, a time for getting
a time for forgiving and for forgetting
christmas is love, Christmas is peace
a time for hating and fighting to cease

Christmas time, mistletoe and wine
children singing Christian rhyme
with logs on the fire and gifts on the tree
a time to rejoicing in the good that we see

Christmas time, mistletoe and wine
children singing Christian rhyme
with logs on the fire and gifts on the tree
a time to rejoicing in the good that we see

Übersetzung:
Das Kind ist der König, die Weihnachtssänger singen,
Das Alte ist vergangen und das Neue beginnt.
Träume von Santa, Träume von Schnee,
Die Finger sind taub, Gesichter glühen

Weihnachtszeit, Mistelzweig und Wein
Kinder singen Weihnachtslieder
Mit Kohle im Feuer und Geschenke unterm Baum
Eine Zeit in der man sich über das Gute freut.

Eine Zeit für Leben, eine Zeit für Glauben,
Eine Zeit des Vertrauens, nicht des Betrügens.
Liebe und Gelächter und Freude,
Das alles für uns, lasst uns dem Herrn folgen.

Weihnachtszeit, Mistelzweig und Wein
Kinder singen Weihnachtslieder
Mit Kohle im Feuer und Geschenke unterm Baum
Eine Zeit in der man sich über das Gute freut.

Stille Nacht, heilige Nacht.

Es ist eine Zeit des Gebens, eine Zeit des Bekommens,
Eine Zeit des Vergebens und Vergessens.
Weihnachten ist Liebe, Weihnachten ist Frieden
Eine Zeit um Hass und Kampf zu beenden.

Weihnachtszeit, Mistelzweig und Wein
Kinder singen Weihnachtslieder
Mit Kohle im Feuer und Geschenke unterm Baum
Eine Zeit in der man sich über das Gute freut.

Weihnachtszeit, Mistelzweig und Wein
Kinder singen Weihnachtslieder
Mit Kohle im Feuer und Geschenke unterm Baum
Eine Zeit in der man sich über das Gute freut.

Weihnachtszeit, Mistelzweig und Wein
Kinder singen Weihnachtslieder
Mit Kohle im Feuer und Geschenke unterm Baum
Eine Zeit in der man sich über das Gute freut.

Weihnachtszeit - stille Nacht
Mistelzwei und Wein - heilige Nacht
Kinder singen Weihnachtslieder
Mit Kohle im Feuer und Geschenke unterm Baum
Eine Zeit in der man sich über das Gute freut.
 
Als der Osterhase den Weihnachtsmann vertreten sollte
Wie jedes Jahr im Dezember herrschte auch diesmal hektisches Treiben auf der Weihnachtsmannwolke. Die Engel lächelten zwar, aber sie seufzten: „Es scheinen von Jahr zu Jahr mehr und größere Gaben zu werden!“ Sie mussten die Geschenke ja nicht nur einpacken, sondern vorher auch testen, ob alles heil und gebrauchsfertig ist. Früher brauchten sie nur Teddys umzudrehen, um zu überprüfen, ob er richtig brummt und Puppen darauf untersuchen, ob sich ihre Arme und Beine bewegen lassen und sie anständig „Mama“ sagen, aber in der jetzigen Zeit genügt das nicht mehr. Es gibt so viel neues Spielzeug! Zum Beispiel die Computerspiele. Ehe man die bis zum letzten Level geprüft hatte, verging schon einige Zeit! Ein Engel beschäftigte sich gerade mit „Rapanui“. Bei diesem Spiel wird ein Tennisball nach bunten Bausteinen geschossen, die bei Treffern zerbröseln und verschwinden. Natürlich wird das nicht am kleinen Computerbildschirm getan, sondern ganz großformatig in 3D. Der Engel war sehr eifrig und ganz vertieft in das Spiel. Da lief der Weihnachtsmann von einer Werkstatt zur anderen und durchquerte das Computerspiel. Er sah den Ball auf sich zu rasen - er sieht alles, was auf seiner Wolke geschieht! - und wollte ihm ausweichen. Dabei rutschte er aus und fiel hin. Er fiel so unglücklich, dass er sich den rechten Arm brach. Nun war guter Rat teuer. Wer sollte in diesem Jahr all die Pakete zu den Kindern bringen? Mit dem gebrochenen Arm konnte er ja den Rentierschlitten nicht lenken! Und seine Helfer hatten keine Fahrerlaubnis. Alle dachten nach, wer jetzt wohl helfen könnte. Der Nikolaus? Der hatte sich wie in jedem Jahr die Füße so wund gelaufen, dass er bis Ende Februar keinen Schritt gehen konnte. Der Pfingstochse? Nein, der ist zu tölpelhaft. Der Beelzemertel? Ach, mit dem ging es ja voriges Jahr schon schief, als er nur ein wenig helfen sollte. Also wer nun? Vielleicht eine der Märchenfiguren? Hänsel und Gretel! Nein, sie waren zu klein. Ebenso das Rotkäppchen. Rapunzel und Aschenputtel waren zu zart, ebenso Schneeweißchen und Rosenrot. Die sieben Zwerge? Sie trauerten immer noch darüber, dass Schneewittchen nicht mehr bei ihnen war. Die Goldmarie wäre vielleicht passend, aber getraute sich nicht zu, die Verantwortung zu übernehmen, die das ordentliche Verteilen der Geschenke mit sich bringt. Der gestiefelte Kater kam nicht in Frage und auch kein anderes Tier des Märchenlandes. Von dem viele Herumgelaufe im Märchenwald wurde der Osterhase aus seinem Winterschlaf aufgeweckt. Er steckte die Nase aus seinem Bau und rief den Engeln zu: „Hey! Was n los?“ Die Engel klärten ihn über die Sachlage auf. „Ach so“, meinte der Langohrige und zog sich wieder in seine Schlafhöhle zurück. „Das ist nicht mein Ressort!“, brummte er dabei leise. Die Engel aber kamen zu ihm und fragten: „Willst du nicht eine gute Tat tun und den Weihnachtsmann vertreten?“ „Wie viel zahlt ihr?“, erkundigte sich Meister Lampe. „Was, du willst Geld dafür? Dann ist es doch keine gute Tat mehr, sondern Arbeit!“ „Na und? Ist schließlich außerhalb meiner Saison.“ Nach einigem Hin und Her hatten sie sich auf eine Summe geeinigt, die den Engeln wahnsinnig hoch schien, dem Hasen aber teuflisch gering. Er ließ sich gar nicht erst zeigen, wie mit dem Weihnachtsschlitten umzugehen ist. Er wollte die Geschenke genau so verteilen, wie er es immer mit seinen Eiern tat. Dazu musste er die Pakete und Päckchen erst einmal auf Eiform bringen. Bei manchen gelang es auf Anhieb – da waren wahrscheinlich Dinge aus Stoff oder Plüsch drin. Der kleine Henry soll sehr gestaunt haben, als er einen kugelförmigen Teddy unter dem Christbaum fand. Bei technischem Spielzeug blieb nichts weiter übrig, als die Verpackung so lange aufzupusten, bis die Eiform erreicht war. Darauf kam der Hase aber erst, nachdem einiges kaputt gegangen war. Der Weihnachtsmann bemerkte, was der Osterhase tat und sah auch, dass es noch sehr lange dauern wird, bis alle guten Gaben Eiform erreicht haben. „So geht das nicht“, brummte er. „Da kommen ja die Geschenke erst Ende Januar zu den Kindern!“ Aber er wusste sich nicht zu helfen. Da traten die Feen des Märchenlandes vor das Himmelstor. Sie wollten versuchen, mit vereinten Kräften den gebrochenen Arm zu heilen. Das gelang auch und es gab doch noch ein einigermaßen fröhliches Weihnachten auf Erden.
 
Der standhafte Zinnsoldat
(Hans Christian Andersen)
Es waren einmal fünfundzwanzig Zinnsoldaten, die waren alle Brüder, denn sie waren aus einem alten zinnernen Löffel gemacht worden. Das Gewehr hielten sie im Arm und das Gesicht geradeaus; rot und blau, überaus herrlich war die Uniform; das allererste, was sie in dieser Welt hörten, als der Deckel von der Schachtel genommen wurde, in der sie lagen, war das Wort "Zinnsoldaten!" Das rief ein kleiner Knabe und klatschte in die Hände; er hatte sie erhalten, denn es war sein Geburtstag, und er stellte sie nun auf dem Tische auf. Der eine Soldat glich dem andern leibhaft, nur ein einziger war etwas anders; er hatte nur ein Bein, denn er war zuletzt gegossen worden, und da war nicht mehr Zinn genug da; doch stand er ebenso fest auf seinem einen Bein wie die andern auf ihren zweien, und gerade er war es, der sich bemerkbar machte. Auf dem Tisch, auf dem sie aufgestellt wurden, stand vieles andere Spielzeug; aber das, was am meisten in die Augen fiel, war ein niedliches Schloß von Papier; durch die kleinen Fenster konnte man gerade in die Säle hineinsehen. Draußen vor ihm standen kleine Bäume rings um einem kleinen Spiegel, der wie ein kleiner See aussehen sollte. Schwäne von Wachs schwammen darauf und spiegelten sich. Das war alles niedlich, aber das niedlichste war doch ein kleines Mädchen, das mitten in der offenen Schloßtür stand; sie war auch aus Papier ausgeschnitten, aber sie hatte ein schönes Kleid und ein kleines, schmales, blaues Band über den Schultern, gerade wie ein Schärpe; mitten in diesem saß ein glänzender Stern, gerade so groß wir ihr Gesicht. Das kleine Mädchen streckte seine beiden Arme aus, denn es war eine Tänzerin, und dann hob es das eine Bein so hoch empor, daß der Zinnsoldat es durchaus nicht finden konnte und glaubte, daß es gerade wie er nur ein Bein habe. ,Das wäre eine Frau für mich', dachte er, aber sie ist etwas vornehm, sie wohnt in einem Schlosse, ich habe nur eine Schachtel, und da sind wir fünfundzwanzig darin, das ist kein Ort für sie, doch ich muß suchen, Bekanntschaft mit ihr anzuknüpfen!' Und dann legte er sich, so lang er war, hinter eine Schnupftabaksdose, die auf dem Tische stand. Da konnte er recht die kleine, feine Dame betrachten, die fortfuhr auf einem Bein zu stehen, ohne umzufallen. Als es Abend wurde, kamen alle die andern Zinnsoldaten in ihre Schachtel, und die Leute im Hause gingen zu Bette. Nun fing das Spielzeug an zu spielen, sowohl ,Es kommt Besuch!' als auch ,Krieg führen' und ,Ball geben'; die Zinnsoldaten rasselten in der Schachtel, denn sie wollten mit dabei sein, aber sie konnten den Deckel nicht aufheben. Der Nußknacker schoß Purzelbäume, und der Griffel belustigte sich auf der Tafel; es war ein Lärm, daß der Kanarienvogel davon erwachte und anfing mitzusprechen, und zwar in Versen. Die beiden einzigen, die sich nicht von der Stelle bewegten, waren der Zinnsoldat und die Tänzerin; sie hielt sich gerade auf der Zehenspitze und beide Arme ausgestreckt; er war ebenso standhaft auf seinem einen Bein; seine Augen wandte er keinen Augenblick von ihr weg. Nun schlug die Uhr zwölf, und klatsch, da sprang der Deckel von der Schnupftabaksdose auf, aber da war kein Tabak darin, nein, sondern ein kleiner, schwarzer Kobold. Das war ein Kunststück! "Zinnsoldat" sagte der Kobold, "halte deine Augen im Zaum!" Aber der Zinnsoldat tat, als ob er es nicht hörte. "Ja, warte nur bis morgen!" sagte der Kobold. Als es nun Morgen wurde und die Kinder aufstanden, wurde der Zinnsoldat in das Fenster gestellt, und war es nun der Kobold oder der Zugwind, auf einmal flog das Fenster zu, und der Soldat stürzte drei Stockwerke tief hinunter. Das war eine erschreckliche Fahrt. Er streckte das Bein gerade in die Höhe und blieb auf der Helmspitze mit dem Bajonett abwärts zwischen den Pflastersteinen stecken. Das Dienstmädchen und der kleine Knabe kamen sogleich hinunter, um zu suchen; aber obgleich sie nahe daran waren, auf ihn zu treten, so konnten sie ihn doch nicht erblicken. Hätte der Zinnsoldat gerufen: "Hier bin ich!", so hätten sie ihn wohl gefunden, aber er fand es nicht passend, laut zu schreien, weil er in Uniform war. Nun fing es an zu regnen; die Tropfen fielen immer dichter, es ward ein ordentlicher Platzregen; als der zu Ende war, kamen zwei Straßenjungen vorbei. "Sieh du!" sagte der eine, "da liegt ein Zinnsoldat! Der soll hinaus und segeln!" Sie machten ein Boot aus einer Zeitung, setzten den Soldaten mitten hinein, und nun segelte er den Rinnstein hinunter; beide Knaben liefen nebenher und klatschten in die Hände. Was schlugen da für Wellen in dem Rinnstein, und welcher Strom war da! Ja, der Regen hatte aber auch geströmt. Das Papierboot schaukelte auf und nieder, mitunter drehte es sich so geschwind, daß der Zinnsoldat bebte; aber er blieb standhaft, verzog keine Miene, sah geradeaus und hielt das Gewehr im Arm. Mit einem Male trieb das Boot unter eine lange Rinnsteinbrücke; da wurde es gerade so dunkel, als wäre er in seiner Schachtel. ,Wohin mag ich nun kommen?' dachte er. Ja, Ja, das ist des Kobolds Schuld! Ach, säße doch das kleine Mädchen hier im Boote, da könnte es meinetwegen noch einmal so dunkel sein!' Da kam plötzlich eine große Wasserratte, die unter der Rinnsteinbrücke wohnte. "Hast du einen Paß?" fragte die Ratte. "Her mit dem Passe!" Aber der Zinnsoldat schwieg still und hielt das Gewehr noch fester. Das Boot fuhr davon und die Ratte hinterher. Hu, wie fletschte sie die Zähne und rief den Holzspänen und dem Stroh zu: "Halt auf! Halt auf! Er hat keinen Zoll bezahlt; er hat den Paß nicht gezeigt!" Aber die Strömung wurde stärker und stärker! Der Zinnsoldat konnte schon da, wo das Brett aufhörte, den hellen Tag erblicken, aber er hörte auch einen brausenden Ton, der wohl einen tapfern Mann erschrecken konnte. Denkt nur, der Rinnstein stürzte, wo die Brücke endete, geradehinaus in einen großen Kanal; das würde für den armen Zinnsoldaten ebenso gefährlich gewesen sein wie für uns, einen großen Wasserfall hinunterzufahren! Nun war er schon so nahe dabei, daß er nicht mehr anhalten konnte. Das Boot fuhr hinaus, der Zinnsoldat hielt sich so steif, wie er konnte; niemand sollte ihm nachsagen, daß er mit den Augen blinke. Das Boot schnurrte drei-, viermal herum und war bis zum Rande mit Wasser gefüllt, es mußte sinken. Der Zinnsoldat stand bis zum Halse im Wasser, und tiefer und tiefer sank das Boot, mehr und mehr löste das Papier sich auf; nun ging das Wasser über des Soldaten Kopf. Da dachte er an die kleine, niedliche Tänzerin, die er nie mehr zu Gesicht bekommen sollte, und es klang vor des Zinnsoldaten Ohren das Lied:
,Fahre, fahre Kriegsmann!
Den Tod mußt du erleiden!'
Nun ging das Papier entzwei, und der Zinnsoldat stürzte hindurch, wurde aber augenblicklich von einem großen Fisch verschlungen. Wie war es dunkel da drinnen! Da war es noch schlimmer als unter der Rinnsteinbrücke, und dann war es so sehr eng; aber der Zinnsoldat war standhaft und lag, so lang er war, mit dem Gewehr im Arm. Der Fisch fuhr umher, er machte die allerschrecklichsten Bewegungen; endlich wurde er ganz still, es fuhr wie ein Blitzstrahl durch ihn hin. Das Licht schien ganz klar, und jemand rief laut: "Der Zinnsoldat!" Der Fisch war gefangen worden, auf den Markt gebracht, verkauft und in die Küche hinaufgekommen, wo die Köchin ihn mit einem großen Messer aufschnitt. Sie nahm mit zwei Fingern den Soldaten mitten um den Leib und trug ihn in die Stube hinein, wo alle den merkwürdigen Mann sehen wollten, der im Magen eines Fisches herumgereist war; aber der Zinnsoldat war gar nicht stolz. Sie stellten ihn auf den Tisch und da - wie sonderbar kann es doch in der Welt zugehen! Der Zinnsoldat war in derselben Stube, in der er früher gewesen war, er sah dieselben Kinder, und das gleiche Spielzeug stand auf dem Tische, das herrliche Schloß mit der niedlichen, kleinen Tänzerin. Die hielt sich noch auf dem einen Bein und hatte das andere hoch in der Luft, sie war auch standhaft. Das rührte den Zinnsoldaten, er war nahe daran, Zinn zu weinen, aber es schickte sich nicht. Er sah sie an, aber sie sagten gar nichts. Da nahm der eine der kleinen Knaben den Soldaten und warf ihn gerade in den Ofen, obwohl er gar keinen Grund dafür hatte; es war sicher der Kobold in der Dose, der schuld daran war. Der Zinnsoldat stand ganz beleuchtet da und fühlte eine Hitze, die erschrecklich war; aber ob sie von dem wirklichen Feuer oder von der Liebe herrührte, das wußte er nicht. Die Farben waren ganz von ihm abgegangen - ob das auf der Reise geschehen oder ob der Kummer daran schuld war, konnte niemand sagen. Er sah das kleine Mädchen an, sie blickte ihn an, und er fühlte, daß er schmelze, aber noch stand er standhaft mit dem Gewehre im Arm. Da ging eine Tür auf, der Wind ergriff die Tänzerin, und sie flog, einer Sylphide gleich, gerade in den Ofen zum Zinnsoldaten, loderte in Flammen auf und war verschwunden. Da schmolz der Zinnsoldat zu einem Klumpen, und als das Mädchen am folgenden Tage die Asche herausnahm, fand sie ihn als ein kleines Zinnherz; von der Tänzerin hingegen war nur der Stern noch da, und der war kohlschwarz gebrannt.
 
Der Pfefferkuchenmann
Christina Telker
Schon seit Wochen duftete die Welt nach Pfefferkuchen und Glühwein. Überall bereitete man sich auf das Weihnachtsfest vor. Auf den Märkten wurden Pfefferkuchenherzen und Pfefferkuchenmänner zum Kauf angeboten. Es gab kaum ein Kinderherz das sich nicht eins dieser süßen Dinge gewünscht hätte. So ging es auch Peter als der mit seiner Mutti über den Weihnachtsmarkt bummelte. „Mutti, Mutti, bitte! Ich wünsch mir einen Pfefferkuchenmann“, bat er schon eine ganze Weile. Endlich gab die Mutti nach und meinte: „Na dann such dir mal einen aus!“ Das war ein Angebot, das man sich nicht zweimal machen ließ. Sofort stürmte Peter los zum heißersehnten Stand. „Den dort möchte ich haben“, rief er schon von weitem, denn einen ganz besonderen kleinen Mann hatte er seit Tagen im Auge und stets gehofft es würde kein Käufer kommen und ihn mitnehmen, bevor er die Mutti überredet hätte. „Bitte da hast du den Pfefferkuchenmann“, meinte die Verkäuferin freundlich und reichte ihn dem Jungen. Stolz ging Peter mit seinem Erwerb nach Hause. Er stellte den kleinen Mann auf seinen Nachttisch um ihn besonders gut betrachten zu können. Am nächsten Tag als Peter aus dem Kindergarten kam und seinen kleinen Mann so ansah, dachte er: „Wenn ich ihn noch lange dort stehen lasse wird er hart und schmeckt nicht mehr. Ich werde ihn zum Kaffee essen.“ Mit Appetit wollte Peter später in seinen Pfefferkuchenmann hinein beißen, als im selben Moment eine Stimme rief „ Nicht! Das tut doch weh!“ „Was war das?“ Peter sah sich um. Niemand war zu sehen, Mutti war im Wohnzimmer, er war alleine in der Küche. Wer hatte da nur gerufen? Peter nahm ein zweites Mal Anlauf und wolle zubeißen. Wieder rief eine Stimme: „Ich hab doch nein gesagt! Bitte lass mich am Leben!“ „Was soll das? Bist du das?“ Peter schaute seinen Pfefferkuchenmann an. „Ja, ich bin das“, bekam er zur Antwort. „Aber du bist doch aus Pfefferkuchen, du kannst doch gar nicht reden“, meinte Peter recht leise, weil er anfing zu zweifeln. „Ja, ich bin aus Pfefferkuchen und doch hat mir die Weihnachtsfee Leben eingehaucht. Ich war froh, als ich zu dir kam. Du hattest mich so lange gewünscht, so nahm ich an, du würdest mich nicht essen wollen.“ „Ich will dich auch gar nicht mehr essen. Sei gewiss ich werde dir nichts tun. Dann komm, ich stell dich wieder auf meinen Nachttisch.“ Die Mutti hatte längst beobachtet, dass ihr Peter sich nicht von seinem Pfefferkuchenmann trennen konnte und brachte ihm feine Lebkuchen zum Kaffee. Den wahren Grund, weshalb Peter den Kleinen nicht aß, kannte sie natürlich nicht.
 
Heimatsuche heute
Gabriele Maricic-Kaiblinger
Sie wusste nicht, wie lange sie schon gegangen war und wo genau sie sich überhaupt befand. Die Menschenschlange vor ihr war lang, die hinter ihr noch länger. Nur langsam ging es vorwärts. Es war kalt und der Tag wich immer mehr der Dunkelheit der Nacht. Wie weit die Grenze zu Österreich noch entfernt war, sie wusste es nicht. Wie lange sie schon nichts mehr gegessen und getrunken hatte, sie wusste es nicht. Sie spürte nur, dass sie nicht mehr lange konnte, dass Müdigkeit und Schwäche sie bald übermannen würden. Sie war nicht allein, trug neues Leben in ihr, das bald in die Welt drängen würde.
In die Welt. In welche Welt?
In einer besseren Welt wollte sie ihr Kind gebären. Das hatte sie sich geschworen, nachdem ihr Mann nach der Veröffentlichung eines regimekritischen, kriegsanprangernden Artikels, den er geschrieben hatte, erschossen worden war. Einfach so. Nur weil er öffentlich zu seiner Meinung stand, einer Meinung, die Tausende im Land mit ihm teilten, aber kaum jemand zu äußern wagte. Aus Angst. Da hatte sie sich geschworen, ihrem Kind zuliebe dieses, ihr Heimatland zu verlassen, ihre Familie zu verlassen, damit es ohne Angst aufwachsen konnte. Damit das Sterben ihres Mannes für die Freiheit, für die er sich begeistert und den Frieden, für den er sich eingesetzt hatte, nicht umsonst gewesen war. Damit das Andenken an ihn und seine Werte gewahrt würde. Dafür vertraute sie sich Schlepper an, obwohl sie wusste, dass diese illegal handelten und die Schutz suchenden Menschen schamlos ausnützten. Dafür nahm sie das Geld an, das Verwandte und Freunde für sie zusammengelegt hatten, damit wenigstens eine von ihnen die Flucht bezahlen konnte. Dafür stieg sie in ein überladenes Boot, obwohl sie wusste, dass auf diesem Weg schon viele Menschen den Tod gefunden hatten. Dafür machte sie sich auf ins Ungewisse.
Endlich konnte sie die Grenze sehen. Die letzten Meter erschienen ihr noch schwerer. Dann legte ihr jemand eine Decke über die Schultern und drückte ihr eine Flasche Wasser in die Hand. Sie trank hastig.
Sie war über der Grenze. Sie war in Österreich. Sie hörte Glocken läuten. Weihnachten, ja Weihnachten wurde hier gefeiert. Ein Fest der Liebe, wie sie einmal gehört hatte, ein Fest des Zusammenseins. Ein Fest zu Ehren der Geburt eines Kindes, das die Menschen hier als Gott verehrten. Sie spürte ihr Kind in ihr, spürte wie es sich bewegte. Seine Geburt würde i h r Fest sein. Es würde in Freiheit geboren werden. In Freiheit und Sicherheit. Kurz musste sie lächeln. Aber dann wurde sie wieder von der Wirklichkeit gepackt. Sie spürte neben der Hilfsbereitschaft ebenfalls den Hass, der ihr von manchen Menschen entgegenschlug, spürte das Misstrauen und die Angst.
Angst? Aber Angst habe doch ich, wollte sie hinausschreien. Doch sie tat es nicht. Aus Furcht, dass die Stimmung kippen und die Angst schließlich auf beiden Seiten ein nicht enden wollender Kreislauf werden würde.
Sie war in Freiheit und Sicherheit ...
Und wenn sie nicht bleiben durfte? Sie wollte nicht daran denken. Nicht jetzt. Nicht bevor ihr Kind geboren war. Sie stieg in den Bus, zu dem sie nun geführt wurde und setzte die Reise ins Ungewisse fort ...
Quelle:
https://www.weihnachtsseiten.de/wei...aricic-kaiblinger/heimatsuche-heute/home.html
 
Ein Fichtenbaum steht einsam
Im Norden auf kahler Höh'.
Ihn schläfert; mit weißer Decke
Umhüllen ihn Eis und Schnee.

Er träumt von einer Palme,
Die, fern im Morgenland,
Einsam und schweigend trauert
Auf brennender Felsenwand.

Ist ein Klassiker
also nicht von mir

trägt oft der Nikolaus vor.
 
Einsam am Heiligen Abend
(Herman Bang (1857-1912)
Jedesmal wenn Weihnachten kommt, muß ich an Herrn Sörensen denken. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der ein einsames Weihnachtsfest feierte, und das habe ich nie vergessen können. Herr Sörensen war mein Lehrer in der ersten Klasse. Er war gut, im Winter bröselte er sein ganzes Frühstücksbrot für die hungrigen Spatzen vor dem Fenster zusammen. Und wenn im Sommer die Schwalben ihre Nester unter den Dachvorsprung klebten, zeigte er uns die Vögel, wie sie mit hellen Schreien hin und her flogen. Aber seine Augen blieben immer betrübt. Im Städtchen sagten sie, Herr Sörensen sei ein wohlhabender Mann. „Nicht wahr, Herr Sörensen hat Geld?" fragte ich einmal meine Mutter. „Ja, man sagt's." - „Ja ... ich hab' ihn einmal weinen sehen, in der Pause, als ich mein Butterbrot holen wollte ..." Herr Sörensen ist vielleicht so betrübt, weil er so allein ist", sagte meine Mutter. „Hat er denn keine Geschwister?" fragte ich. „Nein - er ist ganz allein auf der Welt..." Als dann Weihnachten da war, sandte mich meine Mutter mit Weihnachtsbäckereien zu Herrn Sörensen. Wie gut ich mich daran erinnere. Unser Stubenmädchen ging mit, und wir trugen ein großes Paket, mit rosa Band gebunden, wie die Mutter stets ihre Weihnachtspäckchen schmückte. Die Treppe von Herrn Sörensen war schneeweiß gefegt. Ich getraute mich kaum einzutreten, so rein war der weiße Boden. Das Stubenmädchen überbrachte die Grüße meiner Mutter. Ich sah mich um. Ein schmaler hoher Spiegel war da, und rings um ihn, in schmalen Rahmen, lauter schwarzgeschnittene Profile, wie ich sie nie vorher gesehen hatte. Herr Sörensen zog mich ins Zimmer hinein und fragte mich, ob ich mich auf Weihnachten freue. Ich nickte. „Und wo wird Ihr Weihnachtsbaum stehen, Herr Sörensen?" - „Ich? Ich habe keinen, ich bleibe zu Hause." Und da schlug mir etwas aufs Herz beim Gedanken an Weihnachten in diesem „Zuhause". - In dieser Stube mit den schwarzen kleinen Bildern, den schweigenden Büchern und dem alten Sofa, auf dem nie ein Mensch saß - ich fühlte das Trostlose, das Verlassene in dieser einsamen Stube, und ich schlug den Arm vors Gesicht und weinte. Herr Sörensen zog mich auf seine Knie und drückte sein Gesicht an meines. er sagte leise: „Du bist ein guter, kleiner Bub." Und ich drückte mich noch fester an ihn und weinte herzzerbrechend. Als wir heimkamen, erzählte das Stubenmädchen meiner Mutter, ich hätte „gebrüllt". Aber ich schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, ich habe nicht gebrüllt. Ich habe geweint. Und weißt du, ich habe deshalb geweint, weil nie jemand zu Herrn Sörensen kommt. Nicht einmal am Heiligen Abend..." Später, als wir in eine andere Stadt zogen, verschwand Herr Sörensen aus meinem Leben. Ich hörte nie mehr etwas von ihm. Aber an jenem Tag, als ich an seiner Schulter weinte, fühlte ich, ohne es zu verstehen, zum ersten Male, daß es Menschen gibt, die einsam sind. Und daß es besonders schwer ist, allein und einsam zu sein an Weihnachten.
 
Neue Heimat
(Gabriele Maricic-Kaiblinger)
Der Schnee knirschte unter seinen Füßen, als er den kleinen Weg entlang stapfte, der ihn aus dem Wald hinausführte. Er hatte Zweige und Zapfen gesammelt, um die kleine Wohnung heimelig zu gestalten. Die Plastiktasche, die er damit gefüllt hatte, trug er in der einen Hand, mit der anderen klaubte er größere Zweige auf, die sich am Wegesrand noch finden ließen. Trotz der Handschuhe waren seine Hände fast steif vor Kälte, doch das machte ihm nichts aus. Als die ersten Schneeflocken fielen und das fahle Licht des Neumonds die Dämmerung durchbrach, war er bereits am Waldesrand angelangt und konnte schon die Lichter des beschaulichen Bergdorfes sehen, das seit einiger Zeit seine Heimat war. Nicht mehr lange, dann war er angekommen. Angekommen – er hielt kurz inne und sagte sich dieses Wort laut und langsam vor. Angekommen – das war ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Angekommen, Heimat, zu Hause sein. Tränen liefen ihm über die Wangen und doch lächelte er. Und dann lachte er, ganz kurz nur, aber lautstark. In ein paar Tagen kam seine Familie und dann waren sie nach Monaten quälender Ungewissheit endlich wieder zusammen. Seine Frau, Tochter, Sohn und das das noch Ungeborene, das nun in Sicherheit zur Welt kommen durfte. Das sie umsorgen konnten, ohne Angst vor Übergriffen, Willkür und Gewalt haben zu müssen. Das sie beschützen konnten. In ein paar Tagen – in ein paar Tagen feierte man hier Weihnachten. Auch für ihn und seine Familie würde in ein paar Tagen ein Festtag der Liebe sein. Ein Zeitpunkt, an dem sie beginnen konnten, das hinter sich gelassene Grauen zu verarbeiten und die schrecklichen Bilder, die wohl ein Leben lang immer wieder auftauchen würden, hinter sich zu lassen und durch schöne so gut wie möglich zu ersetzen. Und – sich irgendwann geborgen fühlen zu können. Während er sich durch den mittlerweile heftigen Schneefall das letzte Stück Weg bahnte, dachte er über Religion nach. Christ, Muslime, Jude, Buddhist, Hindu oder was immer – war es nicht egal, welchem Glauben man anhing? Wichtig waren doch die Werte, die Achtung vor der Schöpfung und dem Leben, das Respektieren der Mitmenschen, ihre Andersartigkeit, ihre Würde. War sowieso so eine Sache mit den Religionen. Warum gab es so viele verschiedene? Das war für ihn unlogisch, konnte es doch nur eine einzige Wahrheit geben, eine, die für alle Menschen gültig war. Mit von Menschen hervorgebrachten Religionen – männerdominierend, wie seine Frau oft zu behaupten pflegte -, die einem Zwänge auferlegten und in eine bestimmte Denkschiene stecken wollten, konnte er so gar nichts anfangen. Um das Göttliche spüren zu können, um Vertrauen in eine alles umfassende Allmacht zu haben und Kraft in ihr tanken zu können, dazu brauchte es für ihn keine auferlegte Religion. Und mit Religionen hatte er sich lange befasst, war eingetaucht in unterschiedliche Ansichten, hatte Weisheiten und Unwahres, Friedvolles und Fanatismus entdeckt – alles zusammen in fast jeder Religion. Umso mehr Widersprüchliches er festgestellt hatte, desto unbegreiflicher wurde es für ihn, dass jede Religion die einzige Wahrheit für sich beanspruchte und deshalb war er zu dem Schluss gekommen, dass es nur eine Wahrheit geben konnte, nicht viele verschiedene. D a s war sein Glaube. Er war nun zu Hause angekommen, zog sich trockene Kleider an und legte gleichfalls die Zweige und Zapfen zum Trocknen aus. Dann machte er es sich mit einer großen Tasse Tee auf dem Sofa gemütlich und lebte in Gedanken schon ein paar Tage später.
 
Weihnachten
Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend,
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend –
Solch ein Fest ist uns bescheret,
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und her und immer wieder.


Ist nicht von mir, sondern von einem Genie.
 
Wie entstand Weihnachten?
(Matthias Mägde)
Wie jeder christgläubige Vater versuchte ich meinen Kindern das Evangelium so schmackhaft wie möglich zu machen. Denn nichts wünschte ich mir mehr, als das auch sie den biblischen Werten, in ihrem Leben, vertrauen schenken würden! Eines Tages wurde ich dabei mit einer Frage konfrontiert, die mich verblüffte. Es war unser Jüngster, der damals erst 7 Jahre alt war. Sein erwachender, flinker Verstand versuchte Gott und die Welt zu begreifen. Gerade hatte ich den frischen Weihnachtsbaum, in unserem Wohnzimmer, standfest aufgestellt. Da frug mich unser kleiner Sebastian, mit knappen Worten: "Wie entstand Weihnachten?" Im ersten Moment fühlte ich mich selbst, mit der Lösung so einer ursächlichen Nachfrage, überfordert. Was sollte ich meinem Jungen antworten? - Wie könnte ich ihm die Weihnachtstatsache verdeutlichen? - Ich zögerte so einige Minuten, aber dann entstand in meinem Gemüt eine Antwort, zu der wir beide uns, vor dem ungeschmückten Tannenbaum, niedersetzten. "Weißt du, Sebastian!" - sagte ich ihm, "Weihnachten zu verstehen ist nicht ganz so einfach. Ich erzähle dir dazu eine Geschichte, von der ich zwar nicht weiß ob sie genauso passiert ist, aber durch die du verstehen kannst, warum es Weihnachten gibt."
Weihnachten fing eigentlich damit an, das Gottvater einen Plan hatte! ER sah die ausweglose Lage, in der sich seine Geschöpfe, die Menschen, befanden. Die Sünde nahm immer mehr die Überhand und die Kräfte des Bösen schienen sich fortwährend nur zu vermehren. Deshalb hatte der Schöpfer sich schon viele Sorgen gemacht. Doch nun war sein Plan fertig und er rief die gesamten Himmelswelt zusammen. Ich stelle es mir so vor, das dann irgendwann die "Versammlungs-Trompeten" des Himmels geblasen wurden und als der Thronsaal Gottes gefüllt war, frug der Allerhöchste die gesamte himmlische Zuhörerschaft: "Ich habe einen Plan, wie ich den armen Erdenbewohnern helfen werde. Doch nun frage ich: Wen von euch kann ich senden? Wer wird diese Aufgabe erfüllen? Wer möchte diesen Plan, für mich, ausführen?" - Durch die unzähligen Scharen von Engeln und Himmeslwesen ging ein begeistertes Raunen und es gab dort nicht ein Wesen, das nicht gerne erwidert hätte: "Ja, ich will das machen!" So hoben alle ihre Finger und erwiderte im Einklang: "HERR, hier bin ich, sende mich!" - Die Willigkeit seiner Untertanen rührte den Allmächtigen. Doch dann fuhr er damit fort, um zu beschreiben, was solch eine Sendung beinhalten würde. Er sagte zu seinen geliebten Himmelsbewohnern: "Nun, um diesen Auftrag zu erfüllen, kann derjenige seine gewohnte Himmelsgestalt nicht behalten." Darüber wurde ein Teil der Engel bestürzt. Hier und da sank ein Finger, der eben noch seine Bereitwilligkeit gezeigt hatte, und die Begeisterung verschwand von ihren Gesichtern. - "Was sollte das wohl heißen, um seine Himmelsgestalt zu verlieren?" Dem nicht genug, umschrieb der Vater aller Väter, das es bedeuten würde, das derjenige als kleines Baby, in dem beschränkten Körper eines Menschen, geboren werden müßte. - Daraufhin überdachten weitere Engel die Möglichkeit solch einer Sendung und ließen, je mehr sie sich der Schwierigkeit bewußt wurden, ihre zuvor ausgestreckten Finger niedersinken. Doch es ging noch weiter! - Erneut erklang die warme, aber dennoch sehr bedenkliche Stimme des Vaters im Himmel. "Wer meinen Plan ausführt, muss also allem entsagen, was er hier oben, bei mir, genießt. Seine unausschöpflichen Kräfte, seine würdige Stellung, ja sogar sein unaufhörliches Glückgefühl wird ihm dabei verloren gehen!" Mittlerweile war auch der letzte erhobene Finger gesunken und man sah den Himmelsbewohnern einen nicht geringe Besorgnis an. Denn sie wußten nur zu gut, das die Worte ihres Gottes einen großen Ernst enthielten. Hier wurde etwas enorm Schweres abverlangt. Dies sollte gewiß kein "leichtes Spiel" werden! - Es vergingen einige Minuten und unter der Engelswelt wurde die Frage laut: "Ja, wer kann das erfüllen? Wer von uns ist dazu fähig alles Himmlische für ein beängstigendes Dasein, in der sichtbaren Menschenwelt, einzutauschen? Ja, wie kann man, ohne die uns gewohnten, wunderbaren, himmlischen Fähigkeiten so etwas vollbringen?" - Nun trat der Liebling des Himmels vor seinen Vater. Mit entschlossener Freudigkeit erwiderte er: "Vater, sende mich! Ich will das tun!" Ganz unverhohlen konnten alle Augen ein Lächeln auf dem Antlitz des Vaters erkennen. Doch dieses Lächeln wich sehr schnell, als er seinem Sohn, mit ernster Stimme erwiderte: "Aber das ist noch nicht alles, es wird nicht ausreichen, das du, den Himmel verlassen musst, um in einem Stall geboren zu werden, du wirst auch für die Menschheit leiden müssen." Auch auf Jesu Gesicht wurde nun eine Veränderung sichtbar. Seine freudige Begeisterung wollte sich trüben. Konnte er begreifen, was Leiden beinhaltete? - Trotzdem blieb er dabei und wiederholte seinen Entschluss: "Vater, sende mich! Ich will das tun!" - Anstatt, das das gesamte Himmelspublikum nun anfing zu jubeln, entstand ein betretenes Schweigen, welches die Spannung jenes Augenblicks noch vermehrte. Ohne es auszusprechen, kam die Frage in den Gedanken auf: "Ja, konnte der Favorit des Himmels es wirklich schaffen?" Mit noch mehr Ernst wurde die Stille von den erneuten Worten Gottes erschüttert: "Mein lieber Sohn, das alles ist aber nicht das Schlimmste. Das wirklich Schwerste kommt noch! Du wirst eine kurze Zeit die Last der Sünde der ganzen Menschheit auf dich nehmen müssen. Du musst etwas tragen, was für einen Menschen, unerträglich ist. Und genau in diesem Moment muss ich dich ganz alleine lassen. Denn dabei wird eine Trennung zwischen dir und mir entstehen!" Als Gottes Sohn diese Worte hörte, hielt er den Atem an. "Wie sollte das zugehen?" - Noch nie zuvor war der himmlische Jesus vom Vater getrennt, die Gemeinschaft mit IHM war doch der Sinn, Inhalt, das eigentliche Glück seines bisherigen Lebens. Ja, der Vater selbst war ihm lieber als der Himmel! Aber wie konnte er eine Minute ohne seine Gemeinschaft existieren? - Nach ein paar Minuten Regungslosigkeit kam erneut die bekannte Antwort mit noch größerer Entschlossenheit: "Vater bitte, sende mich! Ich will es tun!" Gottvater kannte seinen Liebling. Er wußte, das er es schaffen würde. Trotzdem frug er ihn noch ein letzte Mal: "Mein lieber Sohn, ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich verstehen kannst, was da auf dich zukommt? - Mit welch einer Kraft, denkst du, wirst du diese schwerste Aufgabe ausführen, gerade dann wenn du, ganz allein, von mir verlassen, an einem Kreuz, leiden wirst? - Da sprudelte es unaufhaltsam über Jesu Lippen: "Vater, das ist meine unhaltbare Liebe zu den armen Menschen, die du selbst in mich hineingelegt hast. Ich kann gar nicht anders, ich muss die Schuld der Menschen auf mich nehmen, um sie von dem Bösen zu erlösen, denn ich liebe sie doch so, so sehr!"
Als ich meinem Kind, dieses Gebilde meiner Fantasie erzählte, sah ich dicke Tränen in seinen erstaunten Kinderaugen. Und mein Jüngster erwiderte in einem Atemzug eine neue Frage seines erwachenden Verständnisses. Er frug mich: "Hat Jesus auch mich so arg lieb?" - Ich gab ihm damals keine andere Antwort, als das ich den Jungen in meine Arme nahm und ganz fest an mich drückte. Ich denke, das Leben selbst gab Sebastian die Antwort, denn heute ist er ein überzeugter Christ und mein Herzenswunsch für ihn ging damit in Erfüllung. Alle kamen miteinander ins Gespräch, redeten über die eigene Kindheit und fanden es plötzlich gut in ihrem eigenen Dorf wieder zusammengefunden zu haben.
 
Die Weihnachtsgeschichte aus Sicht des Engels Gabriel
(Viktor Janke)
Nie werde ich den Moment vergessen. Für die gesamte Ewigkeit nicht. Als ich damals zum Thron Gottes vorgerufen wurde. Der ganze Himmel schien die Luft anzuhalten und für einen Moment zählte Zeit nicht mehr. Auch als Engel, der regelmäßig im großen Thronsaal für die Aufgaben des Königs bereit stand, konnte ich mich nie an dieses unglaubliche Licht Gottes gewöhnen. Und seine Augen – unvergleichlich an Macht und doch die reine Liebe… nur mit Mühe kann ich jedes mal hineinblicken. Kein Wunder, dass kein Mensch auf Erden ihn je so gesehen hat. Es wäre nicht zu ertragen. Er würde es nicht überstehen. Ich trat also vor, verneigte mich und versuchte, wenigstens kurz, in seine Augen zu blicken. Diese Augen, heute waren sie milder als ich sie je gesehen hatte. Eine Wärme überströmte mich und ich dachte, ich müsste zerspringen. Ich sank auf die Knie und da erklang über mir die göttliche Stimme, sanfter und leiser als sonst. „Es ist so weit. Gehe auf die Erde, Gabriel, und sage Maria, ich werde mein Kind in sie hineinlegen. Sie soll ihn Jesus – Gott ist Retter – nennen, denn er ist der Sohn des Höchsten und er soll die Menschen erretten von ihren falschen Wegen. Wohl denen, die auf ihn hören! Denn er wird den Erdkreis richten und seines Königreichs wird kein Ende sein.“ Die Stimme verstummte und ich wusste, ich musste jetzt aufsehen und antworten. Oh, diese Augen, es schimmerten Tränen darin von Liebe und der unglaublichen Reichweite dieser Worte. Hier trafen sich Himmel und Erde, hier war der Dreh- und Angelpunkt des Universums. Der Sohn Gottes, der die Menschen retten sollte von ihren falschen Wegen. Oh, dass sie auf ihn hören wollten! Und ich sollte dies auf Erden kund tun. Der aus allen Frauen auserwählten Jungfrau durfte ich es mitteilen. Ich weiß nicht und werde nie verstehen, wie ich es schaffte zu antworten. „Ja, mein Herr & König“, erhob mich und verneigte mich nochmals. Dann drehte ich mich um und verließ den Saal. Die Augen des ganzen Himmels folgten mir. Auf diesen Moment hatten wir seit Anbeginn der Zeiten gewartet.
Einige Augenblicke später trat ich in das Haus ein, in dem Maria wohnte. Da saß sie am Tisch und arbeitete. Eine zarte Person und ganz in Gedanken verloren. Ich begann, noch unter dem Eindruck des eben erlebten: „Sei gegrüßt, Begnadigte! Der Herr ist mit dir!“ Sie erschrak, als sie mich sah. Das tat mir leid und ich sprach schnell weiter: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden; und siehe, du wirst im Leibe empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus heißen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden…“ Sie fragte natürlich, wie dies geschehen sollte, da sie doch noch keinen Mann gehabt hatte. Ich erklärte: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“ Sie antwortete: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; es geschehe mir nach deinem Worte.“ Ich lächelte. Das also war die zukünftige Mutter unseres Königs. Ich weiß natürlich, dass sie sich riesig freute und direkt zu ihrer Freundin lief, um dieser von allem zu berichten. Und dann hieß es abwarten. Neun lange Monate, und nach einigen davon heiratete Maria auch noch den Zimmermann Joseph. So war das Baby auch versorgt.
Aber dann befahl Kaiser Augustus eine Volkszählung und sie mussten dafür nach Bethlehem reisen. Fast schien es, als würden sie dort keine Unterkunft finden. Alle Herbergen waren wegen der Volkszählung bereits überfüllt. Wo nur sollte sie das Kind zur Welt bringen? Ach, gab es wirklich keinen anderen Platz für den Sohn Gottes als in einem Stall? Doch genau dort kam er zur Welt, nur schien es ihm nichts auszumachen. Denn da waren die Arme Marias, die ihn an sich drückte. Was war da los im Himmel! Gott stand auf und nie haben wir Engel ihn lauter gepriesen. Der Engel des Herrn selbst winkte uns und wir folgten ihm zur Erde. Wir alle wollten das Kind sehen!!! Ich bin sicher, im Stall spürten sie die himmlische Gegenwart. Was für ein Kind! Gerade legte Maria ihn in die Krippe. Ein Engel schubste den anderen weiter. Wir waren völlig außer uns. Jemandem mussten wir es mitteilen! Der Engel des Herrn fand einige Hirten, die in derselben Gegend auf dem Felde des Nachts ihre Herde hüteten. Seine Klarheit leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Aber er sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet das Kind finden in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ Dazu erschien unsere ganze Menge der himmlischen Heerscharen, wir lobten Gott mit den Worten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Dann fuhren wir wieder zum Himmel, um dort weiterzufeiern. Die Hirten aber sagten zueinander: „Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“ Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Die wunderbare Maria jedoch behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. Ja, das werde ich und das wird der Himmel nie vergessen.
 
Die Weihnachtsgeschichte für Kinder erzählt:
(Edda Görnert)
Bis heute feiern wir die Geburt Jesu an Weihnachten. Seine Geschichte fing an, bevor er geboren wurde: In Nazaret wohnte eine junge Frau namens Maria. Eines Tages schwebte plötzlich ein Engel vor ihr. Maria erschrak, aber der Engel sagte ihr, dass sie sich nicht fürchten müsse. Er sei von Gott geschickt worden, um ihr zu sagen, dass sie bald ein Kind bekommen würde – ein ganz besonderes. Dieses würde Jesus heißen und alle Menschen würden es den "Sohn Gottes" nennen. Maria wunderte sich: von wem sollte sie ein Kind bekommen – sie war doch noch gar nicht verheiratet? Doch der Engel erklärte ihr, dass Gott selbst der Vater sei.
Josef, Marias Verlobter, war traurig, als er von Marias Schwangerschaft hörte: Er glaubte, Maria habe ihn angelogen und sei mit einem anderen Mann zusammen. Er beschloss, sich von ihr zu trennen – obwohl er sie eigentlich heiraten wollte. Während er eines Nachts schlief, träumte er von einem Engel: "Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen.", sagte dieser. Maria habe ihn nicht belogen: das Kind sei der Sohn Gottes. Er befahl ihm, dem Kind den Namen Jesus zu geben. Dieser würde die Menschen froh und glücklich machen. Als Josef aufwachte, tat er, was der Engel ihm gesagt hatte: er nahm Maria zur Frau. Und er würde das Kind Jesus nennen.
In dieser Zeit befahl der römische Kaiser allen Bewohnern, in ihre Heimat zu gehen. Er wollte zählen, wie viele Leute in seinem Reich lebten. Sie sollten sich dort in Listen eintragen. Josef musste also in seine Heimat Betlehem – aber er nahm seine Maria mit. Der Weg war sehr beschwerlich, da Maria hochschwanger war. Sie mussten irgendwo übernachten – aber egal, wo sie anklopften: niemand hatte ein Bett für sie frei.
Schließlich fanden sie einen verlassenen Stall, in der sie bleiben konnten. In dieser Nacht bekam Maria ihren Sohn. Diese Nacht nennen wir deshalb die "Heilige Nacht". Wie der Engel es gesagt hatte, gab Josef ihm den Namen Jesus.
In der Nähe saßen Hirten auf dem Feld und bewachten ihre Schafherde. Sie erschraken als der Engel plötzlich vor ihnen schwebte. "Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude!", sagte er. Er erzählte ihnen von der Geburt des Sohnes Gottes. Neugierig machten sich die Hirten auf den Weg zum Stall, in der Maria, Josef und Jesus waren. Das wollten sie mit eigenen Augen sehen!
Zur gleichen Zeit streiften Kaspar, Melchior und Balthasar durch die Landschaft. Wir nennen sie die Heiligen Drei Könige. Sie waren große Kenner der Sterne und des Himmels und so sahen sie auch an diesem Abend in den Nachthimmel. Plötzlich erschien über ihnen ein leuchtender Stern, der sich langsam bewegte. Sie folgten dem Stern und kamen schließlich auch an dem Stall an: Der Stern schwebte genau darüber. Die Hirten und die Heiligen Drei Könige erkannten, dass in dieser Nacht wirklich der Sohn Gottes geboren war. Sie freuten sich, denn er würde viel Gutes für die Menschen tun.
 
Der lange Weg des Weihnachtsfestes:

Das Weihnachtsfest ist natürlich ein „christliches“ Fest. Der Weihnachtsmann, der überall auf der Welt in einer Nacht durch den Kamin kommt und Millionen von artigen Kindern in einer Nacht beschenkt. Aber kaum jemand kennt den langen Weg des Weihnachtsfestes:

Zunächst verehren die Menschen die verschiedensten „Naturgötter“. Die Sonne, Bäume, Gewässer, Tiere, Pflanzen, Blitz und Donner … Daraus entstehen langsam die ersten Götter. Wesen, die das Leben der Menschen beeinflussen und lenken. Überirdische Wesen, die durch Vorstellungen von Moral und damit auch mit Gesetzen das gemeinschaftliche Leben von Ansammlungen von Menschen regeln. Ob zu Beginn Jägergruppen („Jäger und Sammler“); dann von Ackerbau betreibenden Bauern und später von Dörfern und Städten.

I. Antike
Ägypten

In Ägypten entwickelt sich die Götterwelt von Hybriden. Götter, die einen menschlichen Kopf und einen tierischen Körper haben oder tierische Köpfe und menschliche Körper haben. Tiere, die ursprünglich das Leben der Ägypter bestimmten. Das Nilpferd, der Falke, der
Pavian, das Krokodil, der Skarabäus … Diese Götter werden auf der Erde von Priestern vertreten, die Spenden, Gaben der Könige (Pharaonen), und Abgaben der Bevölkerung bekommen. Siegt der Pharao über ein fremdes Volk – so gibt er den Priestern einen großen Teil der erbeuteten Sklaven und Wertgegenstände ab. In tausenden von Jahren sammeln die Priester so ein Vermögen an. Die Könige verlieren immer mehr Macht an diese Priester – werden immer abhängiger von ihnen. Das geht so, bis in der 18. Dynastie Echnaton zwischen 1350 und 1320 v. Chr. Den Priestern die Macht nimmt. Er „erfindet“ den wohl ersten monotheistischen Glauben. Hunderte von Göttern werden von einem Gott ersetzt. Es gibt nur noch „Aton“, den Sonnengott. Tausende von Priestern sind entlassen. Die alten Götter sind verboten. Die Rolle der Pharaonen verstärkt sich dadurch. Als Echnaton stirbt folgt sein Sohn.
Der heute wohl bekannteste König ist der Thronfolger: „Tutanchamun“. Das ist der Kind-König, dessen Grab Howard Carter beinahe unberührt im Jahre 1922 im Tal der Könige findet. Durch die Unzufriedenheit der Bevölkerung und der Priester ist Tutanchamun gezwungen, die alten Götter wieder einzusetzen und den Aton-Glauben aufzugeben.

Das Judentum:
Ursprünglich ist das Judentum ein Glaube, der aus etlichen Göttern besteht. Jahwe (JHWH) hat hier sogar eine Ehefrau: Aschera. Die polytheische Götterwelt (Vielgötterei) der Juden kann man leicht sehen, wenn man sieht, dass das jüdische Volk ein „goldenes Kalb“ herstellt und anbetet, während Moses die Gesetzestafeln von Gott erhält.
Awram Ben-Terach (Abraham) zerstört 2040 v.Chr. in Mesopotamien im Geschäft seiner Eltern (die mit Devotionalien handeln die Götterstatuen. Er ist der Meinung, dass es nur einen Gott geben kann. Der monotheistische Glaube ist geboren.
In der Zeit der ägyptischen Gefangenschaft lernen die Juden die Glaubenswelt der Ägypter kennen – und übernehmen so viel in ihre Religion. (Der Glaube, dass die Seele im Herzen
liegt, das bei dem Totengericht Anubis das Herz des Verstorbenen mit einer Feder aufwiegt, dass das Herz als einziges Organ in der Mumie verbleibt – die Urprung der heutigen Sprüche von „Herzleid“, „Vom Herzen gut“, „Herzlich Willkommen“ …). Sogar Texte aus der ägyptischen Religion werden in dem Alten Testament übernommen: Der „Aton-Hymnus“ findet sich noch heute beinahe wörtlich in unserer Bibel: Ps 104,27-28. Unter Moses (Auszug aus Ägypten) wandelt sich das Judentum endgültig zu einem strengen Glauben mit einem einzigen harten Gott. (Altes Testament = Auge um Auge …)

Das Christentum
Das Neue Testament wandelt den jüdischen Glauben zum Christentum. Der harte Glaube des Judentums wird durch Einflüsse aus dem Osten aufgelockert. Durch den Handel (Seidenstraße) gelangen nicht nur Waren, wie Seide nach Israel, Ägypten und später auch Rom – auch Einflüsse der Glaubenswelt in den östlichen Gebieten gelangen in den Westen. So natürlich auch Buddhismus und Hinduismus (ca 1750 v.Chr.). Durch diese Einflüsse wird auch Jesus beeinflusst. Als er zu predigen beginnt wird aus „Auge um Auge“ zu „… halte auch die andere Wange hin“. Auch hier gilt, dass es nur einen Gott gibt. „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“.

Rom
Die Römer sind ein Volk, das alles gerne von anderen Völkern übernimmt. Das gilt für Religionen, Erfindungen, Gesetzgebung, Miltärwesen … Erst dadurch wird aus einem unbedeutenden, Mückenverseuchten etruskischen Dorf im Sumpf das uns bekannte römische Imperium. In diesem römischen Imperium ist wirklich jede Religion willkommen. Die einzige Bedingung: Dem römischen Imperator – inzwischen eine Gottheit – muss geopfert werden. Ein Widerspruch zum jüdischen / christlichen Glauben. Damit ist der Glaube in Rom nicht mehr erlaubt. Die Christen werden verfolgt und landen im Zirkus (Amphitheater). Durch die Haltung der Christen, die sich lieber den Löwen vorwerfen lassen – als den Glauben aufzugeben (Märtyrer), als dem Kaiser zu opfern verbreitet sich der Glaube. Zumal das Christentum als einzige Religion eine Vergebung der Sünden anbietet – und wirklich jeder in den Himmel aufsteigen kann.

Konstantin der Große träumt der Legende nach vom christlichen Zeichen, dem Christusmonogramm. Gott sprich zu ihm: „… Unter diesem Zeichen sollst Du siegen!“ Konstantin läst seine Soldaten das Zeichen auf die Schilde malen und zieht in die Schlacht. An der Milvischen Brücke besiegt er 312 n.Chr. Maxentius und wird zum Kaiser. Unter ihm wird das Christentum zur Staatsreligion. Die alten Götter werden bald verboten – ihre Anhänger nun ihrerseits von den Christen verfolgt.


Der Erfolg des Christentums:
Das Christentum übernimmt die römische Erfolgsstrategie, Teile der diversen heidnischen Feste und Eigenarten zu übernehmen. Das hilft, Anhänger zu gewinnen – die „neue Religion“ erinnert so an den alten Glauben und wird eher angenommen. Die Tempel und Basikikas werden zu christlichen Kirchen. Auf heidnischen Opferstätten (z.B. germanische Tinkstellen) werden von Kirchen überbaut. Feste, wie Ostern (Ostara), Adventszeit (wechsel wieder zu längeren Tagen), werden mit neuen christlichen Inhalten übernommen.

Saturnalien:
Zu diesen Festen zählen dann auch die Saturnalien. Ursprünglich ein Bauernfest, das das Ende der Winteraussaat anzeigte. Im Mitraskult wird hier der römische Gott Saturn verehrt. In diesem Fest - das dem heutigen rheinischen Karneval ähnelt – werden am 17. Dezember Saturn Opfer gebracht (heute die Christ-Messe). Öffentliche Einrichtungen sind geschlossen und die Tempel veranstalten öffentliche Speisungen. Die Bevölkerung betrinkt sich, es werden Geschenke verlost (erstes Auftreten des „weihnachtlichen Schenkens“.) Die herrschende Schicht verkleidete sich als Sklaven, die Sklaven und Diener als Herrschaft. Die Sklaven wurden von ihren Herrschaften an diesem Tage bedient. Das Christentum übernimmt die Saturnalien – und wandelt den Inhalt als die Geburt von Jesus. Durch die Umstellung auf den „julianischen Kalender“ wechselt das Datum dieses Tages auf den 24. Dezember. Das heutige Weihnachten ist geboren.

Der Weinachtsbaum:
Ein anderes Symbol der Weihnachtszeit ist der Weihnachtsbaum. Der Ursprung ist wieder Römisch. Hier bekränzten die Römer ihre Häuser mit Loorbeerzweigen. Durch das Schmücken eines Baums zur Wintersonnenwende ehrte man im Mithras-Kult den Sonnengott. Auch in nördlichen Gegenden wurden im Winter schon früh Tannenzweige ins Haus gehängt, um bösen Geistern das Eindringen und Einnisten zu erschweren, gleichzeitig gab das Grün Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings. Im Mittelalter wurden die immer grünen Tannen zum Jahreswechsel mit Äpfeln geschmückt – eine Erinnerung an die Geschichte von Adam und Eva und dem „Baum der Erkenntnis“.
In den Hansestädten wurden die Bäume geschmückt und auf dem Marktplatz aufgestellt. Zum Schluss wurden die Weihnachtsbäume öffentlich verbrannt.
Nachdem sich immer mehr Pfarrer über den Weihnachtsbaum erregt hatten verschwand in Deutschland langsam der Brauch von dem geschmückten Baum.
Vor allem im Elsass erhielt sich der Brauch des Weihnachtsbaumes bis in die Neuzeit. Durch zwei Vorgänge erreichte der Weihnachtsbaum eine Wiederbelebung: Durch die Auswanderung in die USA brachten deutsche Auswanderer und Matrosen den Brauch in die Staaten, wo sich dieser Brauch sehr schnell verbreitete. Während des ersten Weltkrieges konnten Verwandte einen fertigen zerlegten künstlichen Weihnachtsbaum an die Front schicken. Geschmückt mit Lametta, Kerzen und der deutschen Flagge. Nach Ende des Krieges brachten die Rückkehrer der diversen Staaten von der Front den Brauch mit nach Hause.


II. Sankt Nikolaus von Myra
Myra in Lykien, heute Demre, ist ein kleiner Ort ca. 100 km südwestlich von Antalya in der heutigen Türkei. Im 4. Jahrhundert war es ein Bischofssitz.
Über das Leben des historischen Nikolaus gibt es nur wenige historisch belegte Tatsachen. Nach verschiedenen Überlieferungen wird Nikolaus zwischen 270 und 286 in Patara geboren, einer Stadt in Lykien in Kleinasien. Seine Eltern (Epiphanius & Johanna) – eine wohlhabende, fromme Famile sterben recht früh. Daraufhin verteilt er sein ererbtes Vermögen unter den Armen.
Besonders bekannt wird die Geschichte eines Vaters. Dieser hat drei Töchter. Da er die Mitgift nicht auszahlen kann ist er gezwungen, diese als Prostituierte leben zu lassen. Als Nikolaus von dieser Absicht erfährt wirft er jeweils in drei Nächten einen Beutel mit Münzen durch die Fensteröffnung. In der dritten Nacht erkennt der Vater Nikolaus – die Legende des selbstlosen Schenkens ist geboren.
Mit 19 Jahren wird er von seinem Onkel, ebenfalls mit Namen Nikolaus zum Priester geweiht und wird dann Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra. Während der Christenverfolgung 310 gerät er in Gefangenschaft und wird gefoltert.
Nach einem Leben voller Wunder und Abenteuer (Stratelatenwunder, Kornvermehrung, Heimführung eines verschleppten Kindes, Bekämpfung Der Diana …) wird er in Myra in einem Sakrophg bestattet.

Schutzpatron der Seefahrer
Nach seinem Tod wird er zum Schutzpatron der Seefahrer, als einige Seeleute in Seenot geraten. Sie rufen während eines Sturmes den heiligen Nikolaus an. Ihnen erscheint ein mit Wunderkräften ausgestatteter Mann und übernimmt die Navigation, setzt die Segel richtig und bringt sogar den Sturm zum Abflauen. Daraufhin verschwindet der Mann wieder. Als die Seeleute in der Kirche von Myra zum Dank für ihre Rettung beten, erkennen sie den Heiligen und danken ihm.
Durch den Raub angeheuerter italischischer Seeleute wird der schenkende Heilige 1087 von Myra nach Bari verbracht und in einer eigens dafür gebauten Kirche beigesetzt – San Nicola. Damit rückt der unbekannte Heilige aus den entlegenen östlichen Gebieten in das Herz von Europa. Der Weg wird frei, daß der Helige in ganz Europa bekannt werden kann.
Französische Nonnen übernehmen die Geste des Schenkens im Mittelalter und legen an seinem Todestag, den 6. Dezember den Armen kleine Geschenke (Nüsse, Obst …) in Strümpfen vor die Tür. Das ist auch der Ursprung, warum in den USA die Strümpfe an den Kaminen hängen und in Deutschland die Schuhe vor die Tür gestellt werden.
Während der Reformation und des 30 jährigen Krieges ist in den evangelischen Gebieten dieser Brauch (es durfte ja keine Heiligen mehr geben) untersagt. Die Leute wissen sich zu helfen: Der Nikolaus kommt als Weihnachtsmann am Heiligen Abend bzw. ersten Weihnachtstag.

Knecht Ruprecht:
In der heidnischen Zeit der Germanen wurden bei der Wintersonnenwende Menschen bestraft. Später in der christlichen Kirche wurde der heidnische Brauch verboten. Um dieses Verbot besser umzusetzen übernahm die Kirche Teile dieses Brauches und nahm dafür „Knecht Ruprecht“. Dieser sollte von nun an in der Weihnachtszeit den Niklaus unterstützen und (wie von der Bevölkerung gewohnt) böse Kinder bestrafen. „Knecht Ruprecht“ war ursprünglich ein Priester und soll angeblich aus Cölbigk in Sachsen Anhalt kommen. Er hat dort Bauern verflucht, die bei einem Gelage laut gesungen und getanzt haben. Knecht Ruprecht hatte damals Nikolaus begleitet und war für die groben Sachen zuständig, weil Nikolaus immer positiv wahrgenommen werden sollte. Also so ein bisschen mittelalterliches Yin & Yang. Da gab es auch mal die Rute für die bösen Kinder. Irgendwie und irgendwann ist der Job von Knecht Ruprecht später aber auf den Weihnachtsmann über gegangen.

Das Märchen von dem Coca Cola-Weihnachtsmann:
Es wird immer wieder behauptet, dass Coca Cola den freundlichen „Weiß-Roten Weihnachtsmann“ erfunden hat. Hier die ganze Story, wie der Weihnachtsmann Weiß-Rot wurde: In Atlanta / Georgia / USA erfand der Apotheker John Pemberton (Oberstleutnant der Konföderation im Sezessionskrieg) am 08. Mai 1886„Coca Cola“. Es sollte ursprünglich ein Sirup gegen Kopfschmerzen sein. Das früher enthaltene Kokain in „Coca Cola“ sollte ihn, seine Morphium-Sucht zu bekämpfen. Aber sehr schnell stellte sich heraus, dass „Coca Cola“ als Limonade mehr Erfolg hatte. Das enthaltene Kokain entfiel durch ein gesetzliches Verbot nach einigen Toten ab 1914. Das geheime Coca Cola-Rezept ist bis heute nur in Atlanta. Coca Cola wird von hier als Konzentrat in die Welt verkauft. Der berühmte Schriftzug „Coca-Cola“ existiert nach einem verspieltem Vorläufer (1890) seit dem Jahre 1891. Es ist die Handschrift des Partners von Pemberton und Buchhalters: Frank M. Robinson.

Die Gestalt des heiligen Bischofs Nikolaus wurde Mitte des 19. Jahrhunderts säkularisiert und verlor ihren Ornat (Albe, Stola und Chormantel oder Messgewand), den Bischofsstab und die Mitra. An die Stelle des liturgischen Gewands traten Mantel und Zipfelmütze, welche an die kleinasiatische Phrygische Mütze erinnert. Möglicherweise flossen Elemente von Knecht Ruprecht und Wintergestalten wie dem rauen Percht mit ein.

Eine der ersten Beschreibungen, die der heutigen Form des Weihnachtsmannes ähnelt, stammt aus einem Gedicht des New Yorkers William Gilley. Dieser beschrieb im Jahr 1821 Santeclaus als ganz in Fell gekleidet und auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten fahrend.

Der „Weiß-Rote“ Weihnachtsmann ist jedoch keine Erfindung von Coca Cola: Erste Weihnachtsmänner in Weiß-Rot ist die Erfindung von Thomas Nast, der 1863 für das Magazin „Harper`s Weekly“ einen Weihnachtsmann aus seiner Heimat. Hier ist der Weihnachtsmann in „Struwwelpeter“ (1844), einem weltweit verbreiteten Kinderbuch des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann – schon dem heutigen Weihnachtsmann sehr ähnlich. Thomas Nast nimmt später in einem Auftrag seinen schwarz-weiß-Weihnachtsmann und koloriert ihn „Weiß-Rot“. Diese Figur wandert nun - immer leicht abgewandelt - über „White Rock Beverager (Dry Ginger Ale) schließlich zu Coca Cola. Diese Figur ist so erfolgreich, dass sie heute jeder als den „Coca Cola-Weihnachtsmann“ kennt.
 
Weihnachten

Nikolaus der Gute
kommt mit einer Rute,
greift in seinen vollen Sack –
dir ein Päckchen – mir ein Pack.
Ruth Maria kriegt ein Buch
und ein Baumwolltaschentuch,
Noske einen Ehrensäbel
und ein Buch vom alten Bebel,
sozusagen zur Erheiterung,
zur Gelehrsamkeitserweiterung ...
Marloh kriegt ein Kaiserbild
und nen blanken Ehrenschild.
Oberst Reinhard kriegt zum Hohn
die gesetzliche Pension ...
Tante Lo, die, wie ihr wisst,
immer, immer müde ist,
kriegt von mir ein dickes Kissen. –
Und auch hinter die Kulissen
kommt der gute Weihnachtsmann:
Nimmt sich mancher Leute an,
schenkt da einen ganzen Sack
guten alten Kunstgeschmack.
Schenkt der Orska alle Rollen
Wedekinder, kesse Bollen –
(Hosenrollen mag sie nicht:
dabei sieht man nur Gesicht ...).
Der kriegt eine Bauerntruhe,
Fräulein Hippel neue Schuhe,
jener hält die liebste Hand –
Und das Land? Und das Land?
Bitt ich dich, so sehr ich kann:
Schenk ihm Ruhe – lieber Weihnachtsmann!



Heute mal was Modernes. Ist aber nicht von mir.
 
Das etwas andere Adventsgedicht
(Loriot )

https://www.youtube.com/watch?v=_m2-C95lV-k

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
Drum kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muss es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh'
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei, drei, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln
derweil die Sterne traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muss die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.
Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so später Nacht
im Schnee noch seine Runden macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten.
"He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"
Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau ist schon bereit:
"Die sechs Pakete, heilger Mann,
's ist alles, was ich geben kann."
Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent!