Warten auf den Weihnachtsmann

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Marions Engel spielt Schicksal (Teil I)
Langsam schlurfte Emil durch die neblige kalte Morgendämmerung. Es war noch still auf den Straßen. Nur ab und zu begegnete ihm ein Auto. Der Zeitungsausträger fuhr wie jeden Morgen mit seinem Fahrrad und abschätzendem Gesicht an ihm vorbei.
“Faules Gammelpack!”, hatte er ihm einmal nachgerufen. Doch auch diese Worte taten nicht mehr weh. So vieles hatte er sich schon anhören müssen.
“Ach!” dachte er. “Jetzt aber schnell, bevor die Müllmänner kommen”. Hier war sein Lieblingsplatz. Am Tag war das eine beliebte Einkaufspassage. Ein üppiger Brunnen wurde geziert von drei kunstvoll gestalteten Figuren. Einige Bänke luden zum Verweilen und Ausruhen ein. Hier stand auch jeden Tag ab zehn Uhr ein Kiosk mit duftenden Würstchen und anderen Köstlichkeiten. Emil zog es das Wasser im Mund zusammen, wenn er daran dachte, wie er oftmals - ganz früh am morgen - im prallgefüllten Mülleimer stöberte und außer den obligatorischen trockenen Brötchen eine halbe Boulette fand. “Hmm, war das ein Fest.” Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er an vergangene Tage dachte. “Wie lecker das schmeckte.” Sogar eine halbe Essiggurke war das letzte mal noch darin eingeklemmt.

“Bouletten –“, dachte er. Seine Frau kam ihm in den Sinn. Wie lange ist das wohl schon her, als sie am Herd stand und die runden Hackfleischteilchen ins zischende Fett legte. Keiner machte die Dinger so gut wie seine Frau.Kartoffelsalat und Bouletten - Jeden Heiligen Abend gab es sie. Was ganz Alltägliches und doch etwas Besonderes für ihn und die Kinder. Der Duft von den gebratenen Fleischküchlein, der geschmückte Tannenbaum, welcher noch in der verschlossenen Stube stand und den man erst betrachten durfte, wenn nach dem Essen das Klingelzeichen des kleinen hellen Glöckchens erschall. Wie sie sich über das Essen stürzten, nur um bald in dieses heilige geheimnisvolle Zimmer zu gelangen.

All diese Erinnerungen huschten Emil durch den Sinn, als er in dem Mülleimer kramte. Oh eine halbe Wurst in einem Brötchen.
“Also, heute scheint es mir richtig gut zu gehen”, freute er sich.

Langsam wurde es heller. Der Verkehr nahm schon bedeutend zu. Hier in dem kleinen Bushäuschen, da war es etwas wettergeschützt. Da saß er oft und schaute den hektisch laufenden Menschen zu. Wie sie sich in die Busse drängten. Mitleidige, abwertende Blicke, aber auch böse und hässliche Worte musste er allmorgentlich über sich ergehen lassen. Doch seine Seele war abgestumpft. Was wussten die Leute schon von ihm. Keiner hatte eine Ahnung wie er, ein immer fleißiger Arbeiter, von einem Tag auf den anderen zuerst seinen Job und einige Jahre später dann auch seine ganze Familie verlor. Der Druck war zu groß gewesen. Egal was er versuchte, egal wie er sich aufopferte und wieviele noch so niederen Arbeiten er annahm, irgendwie schien es nie das Richtige gewesen zu sein. Er wollte für seine Familie da sein, er wollte sie versorgen, doch die Anforderungen wurden größer, das Leben teurer, die pubertierenden Kinder immer anstrengender, alles ging über seine Kräfte. Aber alles ging kaputt. Jetzt sitzt er hier. Kraftlos, auswegslos, wie ein herrenloser Hund, den keiner mag.

“Hallo”, eine helle Stimme ließ ihn aus seinen trüben Gedanken auffahren.
“Ach Marion”, ich hab dich gar nicht kommen sehen.
“Ja, du schienst ganz weit weg gewesen zu sein”, lachte das kleine hübsche Mädchen ihn an. Sie war ein echter Sonnenschein. Vor einigen Monaten hatte er sie kennen gelernt. Das hartnäckige kleine Fräulein hatte ihn ständig mit Fragen ausgequetscht. Warum er denn immer da säße, was er denn den ganzen Tag so triebe, ob er keine Familie hätte usw. usw. Alles Fragen, an die er sich sowieso nicht gerne erinnerte. Es machte ihn anfangs wütend, doch das hübsche Gesichtchen des Mädchens strahlte so eine Klarheit und Ehrlichkeit aus, dass er irgendwann mal auf die eine oder andere Frage einging. Am schönsten war es jedoch immer für ihn, wenn sich ihre kleinen Arme dann beim Abschied um seinen abgemagerten Leib schlangen und sie ihm noch einen feuchten Kuss auf die unrasierten Wangen drückte. Wie schon so oft hatte sie ihm ein Vesperbrot mitgebracht.
“Die Oma denkt jetzt auch schon immer an dich, wenn sie die Brote richtet”, sagte sie lächelnd.

Der Schulbus kam und Marion fragte ihn noch hastig:
„Es ist morgen zwar keine Schule, aber ich hoffe du bist auch wieder um diese Uhrzeit hier. Ich werde kommen, dann haben wir etwas mehr Zeit.”, meinte sie und stieg in den mit lärmenden Kindern vollgestopften Bus. Er freute sich auf morgen und auf das kleine Mädchen - sie könnte vom Alter her auch ein Enkelkind von ihm sein.

Nach der Schule ging Marion bedächtig nach Hause. Es war der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. Auf dem Heimweg überlegte sie, mit was sie Emil eine Freude machen könnte. Wie so oft führte sie Selbstgespräche. Sie unterhielt sich nämlich mit ihrem unsichtbaren Freund. Irgendwann hatte sie ihn plötzlich wahrgenommen. Seither gab es keinen Tag, an dem sie ihm nicht Löcher in den Bauch fragte. Er war es auch, der sie auf Emil aufmerksam gemacht hatte. Oma hatte einmal gemeint
“Sie spricht mit ihrem Engel”, als die besorgten Eltern auf das seltsame Verhalten des Kindes keine Antwort mehr fanden. Mittlerweile hatte sich jeder, der das kleine Geschöpf kannte, an die Selbstgespräche gewöhnt, die sie mit sich selbst führte. Manch einer kam auch schon mal zu ihr und fragte ihren Engel um Rat, denn der wusste auf alles eine Antwort.
“Was meinst du Angelo, was könnte Emil an Weihnachten so richtig Freude machen?” Ihre Augen wurden fragend, dann nachdenklich und nach einer Weile strahlend.
“Du meinst, wir könnten das schaffen?”
“Ich muß Mama und Papa fragen, ob er bei uns Weihnachten verbringen darf, du hast recht, keiner ist gerne alleine, schon gar nicht an Weihnachten.”
Wie lieb hatte sie ihren großen Freund, der auf alles eine Antwort wusste. Nur die Umsetzung, die musste Marion immer mit viel Mühe alleine schaffen.

So war es auch damals, als sie Emil zum ersten mal begegnet war. Angelo hatte gewollt, dass sie sich mit ihm traf. Doch bis Emil bereit war, mit ihr zu reden, das war schon ein hartes Stück Arbeit und brauchte sehr viel Geduld. Seufzend dachte sie über die ersten Male nach, doch jetzt läuft alles prima. Sie weiß auch, dass Emils Engel ein guter Freund zu Angelo ist.

Doch Emil will nicht auf seine Engel hören, so haben die beiden sich Marion als Helfer ausgesucht. Nun - Emil war wirklich eine harte Nuss. Aber - wer hört überhaupt schon auf seinen Engel? Nur ganz wenige lauschen auf die Stimme ihres Herzens. Denn dort war Angelo drin, das wusste Marion ganz genau.
 
Marions Engel spielt Schicksal (Teil II)
Er hatte sie immer getröstet, wenn sie traurig war und sie sich einsam fühlte, aber er hatte auch schon mal mit ihr geschimpft, wenn sie die Hausaufgaben nicht machen wollte. Ja - manchmal konnte er auch richtig streng sein. Aber er hatte sie auch schon vor vielen Gefahren beschüzt.
“Mama darf ich Emil mal mit nach Hause bringen” bettelte die Kleine.
“Im Prinzip gerne , aber wir werden das beim Abendbrot mit der ganzen Familie besprechen”, entschied die Mutter.

Für die Familie war dieser Zug der Nächstenliebe selbstverständlich. Doch ihr Vater wollte den Mann vorher doch lieber selber kennenlernen. Man musste ja auch vorsichtig sein. Vater konnte ja nicht wissen, dass ihr Engel und der Engel von Emil Freunde sind, dachte das kleine Mädchen.

Welch ein Zufall war es dann als die beiden Männer sich gegenüberstanden und feststellten, dass sie uralte Freunde waren. Beherzt lud Marions Vater seinen lang vermissten Nachbarn zu sich und seiner Familie ein. Dort fielen sich alle um den Hals vor Freude. Emil erzählte seine lange traurige Geschichte vom Weggang der Familie. Dem Arbeitstellen abklappern das immer mit Frust und Enttäuschungen endete. Zu alt, nicht kompetent genug, usw. Die Familie hörte betroffen zu. Als er nichts mehr zu berichten wusste, da lief Helga zu ihrem kleinen Schreibtisch und holte ein paar Briefe hervor.
“Ich bin immer noch mit Anna in Briefkontakt. Auch ihr geht es nicht gut, die Kinder kümmern sich um sie. Ihr habt auch schon einen kleinen Enkelsohn, er heißt auch Emil, stell dir vor. Ich glaube sie denken auch noch viel an dich.”
Als Emil das hörte, liefen ihm die Tränen die unrasierten Wangen herunter. ich würde sonst was dafür geben, wenn ich wieder bei ihnen sein könnte, weinte er. Marion schmiegte sich an den verzweifelten Mann um ihm beizustehen.
Leise fragte sie Angelo: “Was denkst du, ob seine Familie ihn noch sehen will? Du kennst dich ja da besser aus.”
“Sag Emil, er soll heute noch in die Zeitung bei der Stellenvermittlung nachsehen und sich gleich bewerben, auch soll er sich waschen und rasieren und noch heute seine Familie besuchen.”
Marion gab aufgeregt die Botschaft des Engels den Erwachsenen weiter.

Der Vater holte die Zeitung hervor und die Mutter bot Emil an, sich bei ihnen zu duschen. Sie legte noch Rasierzeug und frische Wäsche und Kleidung ihres Mannes zurecht. Sie mochte diesen stillen Mann sehr
Als Emil aus dem Badezimmer kam, so frisch duftend und glatt rasiert, da staunte Marion nicht schlecht über sein doch sehr schönes ebenförmiges Gesicht. Seine Zähne, die hatte er immer gepflegt, das war ihm wichtig gewesen. Der hellblaue Rollkragen des Vaters und die dunkle Hose passten ihm wie angegossen.
“Ich bin euch so unendlich dankbar. Ich habe das Gefühl, im Himmel zu sein.”
Lachend sah ihn die Familie an und Bernd schob ihm die Zeitung zu. “Hier! Wenn der stille Freund Marions sagt, du solltest mal in die Zeitung sehen, dann tu das auch - Angelo hat immer Recht. Wir haben das lange nicht erkannt und immer viel zu viel mit dem Kopf gedacht, anstatt zu fühlen und auf unser Herz zu hören. So kam vieles für uns nicht in Frage, was doch so naheliegend und gut gewesen wäre.”
Emil schaute skeptisch die Anzeigen durch. “Also beim besten Willen, ich kann da nichts passendes für mich entdecken sagte er enttäuscht.”
Marion blickte auch mit ins Blatt und sprach leise zu Angelo. “Wo hast du denn gemeint, steht was für Emil drinnen?”
“Hier, ich habs. Die Bahnhofsmission sucht einen Wärter.”
Emil bekam große Augen.
“Dort kenne ich viele. Oft habe ich auch mal ausgeholfen und Menschen betreut, wenn ich gemerkt hatte, dass sie Hilfe brauchen. Ich gehe gleich mal hin.”

Einige Stunden später kam ein glückstrahlender Emil zurück und erzählte freudig, dass er die Stelle ab ersten Januar haben kann. Er hatte Glück, weil die Mitarbeiter ihn kannten und ihn lobend erwähnt hatten. Seine uneigennützige Hilfe, die manchmal mit einem Teller Suppe entlohnt worden war, hat sich heute ausgezahlt. “Angelo sagt auch immer, dass jede gute Tat vom Himmel belohnt wird”, kam aus Marions kleinem Mund.
“So! - Ich hab auch noch eine gute Nachricht”, meinte die Mutter. Deine Frau ist sehr aufgeregt gewesen, als ich über dich und dein jetziges Leben erzählte,.

Die Haare von Anna sind schloweß und das Gesicht faltig geworden. Mit klopfendem Herzen sah Anna auf ihren Mann. Auch er hatte die Zeichen des Lebens ins Gesicht geritzt bekommen. Doch seine Hände waren noch wie früher kraftvoll und warm. Langsam sah sie hoch in seine gütigen Augen und Tränen liefen ihr dabei herunter. Sie hatte ihn so sehr vermisst. Sie und die Kinder hatten sich so viel zu erzählen.

Eine Nachricht lag später vor der Tür.
“Kommt bitte morgen zu uns und dann werden wir gemeinsam Heilig Abend feiern.
Liebe Grüsse
Eure Freunde”

Seitdem denken Emil und Anna jeden Tag vor Heilig Abend an dieses Weihnachtsfest zurück. Bei ihnen ist noch einmal das große Glück eingekehrt. Beide haben noch einmal zu einander gefunden und in der neuen Arbeit ist Emil richtig aufgebüht. Jeden Hl. Abend macht er freiwillig mit seiner Frau Dienst. Sie bäckt viele Bouletten und Plätzchen und er spielt auf seiner Mundharmonika Weihnachtslieder. Die Einsamkeit hat nun keinen Platz mehr in den Herzen dieser Menschen. Sie sind für ein paar Stunden eine große Familie.
Später dachte er oft: “Wenn ich nicht so bettelarm gewesen wäre, dann hätte ich nie meine richtige Berufung gefunden. In dieser Arbeit kann ich für die Menschen da sein, die so hoffnungslos sind wie ich es war.”
Und noch etwas hat er dazu gelernt
Seit dieser Zeit hört er auf seinen Engel und ist ihm täglich dankbar.
(Gitta Herzog)

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Es geschah im Dezember
Einst lebte eine alte Frau zusammen mit ihrem Mann in einer kleinen Wohnung. Das alte Ehepaar war schon seit vielen Jahren glücklich verheiratet und mit Enkeln und Kindern gesegnet. Die schönste Zeit im Jahr war für die alte Frau die Weihnachtszeit, wenn die Familie zusammen kam, gemeinsam gesungen, gelacht und gefeiert wurde. Es roch nach Zimt, Orangen und brennenden Kerzen, der funkelnde Weihnachtsbaum erstrahlte jedes Jahr aufs Neue. Wenn die Feiertage dem Ende zugingen, wurde die alte Frau immer etwas wehmütig. Doch dann dachte sie an das neue Weihnachtsfest im kommenden Jahr und die trüben Gedanken waren schnell verflogen.
Doch eines Tages erkrankte der Ehemann der Frau an einer Lungenentzündung Krippe 2.gifund verstarb. Die alte Frau weinte bitterlich und fühlte sich sehr einsam. Wenn die Traurigkeit zu groß wurde nahm die alte Frau das Familienfoto von der Wand, das einst an Weihnachten aufgenommen wurde. Sie betrachtete das Foto und sagte zu sich:"Noch habe ich ja meine Kinder. Meine Kinder werden sich bestimmt immer gut um mich kümmern."
Dieser Gedanke spendete ihr Trost. Sie dachte an das kommende Weihnachtsfest, an dem alle wieder beisammen sein würden und so schaffte sie es die dunklen Zeiten zu überwinden.

Doch um die Gesundheit der alten Frau war es nicht gut bestellt. Ihre Augen wurden schlechter und es fiel ihr schwer zu laufen. So beschlossen ihre Kinder, sie in einem Heim unterzubringen, damit sie gut versorgt war.
"Weißt du Mama" sagten ihre Kinder " in einem Pflegeheim bist du gut versorgt und wir werden dich auch besuchen sooft wir können. Du wirst schon sehen, es wird dir gefallen."
In der ersten Zeit besuchten die Kinder ihre alte Mutter fast jeden Tag. Doch die Besuche wurden von mal zu mal kürzer und immer seltener. Darüber war die alte Frau sehr traurig. Doch sie wusste auch, dass Weihnachten vor der Türe stand und freute sich auf das baldige Zusammentreffen der ganzen Familie an Heiligabend.

Schließlich war der Tag gekommen. Es war der 24. Dezember und die alte Frau wartete voller Freude darauf, dass ihre Kinder sie abholen würden. Doch es kam niemand um sie abzuholen."Wir besuchen Mama am 1. Weihnachtsfeiertag." sagten die Kinder untereinander.Und so saßen die Kinder und Enkel gemeinsam am festlich geschmückten Tisch, es wurde gesungen, gelacht und freudig gefeiert. Es roch nach Zimt, Orangen und brennenden Kerzen und der Weihnachtsbaum erstrahlte in seiner ganzen Pracht.
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Derweil saß die alte Frau einsam und allein in ihrem kleinen Zimmer im Pflegeheim. Die alte Frau dachte an all die schönen Weihnachtsfeste, die sie zusammen mit ihren Liebsten erlebt hatte. Sie sah vor sich den funkelnden Christbaum. Sie roch den Geruch von Zimt, Orangen und brennenden Kerzen und sah sich an der Seite ihres verstorbenen Mannes sitzen. Er lächelte ihr zu, wie er es sooft getan hatte. Dann, ganz plötzlich, schloss sie die Augen.

Die Kinder der alten Frau erhielten am frühen Morgen einen Anruf vom Pflegeheim. Ihre Mutter war in der Nacht vom 24. Dezember auf den 25. Dezember gestorben.
 
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3 Wünsche für das Jesuskind
Es war einmal zu einer sehr kalten, und sehr schönen Weihnachstszeit, als ein Kind seinen Großvater besuchen ging. Als der Junge bei seinem Großvater ankam, sah er, dass dieser am schnitzen von Krippenfiguren war. Der Junge war so sehr von der Sache begeistert, dass er sich alles ganz genau ansah. Und als er dies tat, fingen die Figuren plötzlich an, für diesen kleinen Jungen zu spielen, und einige Zeit später fingen die Püppchen sogar an für ihn zu leben. Das Jesuskind schaute das Kind an, und das Kind das Jesuskind. Urplötzlich erschrack das Kind, und bekam tränen in den Augen. "Warum weinst du denn mein Kind?" fragte das Jesuskind sofort. "Ich habe dir nichts mitgebracht, deswegen weine ich" antwortete das Kind. "Das ist schlecht, denn ich würde sehr gerne etwas von dir haben" antwortete das Jesuskind. Als der Junge dies hörte, glaubte er, er hätte sich verhört, und er antworte sofort "ich will dir alles schenken was ich besitze". Nun gut, "drei Sachen möchte ich von dir haben" entgegnete das Jesuskind dem kleinen Jungen. Der kleine aber selber, der fast vor Freude am platzen war, fiel dem jesuskind ins Wort "ich schenke dir mein neues Buch, meine elektrische Eisenbahn und mein Spielzeug…"? Nein"" antwortete das Jesuskind. "Ich will stadtdessen viel lieber deinen letzten Aufsatz den du geschrieben hast haben".

Als der kleine Junge dies hörte, fing er sofort an zu stottern, und sagte "da hat aber doch mein Lehrer die Note ungenügend drunter geschrieben". "Genau wegen dieser Note, und dem ungenügend möchte ich deinen letztgeschriebenen Aufsatz haben" entgegnete das Jesuskind. Der Junge war verwirrt, und verstand nicht ganz, deswegen fragte er "warum willst du denn meinen letzten geschriebenen Aufsatz haben?". "Du sollst mir ab sofort, und ab heute alles zu mir bringen, was deine Lehrer mit ungenügend bewertet haben, gibst du mir dein Wort darauf?" entgegnete das Jesuskind. Der kleine Junge sehr froh, und fröhlich sagte nur "sehr gerne, ich gebe dir mein Wort darauf". "Ich will aber auch noch deinen Milchbecher haben" entgegnete das Jesuskind zu dem kleinen Jungen. "Aber warum denn? Den habe ich doch heute morgen dummerweiße zerbrochen!". Das Jesuskind antwortete darauf nur, "ich will das du mir alles bringst, was du kaputt machst, denn ich will es wieder heil machen für dich, habe ich dein Wort darauf?". "Das ist eine verdammt schwierige Entscheidung" entgegnete der kleine Junge zu dem Jesuskind, und fragte ihn "hilfst du mir dabei?". "Nun mein dritter Wunsch" entgegnete das Jesuskind. "Ich möchte, dass du mir die ehrliche Antwort gibst, als deine Mutter gefragt hatte, wie denn der Milchbecher zerbrochen sei!". Der junge sah auf einmal total traurig aus, legte seinen Kopf auf die Tischkante, und fing an zu weinen und sagte "ich habe ihn nicht ausversehen zerbrochen, sondern absichtlich!". "Du sollst mir absofort all deine Lügen, dein Böses und deinen Trotz bringen, denn du veranstaltet hast," entgegnete das Jesuskind. "Und immer wenn du zu mir kommst, egal ob du gerade Wut hast, du etwas aus Trotz getan hast, oder böse warst, ich will mich dir annehmen, und dir helfen, dass alles viel besser in den Griff zu bekommen". Der Junge hörte ganz gespannt der Stimme des Jesuskindes zu, und war überrascht und erstaunt.

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Als der Nikolaus seinen Sack vergessen hat
Es war der Abend vor dem 6. Dezember. Der Nikolaus saß geschäftig an seinem Schreibtisch und hakte die Wunschlisten der Kinder ab. Er hatte dieses Jahr wirklich alle Geschenke besorgen können. Das war ihm bis jetzt noch nicht so oft gelungen. Er kratzte sich an seinem langen Bart und gähnte. Es wurde wirklich Zeit, daß er sich auf's Ohr haute. Morgen würde ein langer Tag werden. Er räumte die Wunschlisten und sein goldenes Buch zur Seite und stand auf. Im Bett angekommen überlegte er noch einmal, was er für morgen alles brauchte. Das goldene Buch war ganz wichtig. Darin befanden sich alle Informationen über die Kinder, die er das ganze Jahr über gesammelt hatte. Die Wunschlisten mußte er auch mitnehmen, damit er jedem Kind auch das richtige Geschenk brachte. Außerdem durfte er natürlich nicht vergessen, morgen seine Rentiere zu satteln; den Schlitten hatte er schon vorgestern geölt. Müde nahm er seine Bischofshaube vom Kopf und schlief sofort ein. Am nächsten Tag wurde er durch ein Klopfen an der Tür geweckt. Erschrocken sprang er hoch. Er hatte vergessen, seinen Wecker zu stellen. Wie spät war es? Er eilte zur Tür. Rudolf, sein Rentier-Anführer stand davor und sah ihn fragend an: "Nikolaus, warum sind wir noch nicht losgeflogen? Es ist doch schon kurz vor fünf Uhr. Die ersten Kinder warten schon auf deinen Besuch." "Ach herrje!", rief der Nikolaus. Schnell schnappte er sich seine Mütze und den Bischofsstab, schlüpfte in seine rote Hose und schnallte seinen Gürtel fest. Auf dem Schreibtisch griff er nach dem goldenen Buch und den Wunschlisten und eilte nach draußen. Schnell sattelte er seine sechs Rentiere, bevor er auch schon den Befehl gab, zu starten. So einen hektischen Nikolaustag hatte er noch nicht erlebt! Nachdem sie eine Weile in der Luft waren, kontrollierte er, ob er auch alles hatte. Die ersten Kinder warteten ja schließlich schon auf ihn. "Sag mal Nikolaus, warum ist der Schlitten heute eigentlich so leicht?", fragte Rudolf in diesem Moment. Nikolaus drehte sich in seinem Sitz um und blickte auf die Ladefläche. Oh Schreck! Die Geschenke! "Ich habe meinen Sack- 8.jpg vergessen!", rief der Nikolaus panisch. Die Rentiere legten eine Vollbremsung ein, daß es den Nikolaus fast aus dem Schlitten warf. "Was mache ich denn jetzt?", fragte der Nikolaus verzweifelt. Er hatte doch alle Geschenke so schön verpackt. Jetzt lagen sie zu Hause und die ersten Kinder warteten schon. Die Rentiere blickten sich ratlos an. Zurückzufliegen dauerte zu lange. So würden sie es nie schaffen, alle Geschenke auszuliefern. Da meldete sich das schlauste Rentier zu Wort: "Rudolf ist stark genug, um den Nikolaus alleine zu tragen. Wir anderen fliegen zurück und holen die Geschenke. Wenn der Nikolaus aus dem goldenen Buch vorgelesen hat, sind wir wieder zurück. So könnte es funktionieren." Der Nikolaus kletterte auf den Rücken von Rudolf. Die beiden flogen also zum ersten Haus. Der Nikolaus klopfte und wurde von zwei strahlenden Kinderaugen empfangen. Er laß aus dem goldenen Buch vor, was er in diesem Jahr von den Kindern gesehen hatte. Er sah genau, daß die beiden auf der Suche nach seinem Sack waren. Als er fertig war, schritt er langsam zurück zur Tür. Er hoffte so sehr, daß es seine Rentiere geschafft hatten. Er öffnete die Tür und - da stand der Sack mit seinen Geschenken. Dieser Nikolaustag war gerettet!
 
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Weihnachten im Altenheim
Tina ist mal wieder gestreßt. Eigentlich hätte sie schon vor einer Stunde Feierabend haben sollen. Aber natürlich läuft einmal wieder nichts nach Plan. Herr Friedrich aus Zimmer 23 klingelt ununterbrochen und erfordert ihre gesamte Aufmerksamkeit. Mal will er dies, mal braucht er das. Sie hat kaum die Tür hinter sich geschlossen, fällt ihm das nächste ein. Vor lauter Streß hat sie kurz vor Schluß seinen Kaffee über das gesamte Bett geschüttet und ist jetzt gerade dabei, dieses neu zu beziehen. Herr Friedrich sitzt daneben und beobachtet sie. "Sagen Sie mal, hat so eine hübsche junge Dame wie Sie an ihrem Heiligabend nichts Besseres zu tun, als ihre Zeit im Altenheim zu verbringen?", fragt er nach einer Weile. Tina seufzt. Wenn der nur wüßte... Schließlich saß sie seinetwegen ja überhaupt hier fest. "Nein, Herr Friedrich. Auf mich wartet niemand. Ich würde trotzdem gerne nach Hause gehen", antwortet sie, vielleicht etwas zu forsch. "So so, und was tun sie dann zuhause, so ganz allein", bohrt der alte Mann weiter. "Plätzchen essen, Weihnachtslieder hören und meinen Heiligabend genießen", brummt Tina. "So sieht mein Heiligabend auch immer aus", freut sich Herr Friedrich. Tina verdreht die Augen. Sie stopft das verschmutze Bettlaken in den Wäschesack und dreht sich noch einmal um. "Also frohe Weihnachten, Herr Friedrich." Der Herr nickt nur und lächelt, fast wirkt er ein wenig traurig. Tina hat keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Nichts wie weg! Sie bringt den Wäschesack ins Schwesternzimmer, verabschiedet sich flüchtig von den Kolleginnen der Spätschicht und eilt nach draußen. In ihrem Auto angekommen atmet sie erst einmal tief durch. Endlich Feierabend! Sie würde es sich richtig gut gehen lassen. Daheim zündete sie sich ein paar Kerzen an und öffnete die Box mit den frischgebackenen Plätzchen. Herrlich! So saß sie eine Weile da und starrte still vor sich hin. Hm, jetzt wo sie zu Hause war, war es ihr irgendwie auch zu ruhig. Selbst die leise Weihnachtsmusik konnte das nicht ändern. Gerne wäre sie an Weihnachten bei ihrer Familie, doch ihre Eltern waren verreist und ihr Bruder feierte mit seiner eigenen kleinen Familie. Ihre Nichte würde sie erst am zweiten Weihnachtsfeiertag besuchen. Sie dachte an Herrn Friedrich. Der alte Herr war fast neunzig und verbrachte, seit seine Frau vor drei Jahren gestorben war, jeden Heiligabend allein in seinem Zimmer. Tina hatte kaum Zeit, sich mit ihm zu unterhalten und das, obwohl er sie so oft in sein Zimmer rief. Sie blickte auf die Uhr. Es war erst kurz vor sechs. Entschlossen packte sie ihre Plätzchenbox, zog sich ihren Mantel über und stieg ins Auto. Warum sollte sie an Heiligabend alleine herumsitzen. Das war schließlich ganz und gar nicht der Sinn von Weihnachten. Sie fuhr ins Altenheim und klopfte kurz darauf an Zimmertür Nr. 23 an. Herr Friedrich rief ein neugieriges "Herein". Als er Tina mitsamt ihrer Plätzchenbox erblickte, war er erstaunt: "Sind Sie doch noch hier?" "Ich bin wiedergekommen. Ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht ein paar Plätzchen möchten. Außerdem bin ich gespannt, wie Sie Weihnachten verbracht haben, als Sie so alt waren wie ich", antwortete Tina und zog sich einen Stuhl heran. Herr Friedrich strahlte. Dann begann er zu erzählen. Von Weihnachten in seiner Jugend und Heiligabend mit seiner Frau - und Tina saß da und hörte zu. Der Heiligabend war schöner, als sie sich ihn vorgestellt hatte.
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Ein Weihnachtfest voller Glück und Zufriedenheit

Das kleine Bergbaudorf stand geduckt im Schatten der riesigen Kohlenhalde. In der Küche des kleinen Hauses mit ihren schrägen Wänden und dem kleinen Dachfenster, war es mollig warm. Der einzige Raum in der kleinen Wohnung, die im Winter wochentags geheizt wurde. Das Wohnzimmer, das angeschafft wurde mit vielen finanziellen Entbehrungen, wurde gehegt und geschont und nur zu hohen Feiertagen, wie etwa das bevorstehende Weihnachtsfest, geheizt und bewohnt. Im Schlafzimmer, in dem drei Betten standen, zwei für die Eltern und eins für das Kind, war es eisig kalt. An den Fenstern schimmerten Eisblumen und bildeten ein bizarres Muster, wenn man daran hauchte, hatte man ein kleines Guckloch, von dem man aber auch nur wieder auf die mächtige Kohlenhalde blicken konnte. Das Kind und seine Eltern waren arm, der Vater Bergmann, die Mutter Hausfrau. Aber sie waren glücklich, gerade in der jetzigen Zeit, der Vorweihnachtszeit. Die Mutter backte Plätzchen und summte leise in der heißen Küche ein Weihnachtslied. Das Kind, das auf einem kleinen Schemelchen neben ihr an dem Küchentisch stand, durfte Plätzchen ausstechen und auf das Backblech legen." Na, sagte die Mutter zu dem Kind, was wünschst Du Dir denn vom Christkind?" "Ein neues Kleid für meine Liese und ein Puppenwagen für sie, damit ich sie spazieren fahren kann, das wünsche ich mir", flüsterte das Kind leise und verschämt. Die Mutter strich ihm über dGloben Weihnachtskind Hunde-Ren.gifas Haar und sagte, "ja, da muss ich mal mit dem Christkind reden und fragen ob Du auch brav warst", sagte die Mutter. Insgeheim machte sie einen Überschlag über ihre finanziellen Mittel, denn die waren mehr als bescheiden. Wenn sie das Kleidchen selber nähte und der Vater vielleicht einen Puppenwagen bauen konnte, nun sie musste sehen.
Schließlich wurden an Weihnachten auch teuere Speisen aufgetischt, das waren eigentlich die Geschenke für die Eltern, ein gutes Essen. Da wurde beim Metzger im Dorf ein kleiner Rollschinken gekauft, für den Heiligen Abend gab es Bratwürste, die ganze Familie freute sich darauf. Der Vater bekam zur Feier des Tages zwei Flaschen Bier und die Mutter und das Kind eine Flasche Limonade. Ja man war bescheiden in diesen Tagen, die voller Glück und Zufriedenheit waren. Am Heiligen Abend wurde das Wohnzimmer eingeheizt, der Vater brachte den Weihnachtsbaum herauf und dann wurde die Tür mit einem Bettlaken abgehängt und das Kind durfte nicht mehr in das Wohnzimmer, bis es gerufen wurde. Es saß derweil mit hochroten und heißen Wangen auf seinem Schemelchen in der Küche und wartete. Die Großmutter hatte sich noch angesagt und wollte vorbeikommen, das würde ein schönes Fest werden.
Dann war es endlich soweit, das Christkind klingelte mit einem Glöckchen und das Kind und die Großmutter, die gekommen war, betraten das Wohnzimmer mit dem herrlich geschmückten Baum. Lametta und Kerzen und viele bunte Kugeln funkelten um die Wette. Das ganze Zimmer war mit Tannen geschmückt die einen heimeligen Duft verströmten. Das Kind stand ganz still und andächtig und schaute nur. Ja und dann sah es unter dem Baum die Liese mit ihren neuen Kleidern in einem Puppenwagen liegen. Ein Puppenwagen aus Holz mit bunten Blumen aufgemalt und das Christkind hatte auch nicht die Decke und das Kissen für die Liese vergessen. Das Kind war glücklich. Die Eltern und die Großmutter standen ebenfall still und schauten dem glückseligen Kind zu, wie es seine Spielsachen bewunderte. Ja und dann sagte die Mutter: "Lasst uns essen gehen, dann haben wir auch unsere Bescherung".
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Wie Rudolph zu seiner roten Nase kam​

(Die Inside-Story: Wie Rudolph zu seiner roten Nase kam und andere Weihnachts-Geheimnisse entlarvt!)

An diesem WRentier.jpgeihnachtsfest ging aber auch alles schief! Die ersten schlechten Neuigkeiten waren vom TÜV: der Schlitten war nicht durchgekommen und die Rechnung für den Mechaniker betrug stolze 5976 Monddollar und 75 Sternenstaubcents!

Santa hatte verärgert geschnieft und Julia, seine Lieblingselfe (oder manche munkelten auch, daß sie im Grunde eigentlich Mrs. Claus war...) -Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Julia, die gute alte Seele!
Nun- zunächst hatte sie ganz betrübt dagesessen und geschluchzt, daß nun das Weihnachtsfest wohl so gut wie erledigt sei, denn woher sollte das viele Geld so schnell und so kurz vor Weihnachten herkommen und es war fast genau so viel wie man für die Geschenke brauchte... aber dann kam ihr eine Idee!

Ich werde alle Süßigkeiten für die Kinder selber machen!” rief sie freudestrahlend und ihre roten Bäckchen glänzten wieder mit ihren Augen um die Wette.
Ja und ich werde mit den anderen Elfen das Spielzeug basteln!” meldete sich Chris genauso enthusiastisch.
Und ich werde alles aufräumen und, und, und... es wird trotzdem ein ganz, ganz tolles Weihnachtsfest werden, ja das schönste, das wir je hatten!” piepste Massie, Chris’ junger Lehrling und Assistent zugleich, ganz aufgekratzt dazwischen.

Julia gab ihm einen mütterlich liebevollen Blick. Nicht, daß sie seine Mutter war, aber Massie hatte so etwas an sich; man konnte ihn einfach nur so ansehen, ihn knuddeln und lieb haben; das war seine Hauptaufgabe am Nordpol: lieb und süß und knuddelig zu sein und alle lieb zu haben und dafür zu sorgen, daß das Stimmungsbarometer nie zu tief sank. Eine Aufgabe, die er mit einigem Fleiß, Stolz und großem Engagement meisterte!

Doch dann ließ der Streß nicht ab. Im Postraum waren die Wunschzettel verloren gegangen. Schließlich fand man sie im Badezimmer. Eine Erfinder-Elfe hatte Schiffchen draus gebastelt und wollte sie gerade probesegeln lassen, als Chris die Tür aufmachte, den Schaden sah und sie aber doch noch retten konnte. Julia bügelte die ganze Nacht hindurch und das Meiste war noch zu entziffern und dort, wo’s dann haperte, baute man eben ein extra-großes Geschenk und tat eine Extra-Portion Süßigkeiten in den Strumpf.

Aber alle Sorge sollte noch längst nicht vorüber sein! Die Futter-Elfe hatte vergessen die Motten zu füttern und hungrig, wie sie waren, hatten sie sich über die Weihnachtsstrümpfe hergemacht und riesige Löcher in die Hacken und Spitzen gefressen!
Wer sollte das noch hinkriegen, nur eine Woche vor dem Fest?! Da half alles nichts, man brauchte ein ganzes Heer von Elfen um die Strümpfe aller Kinder überall auf der Welt zu stopfen! Und so wurden die Reserve-Elfen, die Jule-Feen, die Amateur-Weihnachtswichtel, die Weihnachtsmannrentner und die Freizeittrolle angeheuert und eingespannt. Sozusagen 5 vor 12 hatte man es gerade noch geschafft, aber dann kam der nächste SchicksLebkuchen.gifalsschlag:

Alle Süßigkeiten, die Julia in tagelanger Arbeit gekocht und gebacken hatte, waren urplötzlich verschwunden! Santa hatte jedermann und seinen Bruder ausgefragt, aber sie waren nirgendwo aufzutreiben gewesen!Was nun?

Auf seinem Weg zurück zum Nordpol sah er ein Licht im Stall und schaute bei den Rentieren vorbei. Da waren sie alle: Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen! Doch irgendwas war hier verkehrt! Sie gaben ein merkwürdiges Bild ab und benahmen sich noch komischer als sie aussahen!

Da fiel Santas Blick auf ein kleines Rentier in der Ecke.
Wie heißt Du denn mein kleiner Freund?” fragte er interessiert, sich zu ihm niederbeugend.

Rudolph” quietschte Prancer vorlaut, gefolgt von Donners ungehaltenem Kichern und auch der Rest der Meute konnte ihr Gackern nun kaum mehr unterdrücken.

Sag’ mal, was ist denn mit euch los, warum gackert ihr denn so?” rief Santa nun leicht verärgert. Und sich auf den Grund besinnend, warum er überhaupt hier außerhalb seiner Nordpolhöhle im Stall stand, fügte er schnell hinzu:
Ihr wißt wohl auch nicht, wo die Süßigkeiten geblieben sind, die Julia für die Kinder gemacht hat?”

Wieder Gegacker und Gekicher, nur wurde es jetzt so laut, daß es schon in ein direktes Lachen ausartete und nun bemerkte Santa, daß der kleine Rudolph ganz rot im Gesicht war.

fuxgc5rj1fk.gifUm es kurz zu machen, es war der kleine Rudolph gewesen, der alles aufgefuttert hatte und sich seiner Tat so schämte, daß seine Nase selbst drei Tage später immer noch rot war! Und die anderen Rentiere hatten, weil sie stillschweigend zugesehen hatten -halb aus Gleichgültigkeit und halb weil sie dachten, daß es dem kleinen frechen jungen Ding gut tun würde, von Santa ausgeschimpft zu werden, nun auch noch die ‘Kicher-Krankheit’ bekommen.-Das war es jedenfalls, was der Not-Tierarzt sagte, der zu später Stunde noch zum Nordpol gerufen worden war!

Am Heiligen Abend hatten Julia, die Reserve-Elfen, die Jule-Feen, die Amateur-Wichtel, die Rentner-Clausen und die Freitzeit-Trolle, die ja sowieso alle noch vom ‘Stopf-Marathon’ am Nordpol verweilten (und vermutlich nach dem Glögg- und Weihnachtsbiergelage sowieso zu betrunken waren, um nach Hause zu fliegen) alles nachgekocht und die leckersten Süßigkeiten zubereitet, die je in den Weihnachtsstrümpfen der Kinder der Welt stecken würden.

Alles war also bestens und Santa war gerade dabei, abzufliegen, als der Hilfsmotor des Schlittens nicht ansprang und auch die Scheinwerfer versagten! Der Mechaniker hatte schon seinen Winterschlaf angetreten und nun wußte Santa auch nicht mehr, was man jetzt noch tun konnte! Guter Rat war teuer und die Zeit so knapp, daß schon gar nichts mehr zu retten war.

Santa saß in seinem Lehnstuhl am Kamin der Weihnachtshöhle am Nordpol, grübelte und war dabei Trübsal zu blasen, als ihm ein Engel erschien. Also genauer gesagt war es Julia, die mit dem Engel im Schlepptau die schwere Tür öffnete...

Der Engel sagte:
Santa, weißt Du was, wenn Du irgendetwas finden kannst, das den Schlitten zieht, dann fange ich dir alle Sterne vom Himmelszelt und setze sie auf jede einzelne Tannenspitze, damit sie dir den Weg leuchten!”

Hocherfreut umarmte Santa den Engel, der sich merkwürdigerweise in seinen Armen in Massie verwandelte... und begab sich abermals in den Stall, denn nun war ihm eine Idee gekommen!
Hör mal zu, kleiner Rudolph, eigentlich solltest Du in der Ecke stehen und dich was schämen, aber ich hab’ eine viel bessere Idee für dich! Mit all dem süßen Zeug, das Du verschlungen hast, hast Du genug Energie,animaatjes-kerstrendier-85515.gif um mich dreimal um die Welt zu fliegen und deine Nase leuchtet sowieso viel, viel heller als die neusten Scheinwerfer, die ich für meinen Schlitten kaufen könnte! Also, was meinst du, wollen wir uns beide auf die Reise machen, nur Du und ich, ganz allein?”

Rudolph machte eine Freudensprung und auf waren sie, um schleunigst alle Geschenke abzuliefern!
Die Kinder der Welt haben nie erfahren, wie turbulent es an jenem Weihnachtsfest am Nordpol zugegangen war, denn alles war so, wie’s immer ist; alles befand sich dort unter dem Baum am rechten Platze, zum rechten Zeitpunkt! -Nur waren die Süßigkeiten diesmal viel leckerer und das Spielzeug viel schöner, weil ja alles von Elfenhand selbst gefertigt war!

Ach ja... am Nordpol haben die Hinterbliebenen natürlich groß gefeiert, daß Santa, trotz aller Katastrophen und Verhinderungen doch noch rechtzeitig seine Mission vollbringen konnte! Und als er zurückkam, war da jemand, der wie jedes Jahr etwas gespannter und etwas sehnsüchtiger auf ihn wartete, als die anderen Elfen.

Aber dieses Jahr hielt er ein ganz besonderes Geschenk für sie bereit und er konnte es kaum erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn sie das Schächtelchen öffnen und den kleinen Diamanten oben auf dem Ring blitzen sehen würde...
(Sarah Sofia Granborg)
 
Die Oma zu Weihnachten!
g21.gifDas Auto parkt in einer Einfahrt vor einem großen Haus. Endlich ist die Fahrt zu Ende. Lange hat's gedauert. Es ist schon Abend. Die Kinder laufen gespannt ins Haus. Alles ist schon fertig eingeräumt. Die Schlafzimmer sind aufgebaut, das Esszimmer und die Küche sind fertig, sogar den Adventskranz hat die Mutter schon hergerichtet. Der Umzug ist erledigt. Das Leben kann wieder seinen normalen Lauf nehmen. Rechtzeitig vor Weihnachten. Alles ist besser als es vorher war. In der kleinen Wohnung in der Stadt mussten die Kinder sich ein Zimmer teilen, sie schliefen in einem Etagenbett und hatten kaum Platz für ihre Spielsachen gehabt. Nun hatte jedes Kind ein schönes, großes Zimmer mit viel Platz zum Spielen und einen Garten hatten sie auch. Wenigstens ließ sich das vermuten unter den Schneemassen, die alles grün verbargen. Außerdem war es ja schon dunkel. Nach dem Abendessen gehen alle schlafen, um am nächsten Morgen gut ausgeruht zu sein, um die neue Umgebung zu erkunden.Am nächsten Morgen gehen die Kinder dick eingemummelt vor die Tür. Es hat wieder geschneit und alles sieht aus, wie von einer dicken Schicht Puderzucker überzogen. Ausgelassen tollen die Kinder im Schnee. Im Haus nebenan sitzt eine alte Frau am Fenster und beobachtet die Kleinen beim Spielen. Als die Kinder sie entdeckt haben, winkt sie freundlich. Die Kinder winken schüchtern zurück. Sie sind verunsichert, in der Stadt gab es immer nur Schimpfe, wenn sie ausgelassen vor der Tür getobt haben. Hier scheint das niemanden zu stören.
Von nun an können die Kinder täglich draußen spielen. Sie fahren Schlitten, bauen Schneemänner und können einfach Kinder sein. Anders als es in der Stadt jemals möglich gewesen wäre. Die alte Frau sitzt täglich am Fenster und beobachtet die Kinder.

Das Weihnachtsfest rückt näher. Bald ist es soweit.
- 6.jpgAm Heiligen Abend schickt die Mutter die Kinder raus, damit sie in aller Ruhe die Bescherung vorbereiten kann. Wieder sitzt die alte Frau am Fenster und winkt. Heute aber winkt sie nicht einfach, sie winkt die Kinder herbei, sie sollen ins Haus kommen. Schüchtern gehen die Kinder zur Tür. "Es ist offen" ruft die Frau, "kommt einfach rein". Die Kinder gehen vorsichtig ins Haus. Im Wohnzimmer sitzt die Frau. Sie freut sich offensichtlich, dass die Kinder endlich mal reingekommen sind. Sie fragt die Kinder nach Ihren Namen. "Ich bin Ella und das ist mein Bruder Max" sagt das Mädchen. "Freut mich sehr Ella und Max, ich bin Irma" sagt die Frau "Ich habe hier ein Geschenk für Euch!"Irma überreicht jedem Kind ein Päckchen. Sie fühlen sich weich an. "Wir haben nichts für Dich, tut uns leid" "Das macht nichts! Ihr seid mein schönstes Weihnachtsgeschenk!" sagt Irma, die keine eigenen Kinder hat. "Ich würde mich freuen, wenn ihr mich öfter mal besuchen kommt. Ich bin so einsam."

Die Mutter ruft, es sei Bescherung. Schnell laufen die Kinder nach Hause und packen alle Geschenke aus, auch die von Irma. Sie hat für jedes Kind ein Paar Socken gestrickt. Die Kinder freuen sich unheimlich, sie haben eine "Oma" bekommen.
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Das große Weihnachten im kleinen Stall
Eigentlich wollte Generaldirektor Thorsten Roth nur einen kleinen Spaziergang machen, um seine aufgewühlten Nerven zu beruhigen. Die Feiertage regten ihn immer so auf, da sie ihm wie vergeudete Zeit vorkamen. Ohne Unterbrechung aufgrund der Weihnachtsfeiertage würde seine Firma mehr Umsätze generieren und nur darauf kam es schließlich an. Was war denn an Weihnachten so toll?
Alle schlugen sich den Bauch mit süßem, fettem Zeug voll und ließen es sich tagelang gut gehen, ohne auch nur einen Finger zu rühren.
Er lief weiter und weiter. Jetzt hatte es wieder angefangen zu schneien. Erst waren es kleine, zarte Flöckchen, die da vom Himmel fielen. Doch nach und nach kamen immer mehr und dickere Flocken herunter. Thorsten Roth konnte mittlerweile kaum noch die Hand vor Augen erkennen. Den Weg zurück zum Auto würde er nicht mehr finden, denn dieser war schon wieder komplett zugeschneit. Was sollte er nur tun?Haus Schneiend.gifDa sah er ein kleines Bauernhaus vor sich, daneben einen kleinen Stall, der beleuchtet zu sein schien. Erleichtert setzte er seinen Weg fort und kam gerade in dem Moment am Stall an, als ein fürchterliches Geräusch aus dem Inneren des Stalls ertönte. Doch dann erklang eine warme Frauenstimme:" Ruhig mein Mädchen, ganz ruhig."Thorsten betrat ohne zu klopfen den Stall und sah auch schon eine Box, in der ein Pferd aufgeregt hin und her lief. Als er näher trat, konnte er auch die Frau erkennen, deren Stimme er vorhin gehört hatte. Sie schien gar nicht überrascht über den Besuch eines Fremden und sagte. "Es ist gleich soweit."
Er war viel zu erstaunt, um zu fragen, was sie damit meinte. Da sah er, dass das Pferd einen ungewöhnlich großen, gespannten Bauch hatte. Das war wohl eine trächtige Stute und die Geburt stand kurz bevor. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Heiligabend, alles spielte verrückt und er hockte hier mitten in diesem verlassenen Nest und sollte Zeuge einer Pferdegeburt werden.
"Das Kleine ist schon im Geburtskanal, jetzt wird es rasch da sein." Sprach sie mit ihm?
Sie wies auf einen umgestülpten Eimer am Boden und sagte: "Setz dich da hin und verhalte dich ganz ruhig, ja?"
Wortlos nickte er und setzte sich auf den Eimer, nachdem er ihn mit einem Taschentuch abgewischt hatte. Von hier aus konnte er das Geschehen durch die Gitterstäbe beobachten. Plötzlich ging ein Schauer durch den Körper des liegenden Pferdes und da hingen auch schon zwei Beinchen aus der Vagina der Stute heraus. Da - ein kleiner Kopf erschien und dann der Rest des kleinen Fohlens. Thomas starrte wie gebannt auf das kleine Wunder, das kurz zuvor noch nicht zu sehen gewesen war. Jetzt biss die Stute die Fruchtblase auf und das Fohlen fing zu atmen an. Die junge Frau rieb das Fohlen mit etwas Stroh ab. Die Stute leckte das Fohlen ab und stand auf. Nun stand auch das Fohlen auf und suchte nach der mütterlichen Nahrungsquelle, fand sie und trank gierig die ersten Schlucke.
Thomas kämpfte mit den Tränen. "Wie soll der Kleine heißen?", fragte ihn die Frau.
"Christmas Star", sagte Thomas mit zitternder Stimme und fühlte mit einem Mal: Ja, es war Weihnachten!
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Pariser Weihnachten
Der "Père Noël" wird merkwürdigerweise immer populärer – so ist das früher nicht gewesen. Denn früher war es der Neujahrstag, der "Jour de l'An", an dem man sich Geschenke machte. Wohl fanden am ersten Weihnachtstag die französischen Kinder Geschenke in ihren Schuhen, die sie am Kamin aufgebaut hatten – aber der Tannenbaum war natürlich nicht da, die Weihnachtskerzen auch nicht, und überhaupt nichts von dem, was seinerzeit auf deutscher Seite den großen Krieg mit beenden half: Weihnachten zu Hause zu feiern. (Doktorarbeit: "Das deutsche Familiengefühl in der Weltgeschichte.") Das also hat es alles in Frankreich früher nicht gegeben – aber jetzt ist da langsam eine Wandlung eingetreten. Die großen Warenhäuser- 10.jpg veranstalten Weihnachtsausstellungen, deren Schaufenster schon auf den Straßen umlagert sind; Barrièren sind errichtet, Schutzleute regeln den Verkehr, und die Kinder bekommen Blitzaugen, in denen sich Geblendetheit, Habsucht und Zauberstimmung gar anmutig mischen. Es ist wohl der englischamerikanische Einfluß, der Paris so wandelt; langsam geht diese Wandlung vor sich, sachte, Schritt vor Schritt, unerbittlich. Es gibt französische Nachahmungen des englischen Christmas-Pudding, vor denen uns Gott behüten möge, und die Sitte, Weihnachten anders zu begehen als früher, nimmt zu. Da stehen schon Tannenbäume auf den Straßen, hauptsächlich im Fremdenviertel, also um die Madeleine herum – das Warenhaus am Louvre hat sich eine sehr gute Lichtreklame ausgedacht: an seiner Fassade am Palais Royal, in dem das "Institut pour la Coopération Intellectuelle" wohnt, steigen ununterbrochen Raketen auf und zerplatzen in bunter Lichterfülle – eine Sache, die sehr viel Geld gekostet haben muß. Aber es kommt wieder herein. Die Warenhäuser sind voll; die mäßig bezahlten Angestellten haben zu tun, dass ihnen der Kopf schwirrt, und obgleich die Inflations-Fremden abgewandert sind, gehen diese Art Geschäfte – im Gegensatz zu fast allen anderen, die recht still sind – gut, sogar sehr gut.Die Restaurants rüsten zum "Réveillon". Das ist das traditionelle Festessen in der Silvesternacht. Zu Silvester liegen die Boulevards fast leer; alle Welt ist zu Hause oder in den Restaurants, wo das Essen besonders teuer und besonders mäßig ist. Da es kein französisches Wort für "gemütlich" gibt, so fehlt auch der Begriff – und es ist immer wieder merkwürdig, zu beobachten, wie sich um einen Tisch jene undefinierbare Atmosphäre herstellt, "où on s'installe", jeder Tisch eine kleine Heimat. "Réveillon" ist eine Sache, die ganz Paris für ein paar Stunden verändert – am 1. Januar sinkt es wieder in seine Gewohnheiten zurück; in die bewegte Stille seiner Quartiers, die kleine abgeteilte Städte sind – alles wird wieder so, als wäre nichts gewesen.
Doch, etwas war. Im ganzen Monat Dezember klingelt ein Mann nach dem anderen an der Wohnungstür, Köpfe von Frauen tauchen auf, Leute, die man das ganze Jahr über nicht zu Gesicht bekommt, sind plötzlich da. Sie bitten um die "étrennes", um das Weihnachtsgeld, um das Neujahrsgeld, wie man will. Der Briefträger. Die Zeitungsfrau. Die Bäckerjungen. Der Mann von der Müllabfuhr. Der Telegrafenbote. Der Drucksachen-Briefträger. Der eingeschriebene Briefträger. Der Postminister war merkwürdigerweise nicht da ... Wohl aber: Seine Majestät, der Herr Hausmeister. Der Concierge. Frankreich ist ein freies Land, sagen die Leute. Das mag, für viele Gebiete, richtig sein. Daß sich aber eine Stadt wie Paris Tyrannei dieser Hausmeister gefallen läßt, ist etwas, das ich – auch nach jahrelangem Aufenthalt in dieser schönen Stadt – niemals begriffen habe. Er bittet nicht um die Kugel Weihnachtsmann.gif"étrennes" – er verlangt sie, traulich, auf die unsichtbare Pistole gelehnt, die jeder Mieter kennt. Denn jeder pariser Hausmeister ist ein Beobachter deines privaten Lebens. Er weiß alles. Durch ihn gehen alle Briefe. Er fängt deine Besuche ab. Er kann dich so maßlos schikanieren, dass es besser ist, du ziehst aus, als einen vergeblichen Krieg zu führen, den du unweigerlich verlierst. Und von seinen Beziehungen zur Polizei will ich gar nicht sprechen. Doch, ich will davon sprechen. Eine mir befreundete Engländerin fand in ihrem "dossier", in ihrem Aktenstück, das über alle Fremden und über alle wichtigen Franzosen auf der Polizei geführt wird, diese kleine Eintragung: "Empfängt viele Leute von Welt, schläft aber nur mit einem dekorierten Herrn ... " folgte der Name. Für jeden Kenner war klar, woher diese Angabe stammte. Vom Hausmeister. Aus Glas sind deine Wände, dein Privatleben ist keines, er bringt es an den Tag. Hüte dich! Und gib ihm – und vor allem ihr – reichlich zu Weihnachten, zu Silvester und zu Neujahr. Es ist dein Vorteil; man kann nie wissen; hörst du die Butter auf deinem Kopf schmelzen?
Um all das kümmert sich die französische Provinz so gar nicht – wie ja überhaupt die französische Provinz von Paris himmelweit verschieden ist. Einer der bedeutendsten französischen Literaturkritiker, Thibaudet, hat neulich einmal gesagt: "In Paris wird das Geld ausgegeben. In der Provinz wird es verdient." Ah, es wird nicht nur verdient: es wird Billet auf Billet gelegt, Geiz ist das Nationallaster, und hier sehen die Leute nie nach dem aus, was sie wert sind. Man möchte ihnen häufig einen Groschen schenken. Aber sie, sie könnten dir etwas schenken. Sie tun es übrigens nicht.

Nun kommt Weihnachten; mit einer kühnen Sprachwendung sagt man: "Nous allons réveilloner!", und wer klug ist, kocht sich seins zu Hause. Wir wollen einen mild-spritzigen Vouvray trinken, einen Wein, den sie nicht exportieren, und in dem ganz Frankreich ist: milde Süße, Sonne und die Ausgeglichenheit einer fröhlichen Welt.
(Kurt Tucholsky / 1927)

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(Kurt Tucholsky wurde am 09. Januar 1890 in Berlin geboren und starb am 21. Dezember 1935 in Göteborg. Er war ein deutscher Journalist und Schriftsteller und veröffentlichte unter den Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.
Kurt Tucholsky zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Als politisch engagierter Journalist und zeitweiliger Mitherausgeber der Wochenzeitschrift Die Weltbühne erwies er sich als Gesellschaftskritiker in der Tradition Heinrich Heines. Zugleich war er Satiriker, Kabarettautor, Liedtexter, Romanautor, Lyriker und Kritiker (Literatur, Film, Musik). Er verstand sich selbst als linker Demokrat, Sozialist, Pazifist und Antimilitarist und warnte vor der Erstarkung der politischen Rechten – vor allem in Politik, Militär und Justiz – und vor der Bedrohung durch den Nationalsozialismus.)
 
Die Puppe

Natürlich habe ich mir, wie jedes Jahr, vorgenommen, nicht mehr auf den letzten Drücker in die überfüllte Stadt zu fahren, um für meine Familie die Weihnachtsgeschenke zu kaufen.
Aber wie jedes Jahr blieb es auch heuer beim Vorsatz und nun, vier Tage vor Heiligabend, zwängte ich mich durch die mit Glühwein- und Lebkuchen-Duft erfüllte Innenstadt, in der sich die Kaufgeplagten im Nieselregen drängten. Stress lass nach, die eher schwärzlichen Schneereste des Niederschlages der Vorwoche waren auch nicht dazu getan, meine Weihnachtsstimmung zu heben.

Manchmal wünschte ich, Weihnachten einfach verschlafen zu können, aber die familiären Pflichten lassen jährlich grüßen.
Warum ich dann im größten Kaufhaus des Ortes in die Spielwarenabteilung gegangen bin, weiß ich nicht mehr. Zumal unsere Kinder aus dem Spielzeug-Alter längst herausgewachsen sind. Und doch war ich schnell umfangen von dem erwartungsvollen und freudigen Leuchten, das sich in vielen Kinderaugen in der weihnachtlich dekorierten Spielzeugwelt spiegelte.
Nur ein vielleicht sechsjähriger JungTinkabell.jpge, der eine neue Puppe gedankenverloren betrachtete, machte einen offensichtlich sehr traurigen Eindruck. Ich fragte mich, für wen er wohl diese Puppe aussuchte. In diesem Moment drehte sich der kleine Junge zu einer älteren Dame um und fragte: "Oma, bist du sicher, dass ich nicht genug Geld habe?" Die ältere Dame erwiderte: "Mein lieber Sebastian, du weißt doch ganz genau, dass dein Geld nicht ausreicht, um diese teure Puppe zu kaufen. Such dir etwas Billigeres aus."Danach bat sie ihn, in der Spielzeugabteilung zu warten, bis sie ihre restlichen Einkäufe erledigt hätte. Sebastian hatte noch immer die Puppe gegen seine Brust gepresst. Ich ging zu ihm und fragte ihn, für wen er denn die hübsche Puppe ausgesucht hätte. "Es ist die Puppe, die sich meine Schwester zu Weihnachten gewünscht hat. Sie war überzeugt, dass der Weihnachtsmann ihr diese Puppe bringen würde." Ich versicherte ihm, dass der Weihnachtsmann bestimmt weiß, was sich seine Schwester zu Weihnachten wünscht. Und dass er sich darüber keine großen Sorgen machen sollte. Doch Sebastian antwortete ziemlich hoffnungslos: "Der Weihnachtsmann kann ihr die Puppe nicht dorthin bringen, wo sie sich befindet. Ich muss die Puppe meiner Mutter geben und sie kann sie mitnehmen, wenn sie geht." Seine Augen waren Tränen erfüllt, als er das sagte. "Meine Schwester ist schon im Himmel. Mein Vater sagt, dass meine Mutter auch bald in den Himmel kommt. Deswegen dachte ich mir, dass sie die Puppe für meine Schwester mitnehmen kann."Als ich dem Jungen zuhörte, habe ich meinen lächerlichen Weihnachtsstress gänzlich vergessen.
Sebastian fuhr fort: "Ich sagte meinem Vater, er soll meiner Mutter ausrichten, dass sie noch warten soll, um in den Himmel zu gehen, bis ich vom heutigen Einkauf zurück bin." Dann zeigte mir der Junge ein Foto von sich, auf dem er ein unbekümmertes, fröhliches Gesicht hatte. "Ich möchte, dass meine Mutter dieses Bild mitnimmt, damit sie mich nicht vergisst. Ich liebe meine Mutter sehr und ich möchte, dass sie bei uns bleibt. Doch mein Vater sagt, dass sie zu meiner kleinen Schwester gehen muss." Wieder schaute er gedankenverloren die Puppe an.
Ich sagte zu dem Jungen, er solle doch sein Geld nochmals nachzählen. Es könnte sein, dass er doch genügend hätte, um die Puppe zu kaufen. Ich half ihm mit dem Zählen und steckte seinem Geld einen 20 Euro-Schein bei, ohne dass er dies bemerkte. Nachdem alles sorgfältig gezählt war, war Sebastian selig. "Danke, lieber Gott, dass du mir genug Geld gegeben hast!" Danach schaute er mich an und meinte: "Ich habe nämlich gimages.jpgestern ganz fest gebetet, dass ich genug Geld für diese Puppe für meine Schwester zusammenbekomme. Und ich hoffe, dass es noch für eine weiße Rose für meine Mutter reicht. Meine Mutter liebt weiße Rosen."
Einige Minuten später kam seine Oma zurück und ich verabschiedete mich von Sebastian. Ich erledigte meine Einkäufe mit einer ganz anderen Einstellung als noch an diesem tristen Vormittag. Ich konnte den kleinen Jungen nicht vergessen.
Auf der Heimfahrt erinnerte ich mich an einen Zeitungsartikel, den ich vorgestern gelesen hatte. Er handelte von einem Autounfall auf unserer Umgehungsstraße.
Blitzeis, wie es in dieser Jahreszeit gelegentlich einsetzt.
Ein Fahrzeug mit einer jungen Frau und einem kleinen Mädchen wurde frontal gerammt. Das kleine Mädchen ist noch am Unfallort gestorben und die Mutter wurde mit kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Die Frau lag seither im Koma. War das die Familie des kleinen Sebastian?
Gestern las ich dann in der Zeitung, dass die Autolenkerin, die letzte Woche diesen schweren Unfall hatte, ebenfalls ihren Verletzungen erlag. Ich konnte nicht umhin: Ich kaufte einen großen Strauß weißer Rosen und ging zur Kirche, in der die Frau in einem Seitenaltar aufgebahrt war. Ich war alleine in der schon für das höchste Christenfest geschmückten Kirche. Die Gesichtszüge der Frau waren ganz entspannt, in ihrer Hand hielt sie eine weiße Rose, die Puppe und das Foto des kleinen Sebastian.
Still und in Demut legte ich meinen Rosenstrauß zu den anderen Blumengebinden und als ich nach Hause ging, dachte ich darüber nach, wie groß die Liebe des kleinen Jungen für seine Schwester und seine Mutter ist.
In einer Sekunde kann sich das Leben so gewaltig ändern, dass nichts mehr ist, wie es einmal war.
Seit diesen Erlebnissen nehme ich Weihnachten wieder sehr bewusst wahr, ein kleiner Junge hat mir dabei geholfen.

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„Little Drummer Boy“ (Teil I)
„Little Drummer Boy“ ist ein amerikanisches Weihnachtslied. In diesem Lied geht es um einen armen Jungen, der es sich nicht leisten kann, dem Christkind ein Geschenk zu machen. Mit der Erlaubnis Marias beginnt der Junge, mit seiner Trommel für den neugeborenen Jesus zu spielen.

Dieses Lied wird wohl von so ziemlich jeder Band, jedem Sänger, jeder Sängerin – von jedem Musiker gespielt. Kein Weihnachten, ohne daß dieses Lied gespielt wird.

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Lyrics:

Come they told me
pa rum pum pum pum

A new born king to see
pa rum pum pum pum

Our finest gifts we bring
pa rum pum pum pum

To lay before the king
pa rum pum pum pumrum pum pum pum
rum pum pum pum

So to honor him
pa rum pum pum pum
when we come

Pum pum pum pum
pa rum pum pum
pum pum pum pum
pa rum pum pum
pum pum pum pum
pa rum pum pum
pum pum pum pum pa rum

Little baby
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I am a poor boy too
pa rum pum pum pum

I have no gift to bring
pa rum pum pum pum
that's fit to give our king
pa rum pum pum pum
rum pum pum pum
rum pum pum pum

Shall I play for you
pa rum pum pum pum
pa rum pum pum
pum pum pum pum

Mary nodded
pa rum pum pum pum
the ox and lamb kept time
pa rum pum pum pum

I played my drum for him
pa rum pum pum pum
I played my best for him
pa rum pum pum pum
rum pum pum pum
rum pum pum pum

Then he smiled at me
pa rum pum pum pum
me and my drum

Come they told me
pa rum pum pum pum
a new born king to see
pa rum pum pum pum

Me and my drum
me and my drum
me and my drum
me and my drum
rum pum pum pum

Übersetzung:
Komm, sagten sie mir
pa ram pam pam pam

Um einen neugeborenen König zu sehen
pa rum pump um pum

Unsere schönsten Geschenke bringen wir mit
pa rum pump um pum

Um sie vor dem König niederzulegen
pa rum pump pum pum
rum pump um pum
rum-pum-pum-pum

Ihn so zu ehren
pa rum pump um pum
wenn wir kommen

Pum pum pum pum
pa rum pum pum
pum pum pum pum
pa rum pum pum
pum pum pum pum
pa rum pum pum
pum pum pum pum pa rum

Kleines Baby
pa rum pump um pum
ich bin auch ein armer Junge
pa rum pum pum pum

Ich habe kein Geschenk, daß ich Dir bringen könnte
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das passend wäre, um es unseren König zu geben
pa rum pum pum pum
rum pump pum pum
rum-pum-pum-pum

Soll ich für Dich spielen
pa rum pum pum pum
pa rum pum pum
pum pum pum pum

Maria nickte
pa rum pump pum pum
der Ochse und das Lamm waren gespannt
pa rum pum pum pum

Ich spielte meine Trommel für ihn
pa rum pum pum
ich spielte für ihn so gut, wie ich konnte
pa rum pum pum pum
rum pum pum pum
rum pum pum pum

Dann lächelte er mich an
pa rum pum pum pum
mich und meine Trommel

Komm, sagten sie mir
pa ram pam pam pam
um einen neugeborenen König zu sehen
pa rum pump um pum

Mich und meine Trommel
mich und meine Trommel
mich und meine Trommel
mich und meine Trommel
rum pum pum pum

Der Hintergrund:
Bei dem Text stellen sich folgende Fragen:

- In der Bibel und in der Weihnachtsgeschichte werden die 3 heiligen Könige, Maria, Josef, Jesus, die Hirten … erwähnt – aber wo wird ein „kleiner Trommler erwähnt??

- Warum ist der Junge – der ärmste der Armen - so arm, daß er nichts hat, daß er verschenken könnte? Warum aber besitzt dieser arme Junge dennoch eine teure Trommel??

- Warum wird dieser Junge von „den Anderen“ aufgefordert, mitzukommen?

Offensichtliche Widersprüche in dem Lied. Aber eine Episode in der Geschichte klärt diesen Widerspruch er ist zwar arm – aber „seine Trommel“ – die Trommel, auf die er so stolz ist - gehört ihm in Wirklichkeit gar nicht:

Im Sezessionskrieg gab es Kinder, die als Trommler in der Schlacht eingesetzt wurden. (Nähere Informationen folgen noch) Diese Kinder bekamen zwar eine Trommel von der Armee gestellt – aber die Trommel gehörte natürlich weiterhin der Armee. Das ist, wie mit Ausrüstungsgegenständen von Soldaten. Diese Ausrüstungsgegenstände werden den Soldaten zur Verfügung gestellt – gehören aber weiterhin dem Staat.

Die „Anderen“, die ihn auffordern, mitzukommen sind seine Kameraden und die anderen Soldaten.
Es geht bei "Little Drummer Boy" um einen Feld-Gottesdienst vor einer Schlacht in der Weihnachtsnacht!
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Zuletzt bearbeitet:
„Little Drummer Boy“ (Teil II)
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„Little Drummer-Boy“
Was kaum einer weiß: Dieses Lied spielt auf eine sehr traurige Episode in der Geschichte an:
Das Thema: Kinder-Soldaten! Mit dem folgenden Informationen sieht man das amerikanische Weihnachtslied „Little Drummer Boy“ mit ganz anderes Augen.

In Kriegen wurden oft Kinder in Schlachten eingesetzt. So wurden in dem amerikanischen Sezessionskrieg (1861-1865) auch Kinder aus diversen Militär-Akademien in verschiedenen Schlachten eingesetzt. Der Sezessionskrieg war einer der letzten Kriege, in denen die Soldaten in Formationen aufeinander zumarschierten, um sich in langen Reihen zu beschießen. Erst kurz darauf begann man, in anderen Kriegen, Schützengräben auszuheben und aus der Deckung heraus den Feind zu bekämpfen.

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Zunächst wurden diese „Kindergarten-Soldiers“ oder auch „Baby-Soldiers“ von den Veteranen verächtlich und herabsetzend verhöhnt und verlacht. Bis die Soldaten sehen mußten, wie tapfer diese Kinder auf den Feind zu marschierten - ohne die Formation aufzulösen! Ohne daß Jungs in Deckung gingen! Das Lachen verging den kampferprobten Soldaten, als sie sehen mußten, wie ganze Reihen von der anderen Seite niedergeschossen wurden. Wie die wenigen Überlebenden feindliche Stellungen im Nahkampf einnahmen.

(Beispiel: Die Schlacht bei „New Market“ – am Fluß Shenandoah / Virginia. Am 15.Mai 1864 wurden 257 Kadetten einer Militärakademie im Alter von 15 bis 21 Jahren in die Schlacht eingesetzt. Mit schweren Verlusten machten sie mehrere Gefangene und erbeuteten eine Kanone)

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Die „Drummer Boys“:
In früheren Schlachten ohne Funk, ohne Fernsprechanlagen und ohne Megaphone wurden die Befehle der Offiziere den Soldaten mit Signalen mitgeteilt. Mit Trommeln oder mit Trompeten wurden im Schlachtlärm die Formationen in Bewegung gesetzt, gelenkt, zum Angriff „geblasen“ (bzw. eben getrommelt) – oder zum Rückzug aufgefordert. Die ganze Schlacht wurde vom kommandierenden Feldherren über diese Signale gelenkt.

Sehr oft wurden diese wichtigen Übermittlungssignale der Befehle (Flaggensignale, Trompeten- oder Trommel-Signale) von Kindern ausgeübt. Entweder von privilegierten Kindern aus den Militär-Akademien (Kinder, die Offiziere werden wollten oder sollten) oder eben auch von Kindern der „untersten Stufe“ von den ärmsten der Armen. Waisenkinder, Auswanderer-Kinder, Kinder von arbeitslosen Tages-Löhnern – Kinder, die so arm waren, daß sie jeden Tag ums Überleben kämpfen mußten. Diese armen Kinder rissen sich regelrecht um diese Jobs in der Armee (oder als „Schiffsjunge“ auf den Kriegsschiffen). Kleidung, Nahrung und Unterkunft waren mit diesem Job gesichert. (Zumindest so lange, bis sie verletzt oder getötet wurden)

Der Sinn der minderjährigen Signalgeber: Es würde reichen, wenn Kinder die Signale an die Einheiten weiterleiteten. Kein ausgebildeter und „kampferprobter Soldat“ würde die Signale geben müssen – jeder Kämpfer wurde auch als Kämpfer eingesetzt.

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„Drummer-Boy“ eines schwarzen Unionsregimentes

Leider wußte auch der jeweilige Feind, daß diese Übermittler der Befehle – diese „Drummer-Boys“ kriegswichtig waren. Das bedeutete, daß die Scharfschützen und alle Soldaten vor allem auf die Offiziere – und eben auch auf die Signalgeber, die „Drummer-Boys“ feuerten.

(Der Sinn: Eine Schlacht ohne Offiziere (… und damit ohne der Situation angepaßten Befehle) und ohne Signalgeber (mit einer fehlenden Übermittlung der Befehle durch die Signalgeber – den Drummer-Boys) wäre die Schlacht für den Feind verloren.)

Fazit: Neben den zahllosen einfachen Soldaten wurden vor allem die Offiziere und Signalgeber getötet. Während Soldaten meist von wenigen Kugeln getötet oder verletzt wurden waren oft die Körper der Offizier und der Kinder oft regelrecht „durchsiebt“. In den Schlachten belief sich die durchschnittliche Lebenserwartung (vom Beginn der Schlacht aus gesehen) von Front-Offizieren (… und damit auch bei „Drummer-Boys“) statistisch gesehen auf nur 10 Minuten!

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Das Bild von John Lincoln.
Er kämpfte mit 10 Jahren als Trommler bei Shiloh,
er starb 1937 im Rang eines Generalmajors.


Noch heute kämpfen Kinder in der Welt für die absurdesten politischen Ansichten von Diktatoren, von Politikern und von Regierungen. Ob in Afrika, in Asien …ob Ende des Zweiten Weltkriegs die HJ, die von der Nazi-Regierung mit den alten Leuten im Volkssturm verheizt wurden *1 … – die Liste wäre endlos lang. Heute kämpfen in über 20 Ländern Kinder für die politischen Ansichten von Erwachsenen, die ihre Ansichten mit allen Mitteln durchsetzen wollen!

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*1:
Die Verleihung von Auszeichnungen für „verdiente“ minderjährige Kinder-Soldaten durch den „Führer“!
 
Das schrecklichste Weihnachten aller Zeiten?
"Das ist das schrecklichste Weihnachten aller Zeiten", seufzte Martha leise, als ihre beste Freundin Karin sie vor einer Diskothek aus dem Taxi schob. Eigentlich hatte Martha mit ihrem festen Freund Tom feiern wollen, aber der hatte plötzlich etwas Besseres zu tun gehabt, als mit ihr den Heiligabend zu verbringen. Und dann war Karin aufgetaucht und hatte bestimmt, dass sie zusammen ausgehen würden. Dabei wollte sich Martha lieber zu Hause in Selbstmitleid suhlen. Sie hatte von einer Verlobung unter dem Weihnachtsbaum geträumt und nun hatte Tom noch nicht einmal Zeit für sie.weihnachtsstern.gif

Sie fühlte sich nicht besonders wohl in ihrem tief ausgeschnittenen roten Kleid und den schicken Riemchenpumps, die ihr Tom gekauft hatte. Aber Karin hatte darauf bestanden, dass sich Martha besonders schick machte. Energisch schob Karin ihre Freundin an dem Türsteher vorbei ins Getümmel. Doch sobald Martha den Fuß in den Partyraum setzte, ging das Licht aus und die Musik verstummte abrupt. Auch das noch, ein Stromausfall. Das fehlte heute noch zu ihrem Glück.
Ein Raunen ging durch die Menge. Dann erhellte ein einzelnes Spotlicht den Raum. Jemand kam auf Martha zu. Ihr stockte der Atem. Es war Tom. Als er sie erreicht hatte, nahm er ihre Hand und drückte sie. Dabei lächelte er unsicher.
"Ich weiß, wie sehr du enttäuscht warst, dass ich heute nicht mit dir Weihnachten feiern konnte aber dafür gab es einen Grund. Ich musste alles vorbereiten, um das hier endlich tun zu können."
Plötzlich kam vom Eingang her ein funkelnder Weihnachtsbaum auf sie zugerollt und blieb dicht neben ihnen stehen. Daraufhin kniete sich Tom auf den Boden. Martha starrte ungläubig auf ihn nieder.
"Martha, ich liebe dich über alles und ich möchte für immer mit dir zusammen sein. Ich weiß, wie sehr du Weihnachten liebst und daher frage ich dich hier neben dem Tannenbaum: Möchtest du mich heiraten?"
Ihr Herz stockte kurz, um dann mit doppelter Schnelligkeit weiter zu schlagen. Tränen der Rührung bildeten sich in ihren Augenwinkeln und sie brachte ein ersticktes "Ja" hervor. Sie zog Tom nach oben und schon trafen sich ihre Lippen. Die Menge um sie herum jubelte. Das Licht ging wieder an und als sich Martha von Toms Lippen löste und sich umsah, blickte sie in viele Gesichter die sie kannte. Da waren Freunde, Arbeitskollegen, ihre Familien. Alle waren gekommen um dieses Ereignis mitzuerleben und zu feiern.
Von dem schrecklichsten Weihnachten war das schönste Weihnachten aller Zeiten geworden.

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Unfall mit Folgen
Ein scharfer Schmerz zog durch ihren Arm, als sie auf der Eisfläche aufkam. Sie hörte ein unangenehmes Knacken und sie schrie auf. Sie hatte es gewusst. Schlittschuhlaufen war einfach nichts für sie. Warum nur, hatte sie es unbedingt ausprobieren müssen? Und das auch noch drei Wochen vor Weihnachten.
"Ist alles in Ordnung?" Jemand tauchte neben ihr auf. Sie blinzelte ihre Tränen weg, die ihr durch den plötzlichen Schmerz in die Augen geschossen waren. Neben ihr kniete ein Mann mit einer Schneeflocke.gifWeihnachtmütze auf dem Kopf. Trotz ihrer momentanen Verfassung bemerkte sie durchaus, wie attraktiv er war. Er hatte für einen Mann unverschämt lange Wimpern, grüne Augen, eine gerade Nase und volle Lippen.
"Mein Arm tut so weh", klagte sie.
Der Mann nickte verständnisvoll und half ihr auf die Beine und runter vom Eis. Er brachte sie zu einer Bank, damit sie sich setzen konnte. "Ich rufe am besten einen Krankenwagen", meinte er besorgt und telefonierte. Dann brachte er ihr einen Tee, damit sie nicht auskühlte.
"Ich bin übrigens Mark", stellte er sich dann vor.
"Annika", erwiderte sie. Sie war ihm dankbar und ihr Herz klopfte seltsam schnell, als er sich so rührend um sie kümmerte. Als der Krankenwagen eintraf, bestand Mark darauf mit ins Krankenhaus zu kommen. Dort stand dann recht schnell fest, dass ihr Arm gebrochen war. Während sie auf der Liege lag und mit Schmerzmitteln vollgepumpt wurde, blieb Mark die ganze Zeit an ihrer Seite.
Als Annika schließlich das Krankenhaus verlassen konnte, ihr Arm befand sich nun in einer Schiene, war Mark immer noch da. Er hatte sie unterhalten, sie aufgeheitert und sich lieb um sie gekümanimiertes-liebespaar-geliebte-bild-0085.gifmert.
"Darf ich dich wiedersehen?", fragte Mark Annika, bevor sie in das herbeigerufene Taxi stieg. Wieder klopfte ihr Herz schneller.
"Das wäre schön", meinte sie und lächelte. Er streckte ihr sein Handy hin und sie tippte ihre Nummer mit ihrer gesunden Hand ein. Dann dankte sie ihm, stieg in das Taxi und fuhr nach Hause.
Schon am nächsten Tag rief er sie an. Eine Woche später trafen sie sich in einem Café. Danach verabredeten sie sich immer wieder. Als sie dann gemeinsam über den Weihnachtsmarkt schlenderten und schließlich vor dem großen geschmückten Tannenbaum stehenblieben, zog er sie vorsichtig in seine Arme und küsste sie. Dieser dumme Unfall hatte ihr das schönste Weihnachtsgeschenk gebracht, dass sie sich je hätte vorstellen können.

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:)Morgen – am 11. November ist „Sankt Martin“ – aber wer kennt schon noch, warum wir einem römischen Soldaten bei einem Umzug mit den Laternen folgen? … und warum wir die erühmte Martins-Gans essen? Hier einmal zum Nachlesen:

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Sankt Martin:
Als der kleine Martin geboren wurde, freute sich sein Vater, daß es ein Junge war. Er wollte, daß der kleine Martin später auch einmal Soldat sein würde, so wie er.
Martin aber spielte viel lieber und war immer nett zu anderen Kindern. Er teilte sein Spielzeug mit anderen. Martins Eltern hatten viel Geld und kauften ihm viele Sachen. Und er verschenkte vieles an andere, die nichts hatten. Es tat ihm immer leid, wenn andere hungerten und er gab auch immer heimlich den anderen Kindern von seinem Essen ab. Wenn seine Eltern das manchmal merkten, schimpften sie mit ihm, daß er nicht alles anderen geben sollte, sonst würde nicht genug für ihn bleiben.
Aber Martin machte immer weiter so. Das gefiel seinem Vater nicht. Er wartete, bis Martin 15 Jahre alt war, und schickte ihn dann zur Armee. Der Vater lachte und sagte, daß es ihm dort gefallen werde und er ein richtig harter Kämpfer sein würde. Martin aber meldete sich bei der Armee gleich als Krankenpfleger und half kranken oder verletzten Soldaten. Das gefiel ihm viel besser als daß er in den Krieg ziehen sollte. Dort half er vielen Menschen. Und alle mochten ihn und waren dankbar für seine Hilfe. In einem Jahr zog die römische Armee in eine kalte Gegend.
Dort froren die Menschen sehr und viele hatten nicht genug zu essen oder hatten keine Häuser mehr, weil durch den Krieg vieles kaputt war und es nur wenig zu essen gab. Eines Nachts kam Martin spät zurück in die Stadt, wo die Armee schlief. Da traf er am Tor auf einen Bettler, der fast keine Kleider hatte. Martin hielt sein Pferd an und der Bettler rief ihm zu: „Hilf mir doch in meiner Not! Helft mir doch in meiner Not“.- 2.jpg
Da zog Martin sein Schwert. Der Bettler bekam einen Schreck und dachte, Martin wollte ihm mit dem Schwert weh tun. Aber Martin nahm seinen Mantel und schnitt ihn mit dem Schwert in zwei Hälften. Dann reichte er dem Bettler die eine Hälfte des Mantels. Mehr hatte Martin nicht dabei für ihn, aber er wußte, dass der Mann jetzt nicht mehr erfrieren konnte. Der Bettler war sehr glücklich und dankte Martin für seine Güte. Martin tat der Mann aber immer noch sehr leid und er ritt traurig in die Stadt, weil er ihm nicht noch mehr helfen konnte. Martin ging schlafen.
In der Nacht wachte er auf, weil es plötzlich ganz hell in seinem Zimmer wurde. Er bekam einen großen Schreck. Dann sah er, wie ein Engel mit dem halben roten Mantel zu ihm ans Bett trat. Martin hatte wirklich Angst und wußte nicht, was das bedeuten sollte. Der Engel sprach zu ihm: „Hab keine Angst. Gott schickt mich. Du hast ihm geholfen, als du dem Bettler den halben Mantel gabst.“
„Aber das war doch nicht Gott, sondern nur ein Bettler.“
„Ja, aber wenn Du einen Menschen vor dem Tod rettest oder einem Armen hilfst, dann ist das für Gott so eine Freude als hättest du ihm geholfen. Wer Gutes tut, der macht Dinge so, wie Gott es möchte. Und das sehen auch andere Menschen und du wirst erleben, daß Du bald von vielen Menschen für Deine große Menschenliebe gefeiert wirst.“
Und der Engel begann zu singen: Lied „Durch dich hat der Himmel den Armen umarmt“.
Nachdem der Engel gesungen hatte, verschwand er und ging in jedes Haus in der Stadt. Er flüsterte im Schlaf allen Menschen ins Ohr, was Martin Gutes getan hatte und daß er doch zum Bischof der Stadt ernannt werden solle. Am nächsten Tag, als Martin aufwachte, hörte er in der Stadt eine große Aufregung. Er wunderte sich, was da los war, und schaute aus dem Fenster. Da sahen ihn die Menschen, die alle vor seinem Haus versammelt waren. Und sie riefen laut: „Martin, Du bist ein guter Mensch. Wir wollen, dass du Bischof wirst in unserer Stadt.“ Martin bekam einen Schreck und ging schnell in sein Haus. Aber die Leute riefen lauter und klopften an seine Tür. Schnell rannte er weg aus dem Haus und aus der Stadt. Er wollte nicht so ein wichtiger Mann in der Stadt sein, und für ihn war die Verantwortung zu groß.
Die Menschen sangen vor dem Haus ein wunderschönes Lied, weil sie so glücklich waren, daß Martin bei ihnen war, und so sangen sie alle: Lied „Wenn der Himmel unser Herz erreicht“. Wenn der Himmel unser Herz erreicht, wird das Dunkele hell, das Schwere leicht, wird das Schwache stark und die Seele reich, wenn der Himmel unser Herz erreicht. Wenn St. Martin unser Herz erreicht, geht’s dem Bettler gut, und wir kriegen Mut, weil Gott Engel schickt in unsre Welt, und die Liebe uns zusammenhält. Und wir zünden unsre Kerzen an, und vertrauen ganz dem Martinsmann der uns fröhlich macht und das Herze lacht, der nun endlich Bischof werden kann. Wenn der Himmel unser Herz erreicht, wird das Dunkele hell, das Schwere leicht, wird das Schwache stark und die Seele reich, wenn der Himmel unser Herz erreicht.
So lief er aus der Stadt hinaus, um sich zu verstecken. Er lief und lief, bis er zu einem Gänsestall kam. Hier lief er hinein und dachte, dass ihn hier niemand finden würde. Die Leute aus der Stadt hatten inzwischen sein ganzes Haus abgesucht und fanden ihn nicht. Da liefen auch sie aus der Stadt und suchten ihn. Sie kamen in die Nähe des Gänsestalls. Aber sie wollten erst gar nicht hineingehen. Da fingen aber die Gänse plötzlich an ganz laut zu schnattern. Die Leute liefen schnell hin, um zu schauen, was da ist. Und da entdeckten sie Martin. Und sie freuten sich und umarmten ihn und sagten ihm, dass er jetzt unbedingt ihr Bischof sein solle.
Da erinnerte er sich an die Worte des Engels und er stimmte zu. So wurde Martin Bischof in der Stadt und es wurde ein großes Fest gefeiert. Er tat sehr viel Gutes und half allen Menschen in der Stadt, denen es schlecht ging. Niemand musste mehr frieren oder hungern. Martin wurde sehr alt. Und allmählich ließen seine Kräfte nach und er war nur noch sehr müde, aber glücklich. In den letzten Jahren hatte er sich besonders um die Kinder gekümmert und ihnen viel Gutes getan.
An einem Abend nun lag Martin auf seinem Bett und Gott sprach zu ihm durch den Engel: „Lieber Martin, dein Weg ist nun zu Ende auf dieser Erde. Wir Engel werden Dich jetzt zu Gottvater in den Himmel holen.“ Da kam ein großes Licht vom Himmel, das überall in der Stadt erstrahlte. Alle Leute wunderten sich und schauten auf das Haus von Martin.
Dort war das Licht am stärksten. Dann nahmen die Engel den Martin in ihre Mitte und stiegen auf zum Himmel mit ihm. Als das Licht schwächer wurde, zündeten die Menschen in der Stadt überall Lichter und Lampions an, um an Martin zu denken und an all das Gute, was er getan hatte. So machten die Menschen das dann jedes Jahr am Martinstag und dachten an Martin.
Und so machen wir es bis heute. Und wir erinnern uns auch in einem Lied an Martin. Lied „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“
 
Glühweinfleck und neue Freunde
Susi stapfte unruhig von einem Fuß auf den anderen. Sie rieb sich die Hände aneinander und schob sie tiefer in ihren Jackenärmel. Wo blieb Karin heute bloß? Sie waren um sechs Uhr auf dem Weihnachtsmarkt verabredet. Inzwischen war es halb sieben und immer noch keine Spur von ihrer Freundin. - 3.jpgDas war ja mal wieder typisch. Sie durfte sich die Gliedmaßen abfrieren und ihre Freundin ließ sich alle Zeit der Welt. Kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, tauchte Karin auch schon auf. Sie winkte ihr eifrig zu und deutete auf die beiden Tassen Glühwein in ihrer rechten Hand. Susi schob sich durch die Menge und begrüßte ihre Freundin mit zwei Küsschen auf die Wange. "Sorry, dass du warten musstest. Ich dachte nur, ich hole uns gleich noch einen Glühwein und dann habe ich so lange angestanden", entschuldigte sich diese. Susi winkte ab, wie sollte sie ihrer Freundin auch böse sein. Die Beiden suchten sich einen Platz etwas abgelegener vom Weihnachtsmarkt und schlürften ihren roten, dampfenden Glühwein. Mh, das tat gut. Jetzt war es schon wärmer. Karin brachte sie auf den neuesten Stand was den aktuellen Klatsch und Tratsch betraf und sie verquatschten sich eine ganze Weile. Gerade als Susi ansetzen wollte, um zu trinken, traf sie plötzlich ein harter Schlag in den Rücken. Der Glühwein schwappte aus der Tasse und lief über ihren beigen Mantel. Susi verschluckte sich und konnte sich nicht mehr rechtzeitig abfangen, bevor sie in die Knie ging. "Oh Susi, ist alles OK?", fragte Karin sofort besorgt, während sie ihre Freundin hochzog. "Was fällt Ihnen eigentlich ein? Haben Sie keine Augen im Kopf?", fuhr sie den offensichtlichen Übeltäter an, der schockiert und zugleich verwirrt drein blickte. "Ähm, also... es tut mir leid", stammelte der Herr, der etwa in Susis und Karins Alter war. Seine dunklen Haare standen verwuschelt in alle Richtungen ab und sein Blick war glasig. "Ja das sollte es auch", schimpfte Karin weiter, während sie den Glühweinschaden mit einem Taschentuch von Susis Mantel tupfte. Der Mann schien plötzlich den Tränen nahe: "Ich... habe Sie nicht gesehen." "Schon gut, es ist nicht so schlimm. Das kann man sicher reinigen lassen", meinte Susi, der der arme Kerl leid tat. Sie bremste Karin, die schon die nächste Schimpftirade starten wollte. "Ich werde das natürlich bezahlen", entgegnete der Mann immer noch gedankenverloren und verunsichert und zog eine Visitenkarte aus seiner Manteltasche. Susi nahm diese entgegen und stellte fest, dass der Unglückliche Samuel hieß und als Steuerberater tätig war. "Ich werde Sie anrufen, Samuel. Ich bin übrigens Susi", versuchte sie die Situation zu entschärfen. Samuel nickte nur. Er wirkte alles andere als glücklich und das schien nicht nur an dem kleinen Unfall zu liegen. "Samuel, wollen wir vielleicht eine Tasse Tee im Café dort drüben trinken, damit wir uns alle wieder etwas beruhigen?", bot Susi an. Er nickte. Die Drei begaben sich in das Café. Plötzlich begann Samuel zu erzählen. Er berichtete, dass seine Mutter an Krebs erkrankt war und er erfahren hatte, dass sie Weihnachten nicht nach Hause kommen könnte. Es wäre das erste Weihnachten ohne seine Mutter, die ihn allein großgezogen hatte. Jetzt tat es auch Karin leid, ihn so angefahren zu haben. Sie entschuldigte sich. Dann schlug sie vor, dass sie doch alle gemeinsam Weihnachten feiern könnten, weil Susi und sie das sowieso geplant hatten. Samuel schien erst nicht begeistert von der Idee, stimmte nach einiger Überredung dann doch zu. Und so wurde es noch ein richtig netter Abend, an dem auch ihr neuer Freund schnell seine gute Laune wiederfand.
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Der Weihnachtsdrache
Jedes Jahr kaufte Papa Heinze am Tag vor Heiligabend einen Weihnachtsbaum. Aber Papa Heinze hatte nie viel Glück dabei. Mal war der Baum zu groß, mal war er zu klein. Mal hatte er auf einer Seite ein großes Loch, mal rieselten die Nadeln schon am ersten Weihnachtstag zu Boden. Aber für jedes Problem hatten die Heinzes eine Lösung: Einen zu großen Baum konnte man schräg stellen, einen zu kleinen auf ein Tischchen setzen.
Ein Loch konnte man mit tief hängenden Holzengeln verstecken, und mit den Nadeln konnte man den Heiligen Drei Königen eine Straße zur Krippe legen. »Wir haben den allerschönsten Baum in der Stadt!«, sagte Mama Heinze jedes Jahr, wenn sie, Niko und Emma fertig waren mit Schmücken. Und das fanden Niko und Emma auch.
In diesem Jahr jedoch war etwas Furchtbares passiert: Papa Heinze hatte überhaupt keinen Baum gekauft. Seine neue Arbeit in der Lebkuchenfabrik war vor Weihnachten besonders anstrengend, da natürlich alle Leute in dieser Zeit Lebkuchen kaufen wollten. Deshalb musste Papa Heinze immer extra lange arbeiten. Und darüber hatte er völlig vergessen, einen Weihnachtsbaum zu kaufen.
Als er am Abend vor Heiligabend nach Hause kam, warteten Mama, Niko und Emma schon gespannt an der Tür, um den neuen Weihnachtsbaum zu sehen. »Aha«, stellte Mama Heinze fest, »dieses Jahr wird es ein unsichtbarer Baum.« »Oh nein!«, rief Papa Heinze. Er machte auf dem Absatz kehrt, sprang in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Irgendwo musste es um diese Uhrzeit doch einen Weihnachtsbaum geben! Emma und Niko warteten derweil am Küchenfenster darauf, dass Papa Heinze wieder auftauchte. »Weihnachten ohne Baum«, sagte Emma, »das wäre ganz schön blöd, oder?« »Ja«, sagte Niko traurig, »das wäre ja gar kein richtiges Weihnachten.«
Nachdem sie in der Küche zwanzig Runden Mau-Mau gespielt hatten, tauchten endlich Papa Heinzes Scheinwerfer in der Einfahrt auf. Emma und Niko drückten sich die Nasen am Fenster platt, während Papa Heinze aus dem Auto stieg und den Kofferraum öffnete. »Er hat noch einen gefunden!«, schrie Niko. Und tatsächlich holte Papa Heinze einen Baum aus dem Auto. Er war fest mit einem Plastiknetz umwickelt. Erleichtert schauten Emma und Niko zu, wie Papa Heinze den Baum ins Wohnzimmer trug.
»Da hatte ich ja noch mal Glück. Ich habe den Baum bei dem Mann gekauft, der immer am alten Brunnen steht. Es war sein letzter Baum, und er hat ihn mir fast umsonst gegeben «, erzählte Papa Heinze stolz. Mama Heinze runzelte die Stirn. »Er hat eine ungewöhnliche Farbe. Sah der Baum denn ohne Netz gut aus?« »Na ja«, brummte Papa Heinze unsicher, »das Netz war schon drum … Aber Hauptsache ist doch, dass ich überhaupt noch einen Baum bekommen habe, oder?« Da waren sich alle einig.
Ans Auspacken und Schmücken war allerdings nicht mehr zu denken. »Ab ins Bett, es ist spät!«, sagte Mama Heinze energisch. »Um den Baum kümmern wir uns morgen früh.« »Du, Niko«, flüsterte Emma, als sie im Bett lagen. »Aus dem Netz guckten so komische Stacheln raus.« Niko gähnte. »Was? Egal, es wird sowieso der allerschönste Baum in der Stadt!« »Na klar«, murmelte Emma im Halbschlaf. Doch am nächsten Morgen war der Baum weg. Noch im Schlafanzug versammelten sich die Heinzes im Wohnzimmer und schauten ratlos auf die Stelle, wo am Abend zuvor der Weihnachtsbaum gelegen hatte.
»Hat den jemand geklaut?«, fragte Niko entrüstet. Emma begann zu weinen. »So eine Gemeinheit! Jetzt haben wir keinen Baum!« Papa Heinze kratzte sich am Kopf. »Ich zieh mich schnell an und schau draußen nach. Vielleicht gibt es ja Spuren.« Eilig ging er ins Schlafzimmer und öffnete die Tür vom großen Wandschrank. Plötzlich wurde er kreidebleich. Mit einem lauten Knall schlug er die Tür wieder zu. »K-k-kommt mal her, das müsst ihr euch ansehen!«, rief er aufgeregt. Mama Heinze, Emma und Niko rannten ins Schlafzimmer. Ganz, ganz vorsichtig öffnete Papa Heinze die Schranktür. In dem Schrank lag etwas. Es war groß, grün und hatte dicke Stacheln. Es atmete. Außerdem hing ein zerrissenes Weihnachtsbaumnetz von dem Ding runter.
»Was ist denn das?«, flüsterte Emma. Mama Heinze legte beschützend die Arme um ihre Kinder. »Ich ruf die Polizei!«, murmelte sie. Doch in diesem Moment bewegte sich das Ding im Schrank, und unter Papas Hemden erschien ein knubbeliger Kopf mit großen schwarzen Knopfaugen. Die starrten erschrocken auf die Heinzes, und der Kopf verschwand ganz schnell wieder unter Papas Hemden. »Hilfe, Hilfe, Hilfe!«, hörten es die Heinzes aus dem Schrank murmeln. Das Ding im Schrank schien völlig verschreckt zu sein. Niko nahm all seinen Mut zusammen. »Ähem, entschuldige«, sagte er, »bist du unser Weihnachtsbaum? Hat dich vielleicht jemand verzaubert oder so?« Das Ding im Schrank bewegte sich, und der Kopf erschien erneut unter den Hemden. »Ich bin ein Stacheldrache«, grummelte es. »Bitte tut mir nichts! Gestern Nacht bin ich in diese blöde Netzmaschine geflogen. Man hat mich völlig verschnürt und durch die Gegend getragen. Als ich mich endlich befreien konnte, wusste ich nicht mehr, wo ich bin!«- 12.jpg
Papa Heinze hatte nie viel Glück mit Weihnachtsbäumen gehabt. Aber einen Drachen hatte er bisher noch nie erwischt. Er schüttelte fassungslos den Kopf. Mama Heinze wusste wie immer, was zu tun war. »Nun komm mal aus dem Schrank raus, lieber Stacheldrache«, sagte sie freundlich. »Wir tun dir nichts.« Der Drache zögerte einen Moment. Dann kroch er langsam aus dem Kleiderschrank. Ein Hemd von Papa Heinze hing ihm noch über seinem stacheligen Kopf. Er hatte einen langen Schwanz und fellige Pfoten. Auf seinem Rücken waren zwei Flügel zusammengefaltet, wie Fledermausflügel. »Und was machen wir jetzt?«, fragte Papa Heinze. »Frühstücken«, sagte Mama Heinze entschlossen. Und das war wohl die beste Idee.
Der Drache lief hinter Familie Heinze her und bekam sogar einen eigenen Platz am Frühstückstisch, zwischen Emma und Niko. Er aß das gesamte Rührei und leckte den Marmeladentopf leer. So ausgehungert war er. Papa Heinze nahm einen Schluck von seinem Kaffee und seufzte. »Erstens«, stellte er fest: »Wir haben keinen Weihnachtsbaum. Zweitens: Wir haben einen Stacheldrachen.« »Was ist ein Weihnachtsbaum?«, fragte der Stacheldrache, nun mit Erdbeermarmeladenbart. »An Weihnachten«, erklärte Niko, »stellt man eine Tanne in sein Wohnzimmer und schmückt sie, damit das Christkind Geschenke darunterlegt.« »Und heute ist Weihnachten«, sagte Emma traurig. »Aber wir haben keinen Baum. Deshalb bringt das Christkind wahrscheinlich überhaupt keine Geschenke.« »Oh«, sagte der Stacheldrache. »Ihr dachtet also, ich wäre ein Weihnachtsbaum?« Die Heinzes nickten. Der Drache fing an zu lachen. Er konnte gar nicht mehr aufhören. Dann lachten auch die Heinzes mit, denn irgendwie war das alles ziemlich lustig! Als sie sich wieder beruhigt hatten, sagte der Drache: »Ich bin zwar keine Tanne, aber ich bin grün, stachelig, und ich kann ziemlich lange still stehen. Zumindest so lange, bis dieses Christkind die Geschenke gebracht hat.« Emma und Niko rissen die Augen auf. »Ein Weihnachtsdrache!«, rief Niko begeistert. »Juchhu!« Und da war es abgemacht.
Den Drachen zu schmücken, war allerdings nicht leicht. Er war nämlich äußerst kitzelig. Doch mit ganz viel Geduld und noch mehr Gekicher gelang es Mama Heinze und den Kindern schließlich, Holzengel, Girlanden, Kugeln und Kerzen an den Drachenstacheln aufzuhängen. Danach stand der Drache mucksmäuschenstill.
»Wir haben den allerschönsten Weihnachtsbaum … äh, Weihnachtsdrachen der Stadt!«, sagte Mama Heinze. Und das fanden Emma und Niko auch. Als Mama Heinze später das Glöckchen zur Bescherung läutete, stürmten Papa Heinze, Emma und Niko aufgeregt ins Wohnzimmer. Der Stacheldrache trug still und feierlich die leuchtenden Kerzen und schimmernden Kugeln. Sie funkelten mit seinen Augen um die Wette. Und das Christkind hatte tatsächlich noch die Geschenke gebracht! Familie Heinze sang O Tannenbaum – auch wenn das nicht so ganz passte -, und der Drache summte leise mit. »Du, Drache«, flüsterte Niko ihm später zu, »hast du das Christkind gesehen? « »Ja«, flüsterte der Drache und lächelte still. Denn ihm hatte das Christkind einen riesigen Topf von Oma Heinzes selbst gemachter Erdbeermarmelade gebracht.
 
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Die Wichtelmänner
Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr übrig blieb als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend die Schuhe zu, die wollte er den nächsten Morgen in Arbeit nehmen; und weil er ein gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett, befahl sich dem lieben Gott und schlief ein. Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit niedersetzen wollte, so standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tisch. Er verwunderte sich und wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Er nahm die Schuhe in die Hand, um sie näher zu betrachten: sie waren so sauber gearbeitet, daß kein Stich daran falsch war, gerade als wenn es ein Meisterstück sein sollte. Bald darauf trat auch schon ein Käufer ein, und weil ihm die Schuhe so gut gefielen, so bezahlte er mehr als gewöhnlich dafür, und der Schuster konnte von dem Geld Leder zu zwei Paar Schuhen erhandeln. Er schnitt sie abends zu und wollte den nächsten Morgen mit frischem Mut an die Arbeit gehen, aber er brauchte es nicht, denn als er aufstand, waren sie schon fertig, und es blieben auch nicht die Käufer aus, die ihm so viel Geld gaben, daß er Leder zu vier Paar Schuhen einkaufen konnte. Er fand frühmorgens auch die vier Paar fertig; und so gings immer fort, was er abends zuschnitt, das war am Morgen verarbeitet, also daß er bald wieder sein ehrliches Auskommen hatte und endlich ein wohlhabender Mann ward. Nun geschah es eines Abends nicht lange vor Weihnachten, als der Mann wieder zugeschnitten hatte, daß er vor Schlafengehen zu seiner Frau sprach 'wie wärs, wenn wir diese Nacht aufblieben, um zu sehen, wer uns solche hilfreiche Hand leistet?' Die Frau wars zufrieden und steckte ein Licht an; darauf verbargen sie sich in den Stubenecken, hinter den Kleidern, die da aufgehängt waren, und gaben acht. Als es Mitternacht war, da kamen zwei kleine niedliche nackte Männlein, setzten sich vor des Schusters Tisch, nahmen alle zugeschnittene Arbeit zu sich und fingen an, mit ihren Fingerlein so behend und schnell zu stechen, zu nähen, zu klopfen, daß der Schuster vor Verwunderung die Augen nicht abwenden konnte. Sie ließen nicht nach, bis alles zu Ende gebracht war und fertig auf dem Tische stand, dann sprangen sie schnell fort.
Am andern Morgen sprach die Frau 'die kleinen Männer haben uns reich gemacht, wir müßten uns doch dankbar dafür bezeigen. Sie laufen so herum, haben nichts am Leib und müssen frieren. Weißt du was? Ich will Hemdlein, Rock, Wams und Höslein für sie nähen, auch jedem ein Paar Strümpfe stricken; mach du jedem ein Paar Schühlein dazu.' Der Mann sprach 'das bin ich wohl zufrieden,' und abends, wie sie alles fertig hatten, legten sie die Geschenke statt der zugeschnittenen Arbeit zusammen auf den Tisch und versteckten sich dann, um mit anzusehen, wie sich die Männlein dazu anstellen würden. Um Mitternacht kamen sie herangesprungen und wollten sich gleich an die Arbeit machen, als sie aber kein zugeschnittenes Leder, sondern die niedlichen Kleidungsstücke fanden, verwunderten sie sich erst, dann aber bezeigten sie eine gewaltige Freude. Mit der größten Geschwindigkeit zogen sie sich an, strichen die schönen Kleider am Leib und sangen
'sind wir nicht Knaben glatt und fein?
was sollen wir länger Schuster sein!'
Dann hüpften und tanzten sie, und sprangen über Stühle und Bänke. Endlich tanzten sie zur Tür hinaus. Von nun an kamen sie nicht wieder, dem Schuster aber ging es wohl, solang er lebte, und es glückte ihm alles, was er unternahm.
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