Wissen, das man im Leben bestimmt nie braucht.

„Eine Pomeranze / Landpomeranze sein“
Die Formulierung "Eine Pomeranze sein" bezeichnete zur Biedermeierzeit am Anfang des 19. Jahrhunderts ein Mädchen vom Land, die jung und unbedarft war und deren gerötete Wangen an die Farbe reifer Pomeranzen, also Bitterorangen, erinnerten.
Später wurden Frauen mit grobem Benehmen dann als "Pomeranze" oder "Landpomeranze" bezeichnet - dieser Ausdruck hat sich bis heute gehalten.

Das Wort „Pomeranze“ (das Obst) hat seinen Ursprung in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, und zwar aus dem mittellateinischen Wort „pomerancia“. Dieses ist eine Zusammensetzung aus dem italienischen „pomo“, für Apfel und „arancia“ für Orange. Pomeranzen sind bitter und dickschalig. Unsere heutigen Orangen sind auch aus dieser Familie, aber wesentlich bekömmlicher.
- 1.jpg

In früheren Zeiten an Südfrüchte zu kommen, war ein Zeichen von Luxus, es war kostbares Obst und wer es hatte, konnte sicher sein, etwas Besonderes zu sein oder zumindest besonders reich zu sein.

Nun kommen wir dem Sinn dieses Wortes schon ein bißchen näher: Eine Dorfpomeranze ist eine Person, die denkt, sie sei ein kostbares, seltenes Exemplar einer Gattung, schwer zu bekommen und hübsch anzusehen.

Einer Dorfpomeranze haftete gleichwohl auch der Ruf an, bitter zu sein. Stolz wichtig und selbstgerecht.

Wer jemanden als Dorfpomeranze tituliert, weiß, daß eine Pomeranze bitter schmeckt.
 
„Die Würfel sind gefallen“
Bedeutung:

Die Redewendung "die Würfel sind gefallen" bedeutet, daß eine Entscheidung endgültig getroffen ist, die nicht mehr rückgängig zu machen ist.

Herkunft:
- 1.jpg
Diese Formulierung wir auf den römischen Feldherrn und Staatsmann Julius Cäsar zurückgeführt. Angeblich soll Julius Caesar mit den Worten "die Würfel sind gefallen" - natürlich auf Latein, also mit dem Ausspruch "alea iacta est" - im Jahre 49 v. Chr. eine weitreichende Entscheidung getroffen haben:

Die Überschreitung des Rubikon ist folgendermaßen zu sehen: Im Triumvirat mit Pompejus und Crassus war Caesar das deutlich schwächste Mitglied gewesen. Durch den Tod des Crassus im Jahre 53 v. Chr. und seine eigenen Erfolge im Gallischen Krieg bis 51 v. Chr. hatte sich das Gleichgewicht zu Cäsars Gunsten verschoben. Pompejus plante daher, den Gegner durch ein Gerichtsverfahren auszuschalten. Dazu mußte er das Ende von Caesars Statthalterschaft in Gallien und Illyrien abwarten und dann verhindern, dass Cäsar ein neues Amt erwarb, welches ihm eine neue Immunität eingebracht hätte.

Caesars Dilemma war, daß er als Provinzstatthalter Rom nicht betreten durfte. Jedoch wollte er sich in Rom als Konsul zur Wahl stellen. Hätte er auch nur für die kurze Zeit seiner Bewerbung sein Amt niedergelegt, hätte man ihn unter Anklage stellen können, wie sein Feind Cato schon angekündigt hatte. Die Volkstribunen hatten zwar für Caesar eine Ausnahmeregelung geschaffen, daß er sich auch in Abwesenheit um das Konsulat bewerben durfte, sein Gegner Pompejus hatte diese Regelung jedoch ausgehebelt.

- 2.jpg

Der Rubikon war nun die Grenze zwischen Caesars Provinz Gallien und Italien, die Cäsar – und erst Recht seine Soldaten - nicht überschreiten durfte. Als Caesar am 10. Januar 49 v. Chr. den Rubikon überschritt – vorgeblich, um die Befugnisse der Volkstribunen gegen die Maßnahmen des Pompeius zu schützen –, beging er somit einen klaren Rechtsverstoß. Damit wurde die bis dahin unterschwellige Feindschaft offenbar und der Bürgerkrieg brach aus. Caesars Gegner, die im Glauben waren, er sei mit seiner ganzen Heeresmacht in Italien eingefallen, ergriffen sofort die Flucht. Caesar war jedoch, um schneller zu sein, mit lediglich 5300 Mann angerückt. Die eigentliche Entscheidung fiel erst etliche Monate später in der Schlacht von Pharsalos.

Der Ausspruch bezieht sich einerseits auf die nunmehr unwiderruflich eintretenden Rechtsfolgen der begangenen Gesetzesübertretung – der Würfel ist in der Luft und nicht mehr in der Hand –, andererseits auf das Risiko des unklaren Ausgangs: der Würfel kann auf jede Seite fallen. Hier wird der Unterschied zur geläufigen deutschen Übersetzung besonders deutlich.
 
„Den Rubikon überschreiten“
Bedeutung:

Die Redewendung "den Rubikon überschreiten" beschreibt eine Handlung, nach der es kein Zurück mehr gibt.

Herkunft:
- 1.jpg
Der Rubikon ist ein Fluß und es gibt ihn wirklich, nämlich in Norditalien. Bestimmt haben ihn schon sehr viele Leute überschritten, ohne daß etwas passiert ist. Aber ein Mal hatte es doch große Folgen. Das war im Jahr 49 vor Christus, als Julius Cäsar mit seinem Heer den Rubikon überschritt. Er war nach Rom beordert worden und wußte, dass er dort angeklagt werden würde.
Doch er missachtete den Befehl und überquerte mit seinen Truppen den Rubikon in südlicher Richtung, also auf Rom zu. Da es damals verboten war, diesen Grenzfluss bewaffnet zu übertreten, war dies eine Kriegserklärung! Und so kam es dann auch zwischen Cäsar und dem Römischen Staat zu einem Bürgerkrieg, den Cäsar schließlich gewann.

Im Januar 2012 wurde diese Redewendung in den Medien häufig zitiert, denn Bundespräsident Christian Wulff soll sie benutzt haben. Er hatte Kai Diekmann, dem Chefredakteur der "Bild", im Dezember 2011 auf die Mailbox gesprochen und wollte erreichen, dass "Bild" nicht über Wulffs Kreditaffäre berichtet. Wulff soll gesagt haben, dass der Rubikon überschritten sei, wenn "Bild" den Artikel schreibt. Deshalb wurde Wulff vorgeworfen, er habe der Presse gedroht. Und da die Pressefreiheit ein hohes Gut ist, wurde ihm das fast übler genommen als die ursprüngliche Geschichte mit dem Kredit.


Siehe den vorigen Beitrag:
„Die Würfel sind gefallen“:
 
„Saure-Gurken-Zeit“
- 1.jpg








Bedeutung:
Als "Saure-Gurken-Zeit" wurde eigentlich ein Zeitraum bezeichnet, der von Verzicht und Leiden gezeichnet ist und den man eine Weile gezwungenermaßen durchstehen muß.

Heute versteht man unter dieser Formulierung vor allem die Zeit, in der die Medien kaum etwas interessantes zu berichten haben. Die Saure-Gurken-Zeit ist die Zeit im Sommer, in der überhaupt nichts passiert. Egal ob in der Wirtschaft, in der Politik oder im Kulturbereich – zu dieser Zeit machen fast alle Menschen Urlaub. In den Medien wird zu dieser Zeit der kleinste Anlaß genommenund groß aufgeblasen, um überhaupt etwas berichten zu können.

Herkunft:
Lebensmittel sauer einzulegen, war eine frühe Methode, um diese länger haltbar zu machen. So konnte das Gemüse über den langen Sommer bis in den kargen Winter konserviert und gerettet werden. Wenn im Winter wegen der Kälte kein Gemüse- und Obstanbau möglich war, konnten die Menschen auf die sauer eingelegten Gurken zurückgreifen und brauchten keinen Hunger leiden.

Spreewaldgurken als Namensgeber
Eine andere Erklärung für die Entstehung der Redensart, geht auf die ersten eingelegten Spreewälder Gurken zurück. Diese kamen meist im Sommer nach Berlin und wurden dann auf den Berliner Marktplätzen angeboten.
Doch der Zeitpunkt des Verkaufs war für die Händler meist eher ungünstig - fiel er doch in jene Zeit, in der die Kaufleute zähneknirschend die schlechten Geschäfte angesichts der Hitze und Urlaubszeit bemängelten. Es war eben die "Saure-Gurken-Zeit".
 
„Jemandem ein Licht aufstecken“
Bedeutung:

"Jemandem ein Licht aufstecken" bedeutet, daß man ihn über eine Sache aufklärt. Es wird gewissermaßen Licht ins Dunkel gebracht. Die unwissende Person wird erleuchtet. Außerdem kann die Redensart auch bedeuten, daß jemand die Meinung gesagt bekommt.

Herkunft:
Der Ausdruck bezieht sich auf das Aufstecken einer Kerze, um Licht ins Dunkel zu bringen.
1711259885071.jpeg
 
„Ein Eldorado sein“
Als Eldorado bezeichnet man Orte, die der perfekte Platz für eine bestimmte Tätigkeit oder für jemanden sind.
Die geschützte Dünen- und Strandlandschaft im Norden Amrums ist ein großes Naturschutzgebiet, in dem auch viele seltene und stark gefährdete Vogelarten brüten. Amrum ist daher ein idealer Ort, um die die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten - also redensartlich ein Eldorado für Vogelkundler.

Das sprichwörtliche "Eldorado" und das Goldland der Spanier
- 1.jpg
Der Begriff Eldorado ist schon viele Jahrhunderte alt. So erzählten sich die spanischen Eroberer Südamerikas im 16. Jahrhundert von dem sagenhaften, unermesslich reichen Goldland der Chibcha - einem indigenen Volk in Südamerika. Deren Goldvorkommen seien so gewaltig, daß es sogar religiöse Feierlichkeiten gäbe, bei denen der Herrscher seinen ganzen Körper in Goldstaub hüllen und Priester goldene Opfergegenstände im Wasser versenken würden.

Diese Legende machte die Spanier neugierig und motivierte sie dazu, die Länder des südamerikanischen Kontinents zu erkunden und zu unterwerfen. Den sagenhaften Herrscher nannten die Spanier in ihren Erzählungen "El Dorado" (auf deutsch "den Vergoldeten"). Auch sein Reich nannten sie so. Schließlich haben die Spanier "El Dorado" jedoch nie gefunden...
Doch der Begriff ist erhalten geblieben und hat es sogar, wenn auch leicht abgewandelt, als "Eldorado" in die deutsche Sprache geschafft.
 
„Ein Mekka sein“
Bedeutung:

Wenn jemand von einem "Mekka für etwas" spricht, so möchte er damit ausdrücken, daß es ein idealer Ort für etwas ist.

Herkunft:
- 1.jpg
Die deutsche Redewendung geht auf den wichtigsten Wallfahrtsort der muslimischen Welt zurück: Mekka. Die saudi-arabische Stadt ist die Geburtsstadt des Propheten Mohammed und hier steht auch das wichtigste Heiligtum des Islam - die Kaaba.
Jeder gläubige Muslime sollte Mekka mindestens einmal im Leben besucht haben. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert wußte man dies auch in der westlichen Welt, als immer mehr Reiseberichte und Abenteuerromane über die arabische Welt erschienen.
Es dauerte nicht lang, da benutzte man den Ausdruck "das Mekka der/des..." als Lob für alle möglichen Orte.

Als Beispiel: Für Fans von Eisenbahnen ist in Hamburg das „Miniatur Wunderland“ das „Mekka“ – ein Beispiel dafür, was heute alles möglich ist und was man als Eisenbahn-Fan unbedingt gesehen haben muß.
 
„Saufen wie ein Pferd“
Bedeutung:

Zu „saufen wie ein Pferd“, bedeutet, innerhalb kürzester Zeit enorm viel zu trinken.

Herkunft:
- 1.jpg
Die Redewendung „Saufen wie ein Pferd“ entstand zu einer Zeit, in der sich die Mustangs entwickelten. Mustangs sind Wildpferde in den USA, die in der freien Natur in losen Herden zusammenleben. Die Pferde können lange Zeit ohne Wasser auskommen und trinken nach einer mehrtägigen Pause bis zu 30 Liter Wasser, um ihren Durst zu stillen. Dieses Verhalten führte zur Redewendung „Saufen wie ein Pferd“.
 
„Dumm wie Bohnenstroh sein“
Früher benutzten arme Leute zum Schlafen das Stroh von Futterbohnen als Matratze. Denn es kostete nichts und war auch einigermaßen weich. Außerdem konnten die Menschen es ab und zu leicht austauschen und durch frisches Stroh ersetzen. Die Wertlosigkeit von Bohnenstroh hat sich dann im Sprachgebrauch später auch auf geistige Eigenschaften übertragen, wodurch diese Redensart entstanden ist.
 
„Erbsenzähler“
Bedeutung:

Eine männliche Person, die kleinlich und geizig ist. Ein Erbsenzähler ist ein Geizhals; ein Bürokrat bzw. eine Bürokratin; ein Pedant.
Wörtlich genommen: Wenn es einer Person nicht reicht, daß es ein Kilogramm Erbsen ist – dann zählt er die Ersen einzeln.

Herkunft:

- 1.jpgAls Erbsenzähler bezeichnet man einen Menschen, der die Genauigkeit in all seinem Tun bis hin zur Pedanterie getrieben hat. Meist wird heute angenommen, daß der Ursprung dieses Wortes im Leben des Karl Baedecker (1801-1859) zu finden ist, den bekannten Verleger und Buchhändler, der als „Vater“ der bis heute beliebten Baedeker-Reiseführer gilt. Denn durch seine nüchterne, bis zur Pedanterie getriebene Genauigkeit revolutionierte er die damalige Art der Reiseliteratur. Er verließ sich als Erster nicht länger auf fremde Aufzeichnungen und Überlieferungen, sondern erkundete auf ausgedehnten Reisen selbst die Verhältnisse vor Ort, beschrieb die „Merkwürdigkeiten“ seiner Reiseziele und führte akribisch Buch über Preis und Angebot, angefangen bei Gasthäusern über Reisestationen bis hin zu den beliebtesten Hotels.
Im Zuge seiner Studien bestieg er auch den Mailänder Dom, wobei ein Bekannter beobachtete, wie er alle zwanzig Stufen eine trockene Erbse von der Weste - in die Hosentasche steckte. Denn so konnte er mit einer einfachen Multiplikation die genaue Anzahl der Stufen ermitteln. „Erbsenzähler“, wie er war, machte er beim Abstieg natürlich die Gegenprobe, und so wanderten alle Erbsen von seiner Hosentasche zurück in seine Weste.

- 2.jpgSo schön diese Geschichte auch ist, so wird die Bezeichnung Erbsenzähler doch schon weit länger verwendet. Denn schon im Jahr 1668 kann man sie in Grimmelshausens Roman „Simplicissimus“ lesen, und zwar in seiner ursprünglichen Bedeutung als Synonym für einen knauserigen und geizigen Menschen. Und wirklich findet man den Ursprung dieses Wortes an einer ganz anderen Stelle, und zwar im Jahre 1480 in der Stadt München. Zu dieser Zeit war der Bau der Münchner Frauenkirche in vollem Gange, doch sprengten die Kosten die erwarteten Ausgaben bei Weitem und so mußte sich die Kirche um weitere Einnahmequellen kümmern.
Aus diesem Grund ordnete Papst Sixtus IV. an, daß alle Menschen, die nach München pilgerten, von ihren Sünden freigesprochen würden, sofern sie bereit wären, um Ablass zu bitten und mindestens den Lohn einer Arbeitswoche zu spenden. Dieser Ablasshandel war bald so erfolgreich, dass der Magistrat den Überblick über die Anzahl der Spender verlor.
So kam man auf die Idee, einen Mann anzustellen, der für jeden Pilger, der das Isartor passierte (der einzige Weg, um zur Frauenkirche zu gelangen), eine Erbse in einen Eimer werfen sollte. Eine Aufgabe, die ihm den schönen Namen „Erbsenzähler“ einbrachte.
- 3.jpg
 
„Ein Korinthenkacker sein“
Bedeutung:

Ein besonders penibler, sehr genauer Mensch, der jedes kleinste Detail ausgesprochen wichtig nimmt, wird redensartlich auch als "Korinthenkacker" bezeichnet.

Herkunft:
Die griechische Stadt Korinth aus der Antike hat nur indirekt etwas mit dem Ausdruck "Korinthenkacker" zu tun. In Deutschland ist die dunkle Rosine seit dem 15. Jahrhundert auch als "Korinthe" bekannt, weil die gleichnamige Hafenstadt für ihre Ausfuhr damals sehr wichtig war.
Hieraus entwickelte sich in der Umgangssprache des 19. Jahrhunderts der derbe Scherzausdruck "Korinthenkacker" für sehr penible und genaue Menschen. Denn man stellte sich vor, daß diese überaus genauen Menschen sogar noch auf der Toilette dermaßen penibel waren, sodaß sie immer genau gleich große Kötel produzierten - eben wie die stets gleich großen Korinthen.
Bis heute hat sich der Ausdruck in unserer Sprache gehalten. Eine ähnliche Bezeichnung lautet im Deutschen übrigens "Erbsenzähler" (Voriger Beitrag).
 
„Sich wie ein Backfisch benehmen“
Bei dieser Formulierung geht es nicht um den in Bierteig ausgebackenen „Backfisch“. Die Redewendung über den „Backfisch“ stammt aus dem 20. Jahrhundert und kommt ursprünglich aus der Fischerei. Zu kleine, unreife Fische wurden wieder zurück ins Wasser geworfen, weil sie für den Fang nicht groß genug waren. "Back" kommt hier aus dem Englischen und bedeutet "zurück" – daher haben die Backfische ihren Namen. Wird jemand als Backfisch bezeichnet, bezieht sich das vor allem auf Mädchen, die für ihr Alter noch nicht sehr reif sind und sich albern verhalten.
- 1.jpg
 
„Das schwarze Schaf sein“
Bedeutung:

Jemand, der sich von den anderen Mitgliedern einer Gemeinschaft (besonders einer Familie) negativ unterscheidet.

Herkunft:
- 1.jpg
Schaut man sich einmal den Stammbaum der Schafe an, wird eins klar: Das Ur-Schaf war schwarz. Aus diesem entstanden dann alle eutigen Schafe. Dementsprechend gab es früher nur Herden mit schwarzen Schafen. Heute sind fast alle Schafe, die man auf den Weiden sieht, weiß. Es gibt aber immer wieder auch mal ein schwarzes oder geflecktes Schaf. Diese Schafe waren aber von jeher nicht besonders beliebt. Denn ihre Wolle ist schwieriger zu verarbeiten als rein weiße Wolle, die sich viel leichter in alle gewünschten Farben umfärben läßt.

Wenn in einer Familie aus jedem etwas „Vernünftiges“ geworden ist – und ein Familienmitglied einfach nur ohne Ausbildung und ohne richtigen Beruf ist (bzw. sich für eine kriminelle „Karriere“ entschieden hat) – dann ist dieses Familienmitglied das „Schwarze Schaf“ der Familie. Wenn ein Winzer keinen guten Wein herstellt und nur den Wein „panscht“ – dann ist er das Schwarze Schaf der Berufssparte.
 
„Ans Eingemachte gehen“
Bedeutung:

Wenn die Vorräte zur Neige gehen und man die letzte Notfallreserve anknabbern muß, um zu überleben, aber auch dann, wenn eine Sache wirklich ernst wird, reden wir davon, daß es ans "Eingemachte" gehe.

Herkunft:

- 1.jpg
Echtes "Eingemachtes" steht heute nur noch in den wenigsten Küchenregalen herum. Bis vor etwa hundert Jahren, als es noch keine Kühlschränke in den Wohnungen oder Supermärkte an jeder Straßenecke gab, sah das anders aus: Jede Familie mußte für ihre eigenen Vorräte sorgen. Um auch im Winter genügend Nahrungsmittel zu haben, begannen die Menschen schon im Herbst damit, Fleisch, Gemüse, Pilze und Obst durch Kochen haltbar zu machen. Waren die frischen Nahrungsmittel aufgebraucht, griffen sie zum Eingekochten oder Eingemachten, das in luftdicht verschlossenen "Einmachgläsern" auf den Verzehr wartete.
Mittlerweile haben Konservendosen und Tiefkühltruhen das Einmachen weitestgehend ersetzt. Aber als Redewendung besitzt es noch immer einen festen Platz in der deutschen Sprache.
 
„Seine Schäfchen ins Trockene bringen“
Jemand, der seine "Schäfchen ins Trockene" bringt, sichert etwas, das ihm wichtig ist -meistens Geld. In der Zeit der Finanzkrise wurde dieser Ausspruch besonders häufig benutzt, weil viele Investoren um ihr Geld bangten und die Absicherung der Finanzen notwendig war. Auch eine große deutsche Bank wirbt mit der Redewendung.

- 1.jpg
Im Gegensatz zu vielen anderen Redewendungen hat diese ihren Ursprung in der wörtlichen Bedeutung. Die meiste Zeit verbringen Schafe auf ihrer Weide im Freien. Bei Regen und überschwemmten Wiesen wird es aber gefährlich für sie. Denn in sumpfigen Gebieten kommen besonders häufig Leberegel vor.
Diese können schwere Leberentzündungen verursachen, die oft tödlich für die Schafe sind. Wer als Züchter also sein Kapital, die Schafe, absichern will, bringt die Tiere besser ins Trockene.

Eine weitere deutsche Redewendung, die das gleiche meint, lautet übrigens "Auf Nummer sicher gehen".
 
„Ein Geizkragen sein“
- 1.jpg
Wie und wann genau die Bezeichnung "Geizkragen", oder auch "Geizhals" entstand, läßt sich heute nicht mehr zweifelsfrei festellen. Schriftlich überliefert ist jedoch, daß bereits Johannes Agricola (1494-1566), ein Freund Martin Luthers, schrieb "Es ist ein rechter geytzhals" und damit diese Redewendung bereits im 16. Jahrhundert nutzte.
Ähnlich wie bei der Redewendung "Den Hals nicht voll kriegen", steckt hinter den Begriffen Geiz und Raffgier. Der "Geizkragen" ist ein allgemein unbeliebter Zeitgenosse, der nicht bereit ist, etwas von dem, was er besitzt, abzugeben. Meistens dreht es sich dabei um Geld, aber auch mit anderen Gütern kann man geizig sein - zum Beispiel mit Essen.
Eine ähnliche Bezeichnung lautet übrigens "Ein Pfennigfuchser sein" - also jemand, der schon wegen sehr geringer Geldbeträge äußerst knauserig ist. Dieses Wort wird allerdings erst seit dem 18. Jahrhundert verwendet.
 
„Den Stab über jemanden brechen“
- 1.jpg
Den Stab über jemanden zu brechen, war einmal ein Brauch bei Gericht. Der Gerichtsstab war das Zeichen der richterlichen Gewalt. Der Richter nahm zur Eröffnung des Gerichts den Stab in die Hand und wenn er die Verhandlung beendete, legte er ihn wieder ab. Wenn über einen Angeklagten die Todesstrafe verhängt wurde, zerbrach der Richter den Gerichtsstab über dem Kopf des Verurteilten. Dazu sprach er: "Nun helfe Dir Gott, ich kann Dir nicht mehr helfen!"

Den Stab über jemanden zu brechen, heißt also jemanden zu verurteilen.
 
„Aus den Pantinen kippen“
Die Redewendung drückt übertreibend aus, daß jemand vor Entkräftung oder auch Entsetzen umfällt.
Der norddeutsche Ausdruck für Pantoffel ist Pantine. Die Pantoffel waren früher Holzpantoffel, die vor allem auf dem Land mit dicker Holzsohle getragen wurden.
 
„Jemandem nicht grün sein“
Mit dem Ausspruch "jemandem nicht grün sein", wird ausgedrückt, daß man eine Person nicht leiden kann. Die Farbe grün steht für Wachstum und Gedeihen, ist also etwas Positives. Mit der Verneinung in dieser Redensart will man also genau das Gegenteil ausdrücken.
 
„Der Vergleich hinkt“
Daß ein Vergleich hinkt, bedeutet, daß ein Vergleich nicht stimmt oder nicht angebracht ist. Früher war das Hinken ein weit verbreitetes Gebrechen. Da es außerdem auch ein ziemlich auffälliges Übel war, wurde es oft als Bild für alle Arten von Irrtümern benutzt.